Der Herr der Finsternis (Istin, Dim D.)

herr der finsternis

Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime (15. Mai 2009)
Gebundene Ausgabe, 192 Seiten, 28,8 x 22,4 x 1,6 cm, € 39,95
ISBN-13: 978-3770433070

Genre: Fantasy


Klappentext

Eine schreckliche Bedrohung ergreift die Welt von Dyfed. Von seinem Königreich aus zieht Fedath, der Herr der Finsternis, mit einem Heer gegen die friedlichen Territorien. Der Kampf um Dyfed beginnt und das Reich des Bösen weitet sich von Tag zu Tag aus. Menschen, Elfen und Zwerge müssen sich zusammenschließen und ihr Land verteidigen.

Bran macht sich auf die Suche nach einem alten Zauberbuch, in dem das Wissen um die Zerstörung des Herrn der Finsternis zu finden ist. Trotz zahlloser Prüfungen und geringer Chancen auf Erfolg besteht Hoffnung, getragen von Mut, Loyalität und Brüderlichkeit seiner Gefährten.

Ein beeindruckendes Helden-Epos. Präsentiert in atemberaubendem Artwork.


Rezension

Hafgan, der Schöpfergott, reist durch Dyfed, dem Reich in dem die Geschichte spielt und erschafft Atanys den Schöpferstein aus dem alle Völker hervorgehen, die Elfen, Menschen, Zwerge und Feenwesen. Als er sich unglücklich in eine Elfin verliebt erschlägt er sie und ihren Gefährten. In seiner nun folgenden Einsamkeit nutzt Hafgan den Stein Atanys erneut. Eine weitere, dunkle Elfe, Ethfang, betritt die Welt und Hafgan zeugt mit ihr einen Sohn.
Ethfang erschlägt ihren Schöpfer vor den Augen ihres Sohnes Fedath und kreiert mit Hilfe des Steins Atanys Orks, Goblins und andere böse Kreaturen. Ein Krieg bricht über Dyfed herein, der mit der Zerstörung Atanys und dem Tod Ethfangs beendet werden kann. Eine Allianz von Zwergen und Menschen trägt vorerst den Sieg davon.
Doch Fedath gibt sich nicht geschlagen, korrumpiert drei der mächtigsten Magier und greift erneut an. Der letzte Magier des Ordens der Ravenfeld, Bran, ist die einzige Hoffnung auf Frieden, denn er macht sich auf die Suche nach dem Buch des Haleth, während Bündnisse der Menschen, Elfen und Zwerge geschlossen werden und ihre Truppen gegen das Heer des Herrn der Finsternis ziehen.
Bei seiner Reise sammelt Bran Gefährten um sich. Unter anderem eine Elfe, die seine Schülerin wird, und einen zunächst unwilligen Schiffskapitän.
Rechtzeitig zum Finale tritt dann noch ein auserwählte Krieger hervor, doch nicht dieser trägt den Sieg davon, der wird eher auf mystische, spirituelle Weise errungen.

