Psycho-Pass 2 (Staffel 2, Volume 1)
Regie: Kiyotaka Suzuki
Format und Sprache: 16:9 – 1920 x 1080 p, PAL, Region 2, Deutsch (DTS-HD 2.0), Japanisch (DTS-HD 2.0)
Extras: Clear Opening & Ending, 3 Postkarten
Daten: KAZÉ (November 2015 ), Blu-ray Digibox, circa 125 Minuten, UVP 43,95 EUR, FSK 16, EAN: 7630017501776
Genre: Science Fiction / Psychological / Cyberpunk
Rezension
Akane und ihr Team stehen immer noch vor einem Rätsel: Wie gelingt es Kamui, den Psycho-Pass von Verbrechern wieder hell zu machen? Und vor allem: Was bezweckt er mit seinen Aktionen? Der mysteriöse junge Mann hat dem Sybil System offensichtlich den Krieg erklärt und langsam setzen sich die Puzzleteile zu einem erschreckenden Gesamtbild zusammen: Kamui tarnt sich mit Hilfe von Hologrammen und war von Anfang an bei allen schrecklichen Vorfällen dabei. Er hat Einheit 1 gekonnt an der Nase herumgeführt, doch nun fliegt sein Spiel auf und die Verwendung der Hologramme wird ihm zum Verhängnis …
Während Kamui die Stadt weiterhin mit Terror überzieht, wird immer deutlicher, dass jemand in Einheit 1 ein falsches Spiel spielt und Akane als Schachfigur benutzt. Diese spürt die Gefahr, kann sie aber schwer einordnen und konzentriert sich weiterhin auf Kamui. Mit der Kraft ihrer Überzeugungen geht Akane ihren Weg weiter, denn sie will Kamui unbedingt seiner gerechten Strafe zuführen. Dabei kommt sie Kōgami sehr nah, auch wenn dieser nicht mehr bei ihr ist: Akane steht nun selbst vor der Entscheidung, ob sie einen Massenmörder eigenhändig richten soll, wenn das System ihn nicht bestrafen kann. Denn Kamui wird von Sybil nicht erkannt – wie soll man ihn also verurteilen?
„Psycho-Pass 2“ wartet mit einem nervenaufreibenden Finale voll überraschender Wendungen auf. Jeder legt sich seine Karten zurecht und als sie auf den Tisch kommen, kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Gnadenlos werden die Fehler des Sybil Systems offengelegt und schließlich stellt sich die Frage, ob Sybil zu einer Evolution fähig ist oder ob das System fallen muss. Der Weg zur intelligenten Auflösung ist extrem hart und verlangt vor allem Akane alles ab. Die junge Inspektorin wird regelmäßig über ihre Grenzen getrieben und trotzdem hält sie an ihrem Glauben an Gerechtigkeit fest. Dabei wirkt sie stets glaubwürdig und trotz ihrer spürbaren Verbitterung erkennt man immer wieder die Akane, die mit ihrer positiven Art einen tollen Kontrast zur düsteren Story bildet. Sie ist anders als die derben Cyberpunk-Antihelden und bringt damit frischen Wind ins Genre.
Spannung zieht „Psycho-Pass 2“ vor allem dem neu gebildeten Team, dessen Mitglieder sich gegenseitig ausspielen. Bereits in den ersten Episoden ließ sich erahnen, dass etwas in Einheit 1 falsch läuft, doch niemals hätte mit einem solchen Ausmaß des Verrats und Wahnsinns gerechnet. Da vermisst man die Charaktere aus der ersten Staffel, die trotz aller Ecken und Kanten stets aufrichtig erschienen. Das neue Team hingegen krankt an Ängsten und bizarren Vorstellungen. Das macht bestimmte Charaktere zwar unsympathisch, führt aber auch zu einem konstanten Mitfiebern und Ärgern. Damit ist „Psycho-Pass 2“ mindestens genauso packend wie die grandiose erste Staffel, auch wenn man bestimmte Charaktere nach wie vor vermisst.
Trotz temporeichem Einstieg war man anfangs unsicher, ob die komplexe Story in nur elf Episoden zufriedenstellend abgeschlossen werden kann. Tatsächlich legt „Psycho-Pass 2“ weiterhin ein extrem hohes Erzähltempo vor, trotzdem bleibt kaum etwas auf der Strecke. Im Gegenteil, selten war ein Anime so mitreißend. Die Figuren erscheinen durchweg menschlich, entsprechend machen sie Fehler und unterliegen ihren Vorurteilen und Ängsten. Hier gibt es keine Helden, deren Moral über allem erhaben ist, sondern vielschichtige Charaktere, die die Grenze des Erträglichen überschreiten und daran reifen müssen.
„Psycho-Pass 2“ beweist, ebenso wie die erste Staffel, eindrucksvoll, dass harte Action und Tiefgang einander nicht ausschließen. Das düstere Cyberpunksetting lebt von einer feinen Balance zwischen Technologieverherrlichung und –kritik und zeigt eindrucksvoll, wie die Vorteile der Technisierung mit den Nachteilen Hand in Hand gehen. Beinahe beiläufig werden dabei philosophische Fragen aufgeworfen, die sich nicht so leicht beantworten lassen – und die nach der letzten Episode in den Gedanken des Zuschauers verbleiben. Nach der zweiten Staffel dürfen sich Fans übrigens noch auf einen Kinofilm freuen („Gekojōban Psycho-Pass“), der in Japan ziemlich erfolgreich war und wahrscheinlich ebenfalls bei KAZÉ erscheinen wird.
Fazit
„Psycho-Pass 2“ gipfelt in einem nervenraufreibenden Finale, das das Sybil System tief erschüttert und unerwartete Veränderungen herbeiführt. Im Mittelpunkt der Handlung steht stärker als je zuvor Akane, die eine schier unlösbare Aufgabe lösen muss. Wie sie das schafft, ist zutiefst beeindruckend und als Zuschauer staunt man über die Vielschichtigkeit der actiongeladenen Handlung. Am Ende bleibt nur die Frage: „What Color?“
Pro & Contra
+ nervenaufreibendes und intelligent gelöstes Finale
+ Akane verzweifelt und überwindet sich
+ Kamui als kompromissloser Gegner
+ innere Konflikte in der Einheit 1
+ die Reaktion des Sybil Systems
+ atmosphärischer Cyberpunk
+ wahnsinnig spannender Thrillerplot
+ flüssige Animationen mit viel Liebe zum Detail
o diverse Genreklischees
- kein Booklet
Extras: drei Postkarten
Wertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Animationen: 5/5
Preis/Leistung: 3/5
Screenshots: Copyright by PSYCHO-PASS Committee / VIZ MEDIA Switzerland SA
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