Stephen Aryan (deutsche Übersetzung - 10.10.2015)

Interview mit Stephen Aryan

StephenAryanLiteratopia: Hallo, Stephen! Kürzlich ist bei uns in Deutschland Dein Fantasyroman „Battlemage“ erschienen. Worauf können sich die Leser freuen?

Stephen Aryan: Der Roman ist eine epische Sword-&-Sorcery-Geschichte, vor dem Hintergrund eines Krieges, der den größten Teil der Welt erfasst. Im Buch ist der Krieg der Rahmen, der mir erlaubte, eine Menge unterschiedlicher Geschichten zu erzählen. Neben vielen großen Schlachten mit Kriegern gibt es daher auch jede Menge von Battlemages gewirkte Magie. Die Geschichte wird hauptsächlich aus drei Perspektiven erzählt, aber es gibt auch noch eine vierte, bei der es um Spionage und Spionieren geht.

Literatopia: Was zeichnet einen richtigen Battlemage (Kampfmagier) aus? Und worin unterscheidet ein solcher sich von einem Hexenmeister?  

Stephen Aryan: Dieser Unterschied wird teilweise im ersten Roman untersucht, wo wir erfahren, dass Battlemages im Wesentlichen lebende Waffen sind. Sie sind Menschen, die darin trainiert wurden, mit Magie zu kämpfen, und im Grunde können sie nichts anderes. Dabei kann Magie eigentlich so viel mehr vollbringen. Diejenigen Anwender von Magie, deren Fähigkeiten über die reine Kampfmagie - also das Verteidigen und Verletzen von Menschen - hinausgehen, werden manchmal Hexenmeister genannt. In „Battlemage“ finden sich Hinweise darauf, warum Magieanwender sind, wie sie sind, und warum Battlemages ein selten gewordener Menschenschlag sind. Das Thema, was Magie ist und wie sie sich verändert hat, werde ich im weiteren Verlauf der Trilogie immer wieder aufgreifen, genauso die Frage, in welchem Ansehen die Magie in anderen Länder dieser Welt steht.

Literatopia: Wie sieht die Magie in „Battlemage“ aus? Kann man sie überhaupt sehen, zum Beispiel als farbig schimmernde Energie? Und wo sind ihre Grenzen?

Stephen Aryan: In „Battlemage“ wird sie auf unterschiedliche Weise und mit sehr verheerenden Folgen im Krieg angewendet, etwa in Form von Feuerbällen, als Blitz und so weiter. Aber es geschehen auch scheußliche Dinge, die nur andere Magieanwender bemerken können. Es existieren noch andere, sehr unterschiedliche Arten von Magie, und auf einige gibt uns „Battlemage“ Hinweise, aber ich will nicht zu viel verraten. Es gibt Grenzen für das, was man mittels Magie bewirken kann, und der Anwender muss einen Preis für den Gebrauch bezahlen. Einige der Grenzen sehen wir in „Battlemage“, wenn die Battlemages während des Kriegs durch ihre tagtäglichen Kämpfe auf die Probe gestellt werden. Die Nutzung großer Kräfte fordert ihren Tribut, körperlich wie geistig.

Literatopia: Erzähl uns doch etwas über Deine Protagonisten. Was ist Balfruss für ein Typ? Wie wird Vargus in die Geschichte hineingezogen? Und wie kann Talandra als Prinzessin gleichzeitig Spion sein?

