Gotham Central Bd.1 – In Erfüllung der Pflicht (Ed Brubaker, Greg Rucka, Michael Lark)

Verlag: Panini; (September 2015)
Softcover: 124 Seiten; 14,99
ISBN-13: 978-3957984838

Genre: Krimi


Klappentext

Gothams beste Cops

Es ist nicht leicht, ein Cop in Gotham City zu sein. Tag und Nacht müssen die Detectives Marcus Driver, Renee Montoya und Chris Allen gegen Gewalt und Korruption ankämpfen und sich mit brutalen Freaks und verrückten Superschurken herumschlagen! Und dann ist da noch Batman, der nach seinen eigenen Regeln spielt. Oft ist er zwar die letzte Rettung, doch Gothams Polizisten stehen nur ungern im Schatten des Dunklen Ritters. Als der eiskalte Mr. Freeze einen ihrer Kollegen tötet, sind die Cops des Gotham City Police Departments wild entschlossen, diesen Fall ohne die Hilfe des Mitternachtsdetektivs zu lösen...

Der erste Band der herausragenden Cop-Serie, geschrieben von den Krimi-Spezialisten Ed Brubaker (BATMAN, CRIMINAL) und Greg Rucka (BATWOMAN), mit Artwork von Michael Lark (DAREDEVIL)


Rezension

Wie ist es ein Cop in Gotham zu sein? Mit all den Superschurken, Batman und überlebensgroßen Bedrohungen, aber auch „normalen“ Fällen? Wie kommen die einfachen Polizisten auf der Straße damit zurecht, dass sie immer im Schatten Batmans stehen werden und immer damit rechnen müssen, dass ihnen ihre Fälle aus der Hand genommen werden und Batman um Hilfe gebeten wird? Wie geht man mit einem solchen Druck um? Schon lange bevor es die Fernsehserie Gotham auf die Bildschirme brachte, haben sich Ed Brubaker und Greg Rucka mit diesen Fragen beschäftigt. Ihr Gotham Central ist dabei eindeutig als Inspirationsquelle für die Serie zu erkennen. Beide Autoren sind zudem keine Unbekannten im Thriller-/Krimigenre. Ed Brubaker ist unter anderem für Sleeper und Point Blank bekannt, während Greg Rucka unter anderem Whiteout verfasste. 

Gotham Central präsentiert eine Sondereinheit, die noch James Gordon gründete. Die Polizisten sind in eine Tag- und Nachtschicht eingeteilt. Neben den üblichen Rivalitäten, müssen die Cops damit fertig werden, dass Batman jederzeit gerufen werden kann, falls sie nicht schnell genug den Täter einer Straftat finden. In Erfüllung der Pflicht beginnt mit Marcus Driver und seinem Partner Charlie Fields bei Ermittlungen in einem Entführungsfall. Bonnie Lewis ist verschwunden und die Beiden gehen einem Hinweis nach, von dem sie sich allerdings nicht viel versprechen, weswegen sie auch keine Verstärkung anfordern. Ein Fehler wie sich herausstellt. Den Entführer finden sie nicht, aber sie treffen auf Mr. Freeze mit katastrophalen Folgen. Fields stirbt und ab diesem Zeitpunkt ermitteln alle Cops, um Freeze dingfest zu machen. Dabei bittet Marcus Driver den neuen Commissioner Batman nicht zu rufen. Er will dieses Mal nicht „versagen“. Batmans Hilfe wäre in diesem Fall kontraproduktiv, da sie ihm und seinen Kollegen ihre Hilflosigkeit gegenüber solchen Superschurken vor Augen führen würde. Der Fall Bonnie Lewis wird zurückgestellt und an das FBI abgegeben. Erst als Freeze gefasst ist, ermittelt Driver mit neuer Partnerin wieder in diesem Fall und kommt dem Täter auf die Spur.
Greg Rucka und Ed Brubaker tauchen tief in das Polizeimilieu ab. Sie rasen nicht einfach durch ihre Handlung, sondern nehmen sich Zeit für ihre Figuren, für ihre Ängste und Nöte. Sie zeigen Marcus Driver, Renee Montoya, Chris Allen und all die anderen in ihrem Alltag und wie sie versuchen, sich in all dem Wahnsinn zurecht zu finden. Dafür brauchen sie keine großen Fälle, die die ultimative Bedrohung darstellen, sondern sie beschäftigen sich mit dem „Alltäglichen“ das in Gotham stattfindet. Sie zeigen ihre Charaktere bei ihrer Ermittlungsarbeit und bei den persönlichen Gesprächen, die sie führen und schaffen es so, individuelle, starke Charaktere aufzubauen, die alle ihre eigenen Persönlichkeit besitzen und keine x-beliebigen Abziehbilder sind. Die Fälle sind clever konstruiert und richtig spannend. Hier merkt man die Erfahrung die beide Autoren in diesem Genre besitzen. Batman selbst taucht nur am Rande auf und wird hauptsächlich dazu benutzt, um Marcus Driver weiter auszudifferenzieren. Sein Gespräch mit Batman auf dem Dach der Polizeistation ist eine der eindrucksvollsten Szenen des Bandes. Wenn Greg Rucka und Ed Brubaker auch nur halbwegs dieses Niveau halten können, gehört Gotham Central zu den besten Batman-Comics überhaupt und in jede anständige DC-Sammlung. Panini versuchte im Übrigen schon einmal Gotham Central zu veröffentlichen, brach es damals aber leider nach dem ersten Band ab. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Mal alle Bände dieser überaus starken  und im Batman-Universum ungewöhnlichen Serie ihren Weg ans Licht der Öffentlichkeit finden werden.

Michael Lark unterstützt die beiden Autoren, in dem er keine Hochglanzzeichnungen abliefert, sondern einen eher dreckigen Stil benutzt, mit groben Linien. Seine Zeichnungen wirken leicht zerrissen fast ungenau, aber genau dadurch bringt er Stimmung und Inhalt genau auf den Punkt. Das Seelenleben der Charaktere spiegelt sich in seinen Bildern, genauso wie die Trostlosigkeit, die sie umgibt und ihre Ohnmacht gegenüber ihrem Alltag. Hier braucht es keine perfekt ausgearbeiteten Bilder und das weiß Michael Lark genau. Somit hat Gotham Central den perfekten Zeichner bekommen.

Bis auf die Cover gibt es kein Zusatzmaterial, was schade ist, denn bei Gotham Central bietet es sich geradezu an, mehr Hintergrundinformationen abzudrucken, in Form von Interviews mit den Autoren oder ähnlichem.


Fazit

Die vielleicht beste Cop-Serie in Comicform. Krimi trifft am Rande auf Superheldenaction und zeigt Gotham von einer ganz neuen Seite. Pflichtlektüre für alle Thriller- und Krimifans. Und das gilt nicht nur für Comic-Leser.


Pro & Contra

+ starke Charaktere
+ clever aufgebaute Fälle
+ Zusammenspiel der Figuren

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Bänden über Gothams Polizei:

Rezension zu Gotham Central Bd.2 - Doppeltes Spiel
Rezension zu Gotham Central Bd.3 – Im Fadenkreuz des Jokers
Rezension zu Gotham Central Bd.4 – Bullocks letzter Fall
Rezension zu Gotham Central Bd.5 – Auf Freak-Patrouille
Rezension zu Gotham Central Bd.6 – Toter Robin
Rezension zu Gordon aus Gotham
Rezension zu Batman/ Joker: Der Mann, der lacht
Rezension zu Catwoman von Ed Brubaker Bd.1