Rezensionen im November (2015)

Liebe LeserInnen,

unglaublich, wie die Zeit vergeht – der letzte Monat des Jahres ist angebrochen und somit bekommt ihr heute den letzten Rezensions-Rückblick für dieses Jahr. Denn auf den Dezember werden wir natürlich erst Anfang Januar zurückblicken, damit unsere Redakteure auch die Feiertage noch kräftig nutzen können ;) Bis dahin aber erstmal viel Spaß mit den wichtigsten Titeln aus November!



Belletristik

Jodi Picoult ist mit "Bis ans Ende der Geschichte" eine sehr emotionale Aufarbeitung des Krieges gelungen. Viele Tränen werden fließen, wenn die Geschichten aus dem Warschauer Ghetto und des Konzentrationslagers erzählt werden. Ihrer Genialität ist es zu verdanken, dass nicht nur die eine Seite beleuchtet wird, sondern auch die Sicht der Peiniger dargestellt wird. Unwillkürlich überlegt man, wie man selber in der damaligen Situation sich verhalten hätte - was heute eigentlich unvorstellbar sein sollte, war damals ein reiner Überlebenskampf.

Historik

"Im Schatten der Hanse" von Henning Mützlitz ist ein düsterer Abenteuerroman in einem schmutzigen, historischen Gewand. Die drei Protagonisten kämpfen um ihr Überleben und trotzen einer Welt, in der sich jeder selbst der nächste ist und in der man bereit sein muss, zu töten, wenn man nicht selbst aufgeschlitzt in der Gosse landen will. Der atmosphärische Schreibstil zeichnet das vierzehnte Jahrhundert gleichermaßen finster wie lebendig und macht Im Schatten der Hanse zum einem rauen und spannenden Leseerlebnis.

Dark Fantasy

Leider nur ein kurzer Ausflug in Elis chaotische Welt, aber ein sehr intensiver. Kristina Günak hat mit "Verliebt, verlobt ... verhext" ein sehr saftiges Appetithäppchen geliefert und damit wird die Wartezeit auf den nächsten Band allen Fans sehr versüßt. Wer schon immer mal mehr von Vincent erfahren möchte ist mit dieser kleinen, feinen Geschichte bestens bedient.

Fantasy

Der zweite Band von Anthony Ryans Rabenschatten-Trilogie "Herr des Turmes" ist anders gestaltet als der Vorgänger, doch das Konzept geht absolut auf. Es bleibt spannend, die episch angelegte Handlung schreitet voran, bekommt neue Facetten und das hohe Niveau des ersten Bandes konnte bis auf ein paar minimale Schwächen gehalten werden. Alles in allem eine rundum gelungene Fortsetzung!

"Exkarnation – Seelensterben" ist eine eigenständige Fortsetzung einer mit verrückten Ideen und Charakteren vollgepackten Reihe. Längen entstehen nur dann, wenn Markus Heitz die eigentliche Handlung etwas aus den Augen verliert, um Nebencharakteren oder abgefahrenen Ideen nachzufühlen.

Thriller

V.S. Gerling hat es geschafft, den zweiten Band noch besser als den ersten zu gestalten. In "Falsche Fährten" laufen Helen Wagner und Nicolas Eichborn wieder zu Höchstformen auf, gespickt mit humorvollen Einlagen. Neue Charaktere machen neugierig und man darf jetzt schon gespannt sein, welches Feuerwerk der Autor noch zünden wird.

"Amok Baby" sticht mit seinem Cover sofort ins Auge – und kann nach einer kleinen Aufwärmphase auch mit seiner Story schockieren. André Bawar wagt mit seinem fünften Buch nicht nur einen Wechsel vom Küstenkrimi zum (Psycho-)Thriller, sondern geht auch gleich ziemlich hart mit dem deutschen Gesundheitssystem ins Gericht. Die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte um Friederike Marx fesselt und reißt mit, lässt den Leser immer wieder stumm aufschreien und den Kopf schütteln, erschüttert und bleibt bis fast zur letzten Seite spannend. Ein deutsches Thriller-Highlight in diesem Jahr!

Krimi

Mit "Trügerische Nähe" führt Susanne Kliem den Leser in die malerische Idylle eines Bauernhofs. Vier Stadtmenschen suchen auf dem Land Ruhe, Entspannung und Erholung. Mit der attraktiven Studentin Livia bricht die Maske, die jede der Figuren trägt. Idylle wird zum Psychodrama, das in einem Mord endet. Die Charakterstudie bietet interessante Einblicke, leidet allerdings an unsympathischen, flachen Hauptcharakteren, fehlender Spannung und einem Ende, das nicht zu überzeugen weiß.

Mit "Zeugenkussprogramm" soll es nach der Zeitenzauber-Trilogie eine weitere Reihe von Eva Völler geben. Der erste Band ist schon einmal sehr gut gelungen, eine ungewöhnliche Geschichte in einem spannenden Rahmen. Auf der Leinwand tummeln sich sympathische, kluge und humorvolle Protagonisten, die auch durchaus mal ungewöhnliche Wege gehen.

Manga

"Liebe unter einem Dach" ist ein schöner Shonen-Ai von Kakine, der verschiedene Situationen aus der Welt der Liebe zeigt und die Charaktere zu schönen Lösungen ihrer Probleme führt.

"Snow White & Alice" ist ein Erstlingswerk, das die Leser mit sehr vollen Seiten begrüßt. Wer sich aber durchkämpft, kann auf einige Witze im Zusammenspiel der Charaktere stoßen und erfährt einige Überraschungen, die in den folgenden Bänden von Pepu aufgeklärt werden sollten.

Sachbuch

"Eden – Die Fotografie von Art Wolfe" ist ein wahres Mammutwerk, das wie kaum ein anderer Bildband die Schönheit unserer Welt einfängt und dem Betrachter dabei einen einzigartigen und ganz persönlichen Blickwinkel eröffnet. Art Wolfe liefert hier keine einfachen Abbilder der Natur, sondern zeigt uns, was er in all diesen Momenten gesehen und empfunden hat. Sein Blick auf Menschen, Tiere und Pflanzen ist dabei stets voller Bewunderung und Respekt und er eröffnet dem Betrachter Welten, die den meisten von uns ansonsten verborgen geblieben wären.



Während der Monat für die klassische Literatur verhältnismäßig schwach verlief, hat sich unsere Comic-Abteilung über kräftigen Zuwachs freuen dürfen. Werft hier am besten selbst einmal einen Blick rein.

Wer lieber noch ein wenig in den Bücherregalen der anderen Genres stöbern möchte, ist wie immer herzlich dazu eingeladen, unser umfangreiches Rezensions-Archiv zu besuchen.

Wir wünschen euch einen wunderbare, schnee- und lesereichen Dezember,
euer Literatopia-Team