Stephen Aryan: Balfruss ist ein Mann, der viele Jahre im Ausland verbracht hat, als Battlemage für andere Länder arbeitete und Menschen in Not half. In „Battlemage“ kehrt er endlich heim, weil der König Battlemages zur Verteidigung des Königreiches anwirbt. Balfruss ist gar nicht klar, wie stark sein Heimweh ist und wie sehr ihm sein Land gefehlt hat. Unglücklicherweise darf er sich nun aber nicht ausruhen, sondern soll kämpfen. Er hat sich also eine schwierige Zeit für seine Heimkehr ausgesucht. Neben den Battlemages benötigt der König auch Krieger. So folgt Vargus seinem Ruf und findet sich im Kampf an vorderster Front wieder. Für Vargus gibt es noch einen weiteren Grund zu kämpfen, auf den in der Geschichte näher eingegangen wird. Talandra ist die Leiterin des königlichen Geheimdienstes. Sie befehligt für ihren Vater dessen Spione überall auf der Welt. Sie gibt ihnen ihre Befehle und koordiniert ihre Strategie. Sie beeinflusst durch ihre Agenten den Kriegsverlauf, benutzt sie dazu, auf vielerlei Art und Weise fern vom Schlachtfeld beim Feind Chaos zu erzeugen.

Literatopia: Welche Art von Göttern gibt es in „Battlemage“? Und schreiten sie tatsächlich in den Krieg ein?

Stephen Aryan: Die Welt ist sehr alt, und ich baue ihre Historie Schicht für Schicht auf. Mehrere Religionen etwa waren einst sehr beliebt und gerieten dann in Vergessenheit - und mit ihnen verblassen die Götter, deren Macht an die Religion gebunden ist. Manche Götter sind beliebt und somit mächtig, andere sind fast vergessen. Es gibt also vielerlei Arten von Göttern. Selbst die Götter müssen bestimmten Regeln gehorchen. Darum treffen sie sich, um über ihre eigene Sterblichkeit zu reden und darüber, was sie tun bzw. nicht tun können, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Viel mehr möchte ich dazu nicht sagen, ansonsten verderbe ich vielleicht die Geschichte.

Literatopia: Da in Deiner Fantasywelt Krieg herrscht, wird es wohl reichlich Action geben? Wie bist Du beim Schreiben der Kampfszenen vorgegangen, damit sie „realistisch“ wirken?

Stephen Aryan: Ich habe früher zu fechten gelernt und bin außerdem Bogenschütze, also besitze ich einiges Wissen aus erster Hand zu Schwertern und Bogen. Außerdem habe ich mir Beispiele für gutes und schlechtes Kämpfen angeschaut, sei es in Film und Fernsehen oder anderen Büchern und sogar Comics.

Ich habe darüber nachgedacht, was mir gefiel bzw. nicht gefiel, und habe mich bemüht, die Kampfszenen aufregend zu gestalten, aber auch realistisch, sodass der Held nicht ständig gewinnt und in einem Kampf nicht immer der Stärkste ist. Manchmal verlieren sie, weil sie ausgerutscht sind, und das allein entscheidet dann über den Ausgang. In jedem Kampf spielt also das Glück ebenso eine Rolle wie das Geschick, wodurch auch mal Unerwartetes geschieht. Ich musste auch versuchen, magische Kämpfe realistisch zu gestalten; darum gibt es Grenzen dessen, was eine Person mittels Magie ausrichten kann - ansonsten könnte letztlich jeder Kampf durch die Magie entschieden werden.

Literatopia: „Battlemage“ ist auch in England ganz frisch auf dem Markt – gab es schon erste Reaktionen? Und wie kam es dazu, dass das Buch zeitgleich in verschiedenen Ländern veröffentlicht wird?

Stephen Aryan: Ich hatte bisher einige Rückmeldungen von Lesern in Amerika und hier im Vereinigten Königreich, aber noch nicht viele, da das Buch erst zwei Wochen alt ist. Bisher waren die Kritiken aber gut, und den Leuten gefällt die Geschichte. Mein Verlag, Orbit, hat Firmensitze im Vereinigten Königreich und Amerika, aber auch in Australien, darum ist das Buch in all diesen Ländern bereits in den Buchläden erhältlich. Auch ein paar andere Verlage haben die Serie gekauft - etwa Piper in Deutschland und Bragelonne in Frankreich. Das deutsche Erscheinungsdatum lag zufällig deshalb sehr nah am englischen, weil Piper sehr gut organisiert ist. Die hatten die Titelseite schon entworfen, bevor ich die britische Version gesehen hatte!

