Verlag: Egmont Comic Collection; (Oktober 2015)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3770438907
Genre: Humor
Rezension
Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt... ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Babaorum, Aquarium, Laudanum und Kleinbonum liegen...
Den Einführungstextes eines jeden Asterix-Bandes dürften Asterix-Fans kennen, nur wird er meist überblättert. Beim neuesten Abenteuer von Asterix und Obelix steht er sozusagen im Mittelpunkt, denn Cäsar hat sein berühmtes Werk De Bello Gallico verfasst. Und in diesem ist über die unbeugsamen Gallier und ihr Dorf nichts zu lesen. Warum erfährt der Leser von Der Papyrus des Cäsar. Syndicus, Verleger und Berater Cäsars, rät ihm die Episoden über die Gallier zu entfernen und so besser dazustehen, damit er weiter leicht Geld für weitere Eroberungsfeldzüge bekommen kann. Die Idee gefällt Cäsar, zumal auch sein Ruhm und sein Ansehen weiter steigen würden, und er befiehlt, dass niemand das Kapitel über Asterix und seine Freunde zu Gesicht bekommen soll. Leider ist dies nicht leicht zu bewerkstelligen. Einer von Syndicus´ Schreibern überreicht Polemix, einem bekannten Kolporteur, das entsprechende Papyrus und der macht sich gleich auf den Weg zum gallischen Dorf. Hier sucht er Hilfe und die bekommt er auch, wenn auch etwas anders als gedacht. Und so stehen sich gallisches Dorf und Römer ein weiteres Mal gegenüber und dies nicht nur auf der rein körperlichen Ebene, sondern auch im Kampf um die Wahrheit.
Der Papyrus des Cäsars ist der zweite Band des neuen Teams, bestehend aus Didier Conrad und Jean-Yves Ferri und bei diesem Asterix ist deutlich spürbar, dass Albert Uderzo deutlich weniger, wenn nicht sogar keinen Einfluss mehr auf die Geschichte hatte. Angesichts seiner letzten eigenen Alben sowieso eine gute Nachricht, aber auch so lässt sich sagen, dass Ferri dieses Mal ein noch viel besseres Gefühl für den typischen Humor Asterix´ hat. Er scheint sich freigeschwommen zu haben und das beweist er ein ums andere Mal. Endlich ist der so schmerzlich vermisste Witz, in Wort und Bild vollkommen zurück. Asterix bei den Pikten war ein guter Anfang, aber Der Papyrus des Cäsar schlägt die Pikten bei weitem. Die Geschichte ist runder und vor allem mit sehr vielen Anspielungen auf unsere Zeit gespickt. Das Thema ist hochaktuell und gleichzeitig zeitlos. Es geht um Enthüllungsjournalismus, Vertuschungsaktionen der Machthabenden und in Obelix´ Fall um Horoskope. Ferri nutzt die Gelegenheit auf Wikileaks, Julian Assange und Co. anzuspielen und macht dies überaus gut. Dabei verliert er nicht die Gallier aus den Augen, sondern schafft es, all diese zeitgenössischen Themen wie einst Goscinny in Asterix´ Welt zu transportieren und eine zeitlose Geschichte zu schaffen, die auch in Jahren verstanden werden wird. Er baut mehrere großartige Szenen ein, unter anderem mit den Piraten, die in diesem Band nicht als Selbstzweck auftauchen, sondern tatsächlich etwas zum Inhalt beizutragen haben. Der Karnutenwald wird ebenfalls erneut besucht und Asterix´ Kosmos dadurch sinnvoll erweitert. Die Reise dorthin bietet viel Witz und die Gelegenheit die Römer mal auf eine andere, kreative Art leiden zu lassen. Dazu kommen Nebenhandlungen mit Obelix und Majestix. Ersterer hat unter seinem Horoskop zu leiden, letzterer unter dem plötzlichen aufmüpfigen Verhalten der Dorfbewohner, die seine Häuptlingsrolle etwas in Frage stellen. Natürlich löst sich all das am Ende wieder gut auf, aber bis dahin ist Der Papyrus des Cäsar durchaus spannend erzählt und bringt viel Wortwitz mit. Jean-Yves Ferri ist zwar kein René Goscinny, jedoch führt er dessen Figuren gekonnt weiter und nähert sich ihm insgesamt betrachtet, im Sinne von Humor und Handlung, ein weiteres Stückchen an. Viel fehlt nicht mehr und bald ist Asterix wieder in absoluter Topform, wie einst zu Zeiten eines Asterix bei den Briten. Ganz besonderes Lob verdient sich Ferri für die Schlusspointe, die eine Verbeugung vor Asterix´ Vätern ist.
Didier Conrad hat sich beim zweiten Album des neuen Asterix-Teams ebenfalls gesteigert. Die Figuren um Asterix herum gelingen ihm dieses Mal mit einer größer wirkenden Leichtigkeit als noch bei Asterix bei den Pikten. Dabei ist er sehr nahe an Uderzo, hat aber genug Eigenständigkeit, um immer mehr Asterix seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Die Brillanz eines Albert Uderzos besitzt er zwar (noch) nicht, aber Asterix´ neues Abenteuer sieht richtig gut aus. Das liegt vor allem auch daran, dass Didier Conrad sehr detailliert arbeitet und viel im Hintergrund ablaufen lässt, was man beim ersten Lesen nicht unbedingt mitbekommt, dafür hat Der Papyrus des Cäsar dann auch einen hohen Wiederlesewert, weil es immer noch Kleinigkeiten zu entdecken gibt.
Fazit
Asterix – Der Papyrus des Cäsar ist ein Asterix-Album wie es sein soll: Humorvoll, mit vielen Anspielungen gespickt und mit einem aktuellen Thema, das zeitlos verarbeitet wird. Asterix-Fans können absolut unbesorgt zugreifen. Die Zeit der schlimmen Alben scheint dank Ferri und Conrad endgültig vorbei.
Pro & Contra
+ aktuelle Bezüge
+ viel Wortwitz
+ Besuch des Karnutenwaldes
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Humor: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/ Leistung: 5/5
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