Weiß wie der Mond (Francois & Emmanuel Lepage)

Verlag: Splitter-Verlag; (August 2015)
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten; 39,80 €
ISBN-13: 978-3958391468

Genre: Reiseerzählung, Sachbuch


Klappentext

Die Antarktis ist der trockenste, kälteste und unzugänglichste Kontinent.
Es ist eine Welt der Extreme.

2011 lädt das Französische Polarinstitut Francois und Emmanuel Lepage dazu ein, in einem Buch das Comic und Foto miteinander verquickt, von einer wissenschaftlichen Mission auf der Antarktis-Basis Dumont d´Urville in Adélieland zu berichten.

Darüber hinaus bietet es ihnen an, als Fahrer am Versorgungskonvoi für die Basis Concordia teilzunehmen, die inmitten des antarktischen Kontinents, 1.200 km von Dumont d´Urville entfernt liegt!

Der Raid, so wird er genannt, ist DAS große Polarabenteuer!

Für die beiden Brüder wäre es das Abenteuer ihres Lebens...
Doch nichts geschieht wie geplant!


Rezension

Aufgrund seines Erfolges mit seinem Reisetagebuch in Comicform Reise zum Kerguelen-Archipel wird Emmanuel Lepage vom IPEV (Französisches Polarinstitut Paul-Emile Victor) eingeladen, einen ebensolchen Bericht über das Adélieland zu verfassen. Er soll dort ein paar Tage in der Polarstation Dumont d´Urville verbringen und so das Leben der Forscher und Bewohner der Anlage kennenlernen und über ihre wissenschaftlichen Programme berichten. Zusätzlich wird ihm angeboten an einer ozeanographischen Kampange auf der Astrolabe teilzunehmen und unter Umständen am Grand Raid, dem Versorgungskonvoi für Concordia. Für Emmanuel Lepage steht fest, dass er diese Reise nur mit seinem Bruder, einem Fotografen, unternehmen kann.
All ihre Träume und Wünsche scheinen sich zu erfüllen, aber dann bleibt die Astrolabe im Packeis stecken und sie können nicht wie vorgesehen von Europa aus aufbrechen, da sie erst abwarten müssen, wann die Astrolabe wieder fahren kann. Und auch ansonsten scheint die ganze Unternehmung nicht unter einem guten Stern zu stehen. Zwar lernen die Brüder recht schnell die anderen Passagiere des Schiffes kennen und schätzen, aber die unbarmherzige Natur der Antarktis führt dazu, dass ihre Pläne ins Wanken geraten.

Die Handlung ist bei Weiß wie der Mond nicht unbedingt so stark ausgeprägt oder das Wichtigste, denn Emmanuel und Francois Lepage wollen auch gar nicht eine Abenteuergeschichte erzählen, in der sie und andere die Helden sind - und irgendwie tun sie es dadurch gerade doch. Ihr Weiß wie der Mond dokumentiert einfach ihre Reise und vor allem auch die Beschwernisse, die sie auf dieser Reise zu bestehen hatten. Der Raid, das große letzte Abenteuer, scheint im Vergleich zu manch anderen Dingen, die sie erleben fast einfach, auch wenn die Brüder sicher nicht so empfunden haben dürften.
Ihre Erfahrungen in der unwirtlichen Welt des Eises stehen im Mittelpunkt und sie lassen den Leser direkt an ihren Gedanken teilnehmen. Zum einen natürlich durch die Texte mit denen sie ihre Bilder versehen, aber vor allem auch durch ihre Fotos und Zeichnungen. Emmanuel und Francois stellen die Einsamkeit, die Entbehrungen, die Kälte und Abgeschiedenheit und all die anderen Dinge, die Menschen in Extremsituationen und an solchen Orten wie der Polarregion begegnen, in den Mittelpunkt und zeichnen so ein differenziertes Bild von den Menschen, die dort arbeiten. Aus dieser Alltäglichkeit und den unvorhergesehen Ereignissen mit denen z.B. die Mannschaft und die Passagiere der Astrolabe fertig werden müssen, generiert sich Spannung, die neben dem faszinierenden Einblick in die Gedankenwelt von Menschen, die sich freiwillig an einen solchen Ort begeben, einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lassen. Unweigerlich möchte man wissen, wie es mit den Menschen, die die Brüder treffen, weitergeht.

Und ein anderer Punkt lässt Weiß wie der Mond auf die Liste der unbedingt zu lesenden Bücher geraten. Die Zeichnungen und Fotos der Brüder Lepage. Emmanuel ist ein wirklich begnadeter Zeichner, der den perfekten Blick hat um Stimmungen und Emotionen einzufangen. Hauptsächlich hat er Aquarelle angefertigt, aber ebenso auch mit Ölkreide gearbeitet und dabei nicht davor zurückgeschreckt, selbst bei minus 30 Grad zu versuchen zu zeichnen. Ihm gelingen Bilder mit ungeheurer Ausdruckskraft, die die Schönheit und Wildheit der Antarktis einfangen und den Leser die Kälte spüren lassen. Hell und weich fängt er die Landschaften in teilweise großformatigen Bildern ein und lässt den Betrachter staunend zurück. Unweigerlich wünscht man sich beim Lesen, selbst auch einmal an diese Orte reisen zu können. Um es noch einmal zu betonen Emmanuel Lepage fängt die Atmosphäre und die Kälte einfach perfekt ein.

Sein Bruder steht ihm da mit seinen Fotos in nichts nach. Wie er selbst einmal im Comic sagt, zwingt er sich nie zu Fotos, sondern wartet bis sie passieren und diese Einstellung sieht man seinen Bildern an. Sie ergänzen die Zeichnungen seines Bruders und gemeinsam ergeben sie ein wundervolles, spannendes Buch über eines der letzten wirklich großen Abenteuer. Alles in allem bleibt da nur zu sagen, dass Weiß wie der Mond ein wirklich ungewöhnlicher Bericht über die Antarktis ist, den man unbedingt gelesen haben sollte, sofern man sich nur etwas für dieses Thema interessiert. Es bietet vielmehr, als die meisten anderen Bildbände es auch nur im Ansatz vermögen.

Am Ende des Buches folgen viele Informationen zu den Polarstationen und ihren Besatzungen, die hauptsächlich mit Fotos von Francois Lepage versehen wurden. Dieser Teil ist ebenso interessant wird der Rest des Buches und hält eben auch wieder fantastische Fotos bereit.


Fazit

Weiß wie der Mond ist ein sehr schön gestalteter Band über eines der letzten großen Abenteuer. Kälte, Einsamkeit, aber auch die unendliche Weite werden spürbar und lassen den Leser eine fantastische Welt erleben, die einzigartig und einer der letzten Orte unberührter Natur ist. Unbedingt kaufen und lesen!


Pro & Contra

+ weckt Fernweh
+ fantastische Zeichnungen und Fotos
+ hochinteressant und informativ
+ doppelseitige Fotografien und Zeichnungen
+ Einblick in die Geschichte der Erforschung der Antarktis

Bewertung:

Aktualität: 5/5
Informationsgehalt: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Fotografie: 5//5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Emmanuel Lepage:

Rezension zu Die Fahrten des Odysseus
Rezension zu Ar-Men