Literatopia: Wenn Du das englische und das deutsche Cover von „Battlemage“ vergleichst – welches gefällt Dir besser?

Stephen Aryan: Das ist sehr schwierig zu entscheiden. Als ich anfing, dieses Buch zu schreiben, dachte ich nie daran, dass es einmal in andere Länder verkauft werden würde. Ich fühle mich also glücklich, dass es überhaupt ein Cover gibt - und dann sogar zwei! Ich mag beide Titelseiten gleich gern.

Literatopia: Du warst bereits als Buchblogger, Kolumnist und Podcaster tätig – wie fühlt es sich an, nun quasi auf der anderen Seite zu stehen und etwas veröffentlicht zu haben, was andere Blogger und Rezensenten bewerten?

Stephen Aryan: Es ist sehr seltsam, auf der anderen Seite zu stehen. Als ich noch Bücher rezensierte, versuchte ich stets fair zu sein und nicht bloß zu sagen, dass mir ein Buch nicht gefalle. Wenn ich mit irgendeinem Teil eines Buches ein Problem hatte, begründete ich das immer. Mir ist das sehr wichtig, aber eine Menge Leute verstecken sich hinter der Anonymität ihrer Onlinenamen und verunglimpfen schöpferische Menschen durch Bemerkungen, die sie einer Person nie ins Gesicht sagen würden. Sie kümmert nicht all die Arbeit und Anstrengung, die für das Schreiben des Buches und seine Veröffentlichung nötig waren. Kurzum, jetzt da mein erstes Buch erschienen ist, bin ich mir der Rezensenten und Blogger sehr bewusst.

Literatopia: Wie ist der Kontakt zu Deinen Fans? Gibt es da einen regen Austausch, zum Beispiel im Social Media Bereich? Und kommst Du vielleicht einmal nach Deutschland?

Stephen Aryan: Ich bin sehr aktiv im Social-Media-Bereich (auf Twitter:  @SteveAryan), und ich bemühe mich, jedem zu antworten, der einen Kommentar hinterlässt. Ich rede gern über die Bücher oder andere Geek-Sachen wie Bücher, Comics, Podcasts, Filme und Spiele. Ich besitze auch eine Website (www.stephen-aryan.com), wo ich regelmäßig poste und wo Leute, die mir eine Email schicken wollen, meine Email-Adresse finden können. Außerdem habe ich eine Facebook-Seite, wo ich Neuigkeiten poste und gern auch mit Leuten ins Gespräch komme. Leute aus allen Ecken der Welt haben sich schon gemeldet - aus Amerika, Australien, dem Vereinigten Königreich. Es ist toll, mir vorzustellen, dass es an all diesen Orten mein Buch gibt.

Ich würde sehr gern mal nach Deutschland kommen, aber ich bin ein neuer Autor, und die Leute hören gerade erst zum ersten Mal von mir. Wenn mit der Zeit meine Leserschaft wächst und wenn mich dann genug Leute zu einer Veranstaltung nach Deutschland einladen, würde ich mich ganz gewiss auf den Weg machen.

Literatopia: Wann und warum hast Du eigentlich mit dem Schreiben angefangen? Und wovon handelte Deine erste Geschichte?

Stephen Aryan: Ich habe schon immer gern Geschichten geschrieben, selbst als kleiner Junge, darum kann ich mich nicht daran erinnern, wovon meine erste Geschichte handelte. Ich verfasse auch schon seit langer Zeit Romane. „Battlemage“ ist entweder mein achter oder neunter vollständiger Roman, ich habe also noch eine Menge alte Sachen in der Schublade. Es hat mich viele Jahre des Übens gekostet, besser zu werden und herauszufinden, welche Art Schriftsteller ich bin. Heute bin ich mit meinem Stil zufrieden und hoffe einfach, dass er sich im Lauf der kommenden Jahre durch mehr Übung noch verbessern wird.

battlemage ukLiteratopia: Auf Deiner Homepage schreibst Du, Du liest unter anderem gerne Superhelden-Comics.  Welche Helden haben es Dir besonders angetan?

