Spektrum (Sergej Lukianenko)

Heyne Verlag (2007)
Aus dem Russichen von Christiane Pöhlmann
Großformat, 702 Seiten, 14,00 EUR
ISBN: 3-453-52233--6
Anmerkung: 2009 neu als günstigeres Paperback erschienen

Genre: Science-Fiction


Rezension

Martin Dugins Job ist wohl mit einer der seltsamsten auf der Erde. Durch Tore, die Außerirdische auf der Erde errichtet haben, dringt er zu fremden Welten vor. Dort versucht er zumeist verlorene Erdenbürger aufzuspüren und sie selbst oder etwas in ihrem Besitz zurück zur Erde zu bringen. Er ist also Privatdetektiv und hat für diesen Beruf die allerbeste Qualifikation: Er hat Literatur studiert. Es verhält sich so, dass die Außerirdischen (Schließer genannt), die den Menschen mit ihrer Technik das Tor zum Universum geöffnet hatten, keinen materiellen Ausgleich für ihre Reisen verlangen, sondern nichts weiter als eine Geschichte, die Ihnen gefällt. Doch die Sache hat einen Haken: Man benötigt zwei Geschichten, denn sonst kommt man nicht mehr zurück, und sollten einem nicht die geeigneten Worte für die Schließer einfallen, dann ist man sehr schnell auf einer fremden Welt gestrandet.

Martin hat damit keine Probleme. Sein Weg hat ihn zu den entferntesten Winkeln der Galaxis geführt, und immer wusste er die Schließer zufrieden zu stellen. Sein neuster Fall jedoch verursacht ihm Kopfzerbrechen. Er soll im Auftrag ihres Vaters ein Mädchen namens Irina finden, doch gerade als ihm das gelungen ist, stirbt sie. Aber schon bei seiner nächsten Reise trifft er sie auf einer anderen Welt wieder, und die Tragödie wiederholt sich. Nun ist Martin fest entschlossen, dieses Rätsel aufzuklären, denn er spürt, dass Irina einem Geheimnis auf der Spur war, das eine Gefahr für die gesamte Galaxis bedeutet.

Der Roman hat mich ziemlich überrascht. Ich hatte ein eher altmodisches SF-Werk erwartet, das den Versuch von Sergej Lukianenko darstellt, sich auch als SF-Autor zu etablieren. Von der Grundidee ist der Roman in der Tat wenig innovativ und erinnert beispielsweise ans Frederik Pohls Gateway. Aber die Art und Weise, wie er die Geschichte erzählt, ist großartig. Das beginnt mit den philosophischen Unterhaltungen, die Martin mit den Schließern führt, setzt sich in den vielfältigen Beschreibungen der russischen Kultur, aber auch der auf anderen Welten fort und endet bei Passagen, die einfach wundervoll verfasst sind, wie z. B. die Beschreibung der kulinarischen Vorlieben Martins. In Lukianenko steckt ein Poet und Philosoph, und er scheut sich nicht, dies in seinen Roman einfließen zu lassen. Doch trotz allem wird der Roman nie schwer zu lesen oder gar überfrachtet. Ganz im Gegenteil: Von Anfang bis zum Ende liest sich der Roman sehr flüssig und mit einer überraschenden Leichtigkeit. Der Spannungsbogen trägt von Beginn an bis zur letzten Seite, und mit einigen interessanten Wendungen bleibt der Leser bis zum Ende im Unklaren, was nun das große Geheimnis sein mag.

Fazit: Spektrum ist ein wunderbarer, faszinierender Roman, der einen mehr als einmal überrascht und genau das heraufbeschwört, was Science Fiction immer ausgezeichnet hat: The Sense of Wonder. Man kann sich nur wünschen, dass Sergej Lukianenko noch viele weitere Romane verfasst, denn bisher konnte er - ganz gleich, ob mit seiner Wächter-Fantasy-Reihe oder eben mit Spektrum - immer den Leser absolut überzeugen.
10 von 10 Punkten.


Diese Rezension stammt vonRupert Schwarz - mehr Rezensionen von ihm findet ihr beifictionfantasy!


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