Flammenwüste - Der Gefährte des Drachen (Akram El-Bahay)

Bastei Lübbe (September 2015)
Klappenbroschur, ab 16 Jahren
605 Seiten, 9,99 EUR
ISBN: 978-3-404-20795-4

Genre: High Fantasy / orientalisches Märchen


Klappentext

Im Dunkel der Zeit verloren, im Sand der Wüste verborgen, von den kurzlebigen Menschen beinahe vergessen: das erste aller Worte. Durch dieses eine Wort wurde die Welt selbst erschaffen, und sein Nachhall ist noch heute der Ursprung aller Magie. Wer dieses Wort kennt, macht sich die Welt Untertan ...                   
 
Der dunkle Magier Nyan sammelt seine Verbündeten um sich, um die Völker der Wüste mit einem erbarmungslosen Krieg zu überziehen. Sein oberstes Ziel ist es, das erste aller Worte an sich zu bringen. Sollte ihm dies gelingen, wäre der Krieg für die freien Völker verloren, bevor er überhaupt begonnen hat. Und so begibt sich der Märchenerzähler Anûr mit seinem Gefährten, dem schwarzen Drachen Meno, auf die verzweifelte Jagd nach dem Wort. Verfolgt von Nyans grausamen Schergen, führt sie ihre Suche an die geheimnisvollsten Orte ihrer Welt. Doch in den Tiefen der Wüste lauern tausendundeine Gefahr ...         


Rezension

Der junge Geschichtenerzähler Anûr steckt mitten im größten Abenteuer seines Lebens: Der Kampf gegen die Schattenarmee und den Ifrit ist überstanden, doch das erste aller Worte ist verschwunden. Während der böse Zauberer Nyan dunkle Gestalten um sich schart und seinen Heerführer ausschickt, um das legendäre Wort zu finden, machen sich auch Anûr und sein Drachenfreund Meno auf den Weg. Sie müssen Nyans Schergen unbedingt zuvorkommen, da das mächtige Wort in den falschen Händen ihre Welt vernichten kann. Auf ihrer Suche werden sie stets gejagt und müssen sich finsteren Kreaturen und unheilvollen Flüchen stellen – doch ihre Reise offenbart ihnen auch eine magische Welt voller Wunder …

„Der Gefährte des Drachen“ setzt die Geschichte aus „Flammenwüste“ nahtlos fort und stellt mit seiner Suche einen typischen zweiten Band einer Trilogie dar. Die Protagonisten stecken knietief in ihrem Abenteuer, sind verwundet von einem großen Kampf und warten voller Anspannung auf den nächsten. Anûr und seine Freunde und auch die Feinde müssen sich neu aufstellen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, der Anûr zwingt, sich von seinen Freunden zu trennen: Während er und Meno nach Norden ziehen, um das Wort zu finden, wenden sich Shalia, Fis und Sultan Masul nach Süden, um Verbündete für die bevorstehende Schlacht zu gewinnen.

Zwischen Anûr und Shalia hat sich gerade erst eine zarte Liebesgeschichte entwickelt und schon müssen sie getrennte Wege gehen. Während Anûr Shalia schmerzlich vermisst, erlebt der Leser ihren Teil der Reise hautnah mit, denn dieses Mal werden einige Kapitel aus Shalias Sicht erzählt. Dadurch kann man auch die Geschehnisse im Süden nachverfolgen, die nicht minder magisch und gefährlich sind als Anûrs Suche nach dem Wort. Zudem hat Shalia ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge, wobei zum Ende hin zu viele Kapitel hintereinander aus ihrer Perspektive erzählt werden. Da fragt man sich, wo Anûr gerade steckt, zumal dieser gerade erst eine seiner schwersten Prüfungen bestanden hat.

Oftmals sind die zweiten Bände von Trilogien die schwächsten, da sie vieles neu sortieren und gleichzeitig neue Storyelemente aufbauen müssen. Das kann mitunter langatmig werden und auch „Der Gefährte des Drachen“ hat seine kleinen Längen, wobei es Akram El-Bahay trotzdem gelingt, die Spannung durch seine mitreißende Sprache und viele originelle Ideen konstant hoch zu halten. Die Welt aus 1001 Nacht, die er zeichnet, lässt den Leser immer wieder staunen. Da gibt es Städte, die nur ein Trugbild sind oder in denen sich gar der gleiche Tag seit tausend Jahren immer wieder wiederholt. Oder auch Flüsse, die unter Bergen verlaufen, wo Höhlen bis zu den Wurzeln der Erde hinabführen, Herrscher ohne Körper und mysteriöse Wasserwesen.  

Bei „Flammenwüste“ kommt es einem vor, als würde der Autor in einem Kaffeehaus sitzen oder vielleicht auch an einem Lagerfeuer in der Wüste und Anûrs Geschichte vortragen. Seine Worte fesseln den Leser  und lassen ihn von einer magischen Welt voll orientalischer Zauber träumen. Klassische Fantasyelemente verschmelzen mit den Märchen aus 1001 Nacht zu einem phantastischen Abenteuer, das zwar ganz typisch für das Genre ist, aber durch sein Wüstensetting angenehm aus der Masse heraussticht. Sehr schön sind auch die kleinen Geschichten, die Anûr während seiner Reise anderen erzählt – und die sich der Autor selbst ausgedacht hat.


Fazit

„Flammenwüste – Der Gefährte des Drachen“ meistert die schwierige Aufgabe, die vorangegangenen Ereignisse aufzuarbeiten und gleichzeitig das große Finale vorzubereiten, mit Bravur. Trotz der langen Suche nach dem ersten aller Worte wird der Roman nie langweilig und man fühlt sich durchweg bezaubert von der magischen Sprache und den vielen kreativen Ideen mit orientalischem Flair.


Pro & Contra

+ magisches Flair von 1001 Nacht
+ trotz langwieriger Suche niemals langweilig
+ mitreißender Erzählstil
+ verzauberte Städte und finstere Kreaturen
+ die Charaktere reifen spürbar
+ Shalia tritt mehr in den Vordergrund
+ Freundschaft zwischen Anûr und Drache Meno
+ tolle, düstere Covergestaltung

- der Magier Fis geht im zweiten Band leider unter

Wertungsterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: orientalische Fantasy, Akram El-Bahay, Drachen, 1001 Nacht