Stephen Aryan: Mein Lieblingssuperheld ist Batman. In den Filmen ist die Figur recht gut, aber in den Comicbüchern ist sie viel besser. Ich liebe auch Daredevil sowie andere Marvel-Figuren wie Captain America, darum haben mir all die Marvel-Filme und -Fernsehserien große Freude bereitet. Ich liebe außerdem Arrow und Flash - ich finde es großartig, dass es diese DC-Figuren ebenfalls im Fernsehen gibt.

Literatopia: Was liest Du sonst noch gerne? Und hast Du ein Lieblingsbuch / einen Lieblingsautor, von dem Du uns erzählen magst?

Stephen Aryan: Ich lese eine Menge Comics. Was Romane angeht, lese ich hauptsächlich Fantasy, Horror und Science Fiction. Ich habe eine ganze Menge Lieblingsautoren, viele von ihnen tragen sehr bekannte Namen - wie Stephen King oder Dean Koontz -, andere sind weniger bekannt. Ich lese auch gern mal neue Fantasy- und Science-Fiction-Schriftsteller: Drei wirklich großartige Fantasyautoren sind Freunde von mir, ihre Bücher sind ausgezeichnet. Schaut sie euch unbedingt mal an.

Die drei sind: Jen Williams, die tolle Fantasy-Abenteuerromane schreibt. Das erste Buch ihrer Trilogie heißt „The Copper Promise“. Den Patrick schreibt düstere, grüblerische Gothic Fantasy, die sehr gruselig und aufregend ist. Peter Newmans erster Roman „The Vagrant“ ist wirklich gut, eine Art post-apokalyptischer Fantasyroman, gleichzeitig auch ein SF-Roman mit Dämonen und einer verwüsteten Erde. Peter ist sehr raffiniert und verfügt über einen ganz eigenen Schreibstil. Ich habe dieses Jahr wirklich viel Freude mit den Büchern dieser drei Autoren gehabt.

Literatopia: Schreibst Du bereits fleißig am zweiten Teil Deiner „Age of Darkness“-Trilogie? Und kannst Du uns vielleicht einen kleinen Ausblick geben?

Stephen Aryan: Ich habe „Bloodmage“, das zweite Buch der Trilogie, beim Verlag abgegeben, und es wurde auch schon lektoriert, sodass der Inhalt komplett feststeht. Ich kann euch ein paar Hinweise darauf geben, wie es weitergeht. Die Geschichte spielt ein Jahr nach den Ereignissen in „Battlemage“, und es gibt viele neue Figuren. Einige alte Gesichter aus „Battlemage“ tauchen auch wieder auf, es ist also nicht alles neu, und einige Handlungselemente werden weitergeführt. Jeder Band der Trilogie bietet im Wesentlichen eine abgeschlossene Geschichte, aber ich versuche Langzeitleser mit einer Menge versteckter Sachen zu belohnen, die neuen Lesern entgehen werden.

Ich habe übrigens gerade die erste Fassung von Band 3 abgegeben, werde da also bald mit dem Redigieren beginnen. Im Moment lege ich also eine kurze Pause ein, um mich dann, später im Jahr, dem Redigieren von Band 3 zu widmen.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview, Stephen!

Stephen Aryan: Danke für die Einladung zu diesem Gespräch.


Autorenfoto: Copyright by Stephen Aryan

Autorenhomepage: www.stephen-aryan.com

zur englischen Originalversion des Interviews

zur Rezension von "Battlemage - Tage des Krieges"


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia.de geführt und von Rainer Skupsch übersetzt. Alle Rechte vorbehalten.