Tag X Bd.1 – Wer ermordete den Präsidenten (Fred Duval, Jean-Pierre Pécau, Colin Wilson)

Verlag: Panini (Juli 2015)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 13,99 €
ISBN-13: 978-3957984500

Genre: Alternative Geschichtsschreibung


Klappentext

Die Ermordung des Präsidenten!

5.Januar 1965. In Washington beginnt der gerade wiedergewählte US-Präsident seine zweite Amtszeit, indem er den Befehl für eine Landoffensive gegen das kommunistische Nordvietnam erteilt. Hanoi fällt am 5.Juni 1967 – der Blutpreis, der für den Sieg gezahlt wird, sorgt auf der ganzen Welt für Empörung. In Amerika, wo der Protest gegen den Krieg Tag für Tag zunimmt, igelt sich das Regime ein – ein neuer Bürgerkrieg bahnt sich an. In diesem Klima der Unsicherheit und Gewalt fällt bei einer Parade ein Schuss... die Geschichte des Attentats auf Präsident Kennedy ist bekannt, wenngleich voller Mysterien.

„Tag X“ erzählt die Geschichte des Attentats auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in einer alternativen Realität und stellt die Frage: „Was wenn der Schuss ein Jahrzehnt später gefallen wäre und nicht Kennedy, sondern Nixon gegolten hätte?“, und beleuchtet faszinierend die möglichen Hintergründe, die zu dieser Tat geführt haben könnten!


Klappentext

In der Literatur wird von jeher immer mal wieder, eine veränderte, alternative  Geschichtsschreibung angenommen und dann weitergeführt. Beispielroman dafür ist z.B. Vaterland von Robert Harris, in dem der Autor davon ausgeht, dass Hitler den Zweiten Weltkrieg nicht verloren hat und zu seinem 75. Geburtstag sogar den amerikanischen Präsidenten empfängt. Aus dieser Prämisse entwickelt sich dann ein sehr starker Thriller. Fred Duval und Jean-Pierre Pécau spielen in Tag X – Wer ermordete den Präsidenten? ebenfalls mit dem Verlauf der Geschichte. Bei ihnen verliert John F. Kennedy die Präsidentschaftswahlen und so wird Richard Nixon der Weg ins Weiße Haus geebnet. Dadurch nimmt der Vietnamkrieg einen anderen, brutaleren Verlauf, allerdings auch mit größeren Erfolgen für die USA. Trotzdem regt sich der Widerstand gegen den Präsidenten, der das Land scheinbar mit eiserner Hand regiert. Bei einer Demonstration von Kriegsgegnern kommt es zur Katastrophe. Wehrlose Menschen werden niedergeschossen. Die Watergate-Affäre wird vertuscht und Nixon schafft es sogar, die Verfassung zu ändern, um seine Präsidentschaft nicht nach zwei Amtszeiten zu verlieren. Bevor es zu einer vierten kommen kann, wird Nixon in Dallas erschossen, passenderweise in seiner typischen Siegerpose im Auto stehend.

Im Mittelpunkt der Geschichte wird von Duval und Pécau nicht das Attentat selbst gestellt oder die Verschwörer, die das Attentat planen, sondern der ausgewählte Schütze für diese Tat. Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf Chris French? Er ist ein Sohn französischer Einwanderer. Sein Vater war allerdings als Elsässer im Zweiten Weltkrieg bei der SS. French ist Mitglied der Hells Angels und kommt darüber als Marine nach Vietnam und durchläuft dort die Hölle, in der er sich wohl zu fühlen scheint. Die beiden Autoren zeichnen Chris Frenchs Weg mit allen wichtigen Stationen nach. So entsteht ein gutes Bild des Mannes, der Nixon erschießen wird und vor allem wird dadurch klar, dass er sowohl in Vietnam als auch zuhause ein Spielball der Politik und mächtiger Männer wird. Seine Persönlichkeit legt es geradezu nahe, dass er eine solche Tat begehen wird. Er ist skrupellos, wenn es um sein Überleben geht. Gleichzeitig versucht er seine Einheit zu schützen, auch wenn es bedeutet einen anderen Menschen zu opfern. Er hat Halluzinationen, die ihm zu helfen scheinen und vor allem muss er miterleben, wie grausam die Welt ist, in der er lebt. Alles Dinge, die es einfach machen, ihn als Sündenbock dazustellen. Vor allem da er ein verurteilter Mörder ist, weil er sich weigerte einen gefährlichen Befehl durchzuführen und seinen Vorgesetzten erschoss. Frenchs Charakterisierung ist nicht platt, sondern nachvollziehbar. Seine Entwicklung ist innerhalb der Geschichte bis zum Ende konsequent. Der Teil um French wechselt sich mit der Darstellung der Ereignisse ab, die sich während Frenchs Zeit in Vietnam ereignen. Viele reale Ereignisse werden dafür aufgegriffen und mitunter angepasst und in einen neuen Kontext gestellt. Die Verflechtung von Politik, Wirtschaft und Krieg wird klar, wenn die wahren Hintergründe angerissen werden. So entsteht ein gutes Abbild der 60er und 70er Jahre und der möglichen Atmosphäre, die in den USA unter Nixon hätte herrschen können. All diese Zutaten ergeben einen mitreißenden, spannenden Thriller, denn Fakten und Fiktion sind fast nicht auseinanderzuhalten, so dicht sind sie miteinander verwoben. Für Geschichtsfans und Verschwörungstheoretiker ist Tag X mit Sicherheit sehr gute Unterhaltung.

In dem neuseeländischen Zeichner Colin Wilson haben Duval und Pécau einen Zeichner gefunden, der ihre Version des Attentats in Dallas, in sehr gute Bilder zu fassen weiß. In seinen Zeichnungen fängt er die Atmosphäre der handlungsrelevanten Jahre ein, sowohl in den USA, als auch im Dschungel Vietnams. Seine Charaktere sind alle relativ kantig gezeichnet und hin und wieder wäre es wünschenswert, wenn eine größere Bandbreite an Gesichtsausdrücken gezeigt würde. Dieser Mangel wird aber durch den sonstigen Detailgrad ausgeglichen. Dazu weiß er ganz genau, wie er durch die Anordnung der Panels und seiner Bilder, die Geschichte beschleunigen oder verlangsamen kann und zwar immer im richtigen Augenblick.


Fazit

Tag X – Wer erschoss den Präsidenten? ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie ein Thriller in einer alternativen Realität aussehen kann. Fred Duval und Jean-Pierre Pécau liefern eine spannende Geschichte ab, die Fakten und Fiktion mischt.


Pro & Contra

+ French ist ein richtiger Charakter mit Hintergrund und nicht nur Kanonenfutter
+ Fakten und Fiktion sind eng verwoben
+ Atmosphäre der Zeit wird getroffen

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln aus der Reihe Tag X:

Rezension zu Tag X Bd.3 – Russen auf dem Mond