Auf den ersten Blick erkennt man die Parallelen zu „Herr der Ringe“ und „Star Wars“ an denen sich Istin orientiert, der für das Szenario verantwortlich zeichnet.
Er scheut sich sogar nicht, einzelne Szenen direkt aus den Büchern oder den Filmen aufzugreifen und zu zitieren, z.B. gibt es gleich am Anfang des Bandes eine Schlacht, die der in Helms Klamm aus „Herr der Ringe“ in ihrem Ablauf sehr stark ähnelt. Ebenso gibt es einen Zweikampf zwischen Bran und einem Monster in einer Arena, mit ungefähr den gleichen Voraussetzungen, wie in „Star Wars Episode 2“, selbst das Wesen, gegen das er kämpfen muss, ähnelt dem aus dem Film.
Dem Ende entgegen gibt es sogar noch eine Erlöserfigur, die eine Lehre von Nächstenliebe und Vergebung verbreitet und der die Menschen dann folgen. Hierbei bedient sich Istin dann auch offensichtlich der Bibel
Alles in allem also ein wilder Mischmasch der verschiedensten Mythologien und Legenden, den Istin bietet. 
Aber so negativ es sich zunächst anhört, so kann Istins Geschichte durchaus überzeugen. Vor allem bis zur Mitte gelingt es ihm aus den einzelnen Versatzstücken etwas eigenes zu konstruieren, in dem er sie mit ein paar neuen Idee auffrischt. Vor allem ist da die Vorgeschichte zu nennen, die kurz und knapp präsentiert wird. Sie trägt zunächst einmal die Handlung voran. Die Charaktere sind soweit ganz gelungen und machen durchaus eine Entwicklung durch, auch wenn man, bis im Fall Bran, recht schnell vermuten kann, wo sie am Ende stehen werden. Trotzdem sind sie immer glaubwürdig und handeln nicht entgegen ihres Konzeptes.
Istin schafft es, sehr viel aus seiner Idee herauszuholen, doch leider nur bis zur Hälfte, danach traut er sich leider nicht weiter mutig seinen Weg zu gehen, sondern schwenkt auf alte Pfade in der Fantasy ein. Was nun folgt ist im Ablauf Standard, Istin bringt nichts wirklich neues mehr ein und verlässt sich viel zu sehr auf seine offensichtlichen Vorbilder, die jederzeit durchscheinen.
Der Großteil des Comics wird von einem Erzähler im Stile alter Legenden berichtet, dessen Identität sich erst am Ende enthüllt. Durch diesen Kniff erhält „Der Herr der Finsternis“ eine mystische Atmosphäre, die einem das Gefühl von alten Zeiten gibt. Man scheint in eine unbekannte Vergangenheit zu blicken. Verstärkt wird dies durch Begriffe aus alten Sagen, die den Comic mit unserer Welt zu verbinden scheinen.

Ist die Geschichte nur mehr solide, ist die zeichnerische Umsetzung derselben aber grandios. 
Dim D. setzt die Geschichte Istins in beeindruckenden Bildern um. Panoramen und Schlachtengemälde, die nicht selten sind, werden von ihm in einer Qualität umgesetzt, die nicht häufig zu finden ist. Landschaften und Fahrzeuge sind unheimlich einprägsam und vermitteln das Gefühl einer untergegangenen Welt. 
Nur vereinzelt sind die Zeichnungen nicht ganz so hoch in ihrer Qualität wie der Rest, aber natürlich immer noch sehr gut. Es ist nur manchmal auffällig, dass Dim D. sein Hauptaugenmerk vermutlich auf die ein- bis doppelseitigen Zeichnungen gelegt hat und weniger auf einzelne kleine Bilder von Charakteren, aber das stört den guten Gesamteindruck keineswegs. 
Dim D.`s Zeichnungen erstrahlen in kräftigen Farben, wodurch er in manch düsteren Augenblicke Farbakzente setzen und das Augenmerk des Lesers gezielt lenken kann. 

Die Umsetzung des Gesamtbandes von „Der Herr der Finsternis“, denn in Frankreich erschien die Geschichte in vier Bänden, ist nur als gelungen zu bezeichnen. Es gibt zwar kein Vor- oder Nachwort, aber dafür erhält man ein sehr stabiles gebundenes Buch, das auf hochwertigem Papier gedruckt ist und die Zeichnungen erstrahlen lässt.


Fazit

Auch wenn die Geschichte an sich nicht völlig zu überzeugen weiß, ist der Comic lesens- und empfehlenswert, denn die Zeichnungen sind teilweise einfach atemberaubend. Besonders bei den über eine Seite gehenden Panoramen oder Schlachten, zeigt Dim D. wie gut er ist. Wer das Geld hat und mehr Wert auf gute Zeichnungen legt, als auf eine neue innovative Handlung, sollte auf jeden Fall zugreifen.


Pro & Contra

+ stimmungsvolle, einzigartige Bilder
+ schön gestaltete Ausgabe
+ glaubwürdige Charaktere

° die Story flacht nach der Hälfte ab und bewegt sich in vertrauten Fantasygewässern
° relativ wenig eigenständiges, vielmehr werden viele Vorbilder zitiert und verbunden
° relativ hoher Preis
° so gut wie jeder Charaktere hat Vorbilder, die man sehr deutlich erkennen kann 

Bewertung:

Charaktere: 3,5/5
Handlung: 3/5
Zeichnungen: 5/5
Preis/Leistung: 4/5