RASL (Jeff Smith)

Verlag: POPCOM (Oktober 2015)
Gebundene Ausgabe: 472 Seiten
ISBN-13: 978-3842016736

Genre: Science Fiction


Klappentext

„Vielleicht spiele ich mit Kräften, die ich nicht kontrollieren kann.“

Als Rasl, Dieb und ehemals militärischer Ingenieur, die verlorenen Tagebücher des Nikola Tesla aufspürt, schließt er die Kluft zwischen moderner Physik und dem notorischsten Wissenschaftler der Geschichte. Aber sein Durchbruch hat seinen Preis. In dieser verdrehten Erzählung über Gewalt, Intrigen und Betrug fällt Rasl das größte und gefährlichste Geheimnis in die Hände, das die Menschheit je besaß …


Rezension

Mit Bone schuf Jeff Smith einen außergewöhnlichen Comic in einer Fantasywelt, der praktisch umgehend zu einem Klassiker wurde - und das völlig zu Recht. Nach Bone veröffentlichte er 2008 sein nächstes großes Werk: RASL. Und statt dabei auf Nummer Sicher zu gehen, wechselte er zu dem anderen Ende der phantastischen Literatur, zu der Science-Fiction. Natürlich fehlt es auch in Rasl nicht an skurrilen Figuren, aber der Grundton des Comics ist deutlich ernster als noch bei Bone, das anfangs voller Humor war und erst später düsterer wurde. Bei RASL ist dies anders, von Anfang an erzählt Jeff Smith seine Geschichte äußerst ernst mit einer bedrückenden Atmosphäre.

Im Mittelpunkt des Comics steht Dr. Robert Joseph Johnson, der sich zum Zeitpunkt der Handlung nur Rasl nennt. Früher hat er als Ingenieur in einer militärischen Einrichtung gearbeitet und an einem Weg geforscht, unendliche Energie zu erzeugen. Als er aber erkannte, dass seine Forschung ebenso als unheimlich mächtige Waffe genutzt werden könnte, setzte er alles daran den letzten entscheidenden Test zu verhindern. Die Anlage flog in der Folge in die Luft und Rasl ist auf der Flucht. Seitdem schlägt er sich mit dem Stehlen von Kunstwerken durch. Seine Erfindung ermöglicht es ihm dabei, diese Taten in Paralleluniversen zu verüben, in denen alles genau gleich zu sein scheint, mit nur geringfügigen Abweichungen. Allerdings beginnt jemand Rasls Freundin Annie in den verschiedenen Universen zu töten. Bald ist klar, wer der Täter ist: Salvador Crow. Ein echsengesichtiger Mann und Killer. Und er arbeitet für Rasls ehemalige Auftraggeber. Die Jagd ist also eröffnet. Nicht nur auf Rasl, sondern auch auf Nikolas Teslas Tagebuch, welches sich in Rasls Besitz befindet und bahnbrechende Ideen beinhaltet. Rasl kämpft damit nicht nur um sein Leben, sondern um die Zukunft an sich.

Nach Bone hat sich Jeff Smith bewusst entschieden sich von der Fantasy abzukehren und etwas völlig neues auszuprobieren. Dies ist ihm mit Rasl gelungen und das gleich auf verschiedenen Ebenen. Die offensichtliche ist, dass er sich nun der Science-Fiction widmet, dafür verwebt er allerdings den Film Noir mit Werken wie Blade Runner und erzeugt so von Beginn an eine mehr düstere Atmosphäre. Diese wird gesteigert durch die Ereignisse selbst und die mehr als mysteriösen Figuren, die nach und nach auftauchen. Rasl ist da anscheinend das einfachste Rätsel und auch Salvador Crow ist nach einiger Zeit eher leicht zu durchschauen, wobei nie geklärt wird, wieso er so aussieht, wie er es eben tut. Vielmehr sind zwei Nebenfiguren, das eigentliche Rätsel. Da gibt es zum ein Tramp mit Namen Präsident der Straße, der Rasl in jeder Dimension zu erkennen scheint und vor allem ein kleines Mädchen mit riesigen Augen, welches Rasl als Gott vorgestellt wird und immer wieder unerwartet auftaucht, ohne je ein Wort zu sprechen. Zu diesen teils seltsamen, eigenwilligen und geheimnisvollen Figuren kommt dann ein allgemeiner Hintergrund, der die Geschichte weiter mit Inhalt auflädt. Um Rasl zu schreiben, hat sich Jeff Smith intensiv mit der Physik beschäftigt und dort vor allem mit Nikola Tesla, der einstige Konkurrent von Edison, der zu unrecht in Vergessenheit geraten ist. Tesla wird häufig mit wundersamen Erfindungen und Waffen in Verbindung gebracht, ein Umstand der Jeff Smith in die Karten spielt und so seine Geschichte scheinbar weiter erdet. Zusätzlich verwebt er seine Geschichte mit weiteren historischen Personen und Ereignissen, wie z.B. das Philadelphia-Experiment, welches allerdings nie bestätigt wurde.  Alles in allem erschafft Smith so einen rasanten Thriller über Liebe, Verrat, Wissenschaft und Technik und nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die verschiedenen Dimensionen. Eine kleine Warnung: Die Handlung ist recht verschachtelt aufgebaut und kann verwirrend wirken. Manch einem erschließt sie sich vielleicht erst nach mehrmaligen Lesen, für andere wird sie wirr bleiben. Aber es lohnt sich auf jeden Fall RASL zu lesen, denn Smiths Geschichte ist eine der anspruchvolleren Graphic Novels, die Zeit braucht.

Seinem Zeichenstil aus Bone bleibt Jeff Smith treu. Seine Figuren besonders die männlichen sind meist etwas zerknautscht. Insgesamt wirken sie fast ein wenig niedlich. Smith versteht sich darauf eine Geschichte über Bilder zu erzählen, was sich darin zeigt, dass er teilweise sehr wenig oder gar keinen Text verwendet und die Geschichte weiterhin absolut nachvollziehbar bleibt


Fazit

Jeff Smiths RASL ist ein spannender Thriller im Science Fiction-Genre. Komplex und verschachtelt erzählt er seine Geschichte und nutzt alle Möglichkeiten, die sich ihm bieten, um den Leser bestens zu unterhalten.


Pro & Contra

+ interessante Handlung
+ Smiths unverwechselbarer Zeichenstil
+ Verknüpfung mit historischen Persönlichkeiten und Ereignissen

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Jeff Smith:

Rezension zu Bone - Complete Edition
Rezension zu Bone - Rose
Rezension zu Bone – Legenden