An Bord der Smaragdsturm (Michael J. Sullivan)

Verlag Klett-Cotta (09.2015)
Broschiert, 441 Seiten, € 16,95
Sprache: Deutsch
Originaltitel: The Emerald Storm
ISBN: 978-3608960150

Genre: Fantasy


 Klappentext

Die Hoffnung – der Erbe Nyphrons.
Die Suche – ein Abenteuer auf hoher See.
Die Gefahr – eine heimtückische Verschwörung.

Das Diebespaar Hadrian und Royce, bekannt unter dem Namen Riyria, wollte sich eigentlich längst aus den gefährlichen Geschäften zurückziehen. Da erreicht die beiden ein Auftrag des Königs ...


 Rezension

Das Imperium scheint den Nationalisten nicht mehr viel entgegensetzen zu können. Doch dann berichtet eine abgefangene Botschaft von einer geheimnisvollen Fracht an Bord der Smaragdsturm, die das Kriegsgeschick entscheidend wenden könnte. Also werden Hadrian und Royce, die sich eigentlich zur Ruhe setzen wollten, zu einem weiteren Auftrag verpflichtet: Auf der Smaragdsturm anheuern und in Erfahrung bringen, was es damit auf sich hat. Allerdings ist Merrick Marius, Royces Erzfeind, ebenfalls in die Sache verwickelt, und so steht dem Diebesduo einiges an Überraschungen bevor ...

Auch Prinzessin Arista ist mit einer wichtigen Mission betraut, die ihr der sterbende Zauberer  Esrahaddon, der bereits auf den ersten Seiten einem Anschlag zum Opfer fällt, mit auf den Weg gibt. Seine rätselhafte Prophezeiung läßt dabei den Leser genauso im Dunkeln tappen wie die Prinzessin, doch sie setzt alles daran, sich dieser Aufgabe zu stellen.
In diesem Band geht die Gruppe der drei demnach getrennte Wege, die kapitelweise im Wechsel erzählt werden. Dennoch liegt das Hauptgewicht auf den Abenteuern von Hadrian und Royce. Ein zusätzlicher Erzählstrang aus der Sicht von Amilia, der Gouvernante der Imperatorin, behandelt die Geschehnisse am Hof der Nationalisten, wo das politische Intrigenspiel im vollen Gang ist.
Wie aus den Vorgängerbänden gewohnt liest sich der Schreibstil geradlinig und unterhaltsam, wenn auch der Wortwitz zwischen Hadrian und Royce leider etwas zu kurz kommt. Die Leichtigkeit in der Dialogführung des Duos, die die ersten beiden Bände der Reihe geprägt hat, bleibt nach wie vor unerreicht.

Nach einem sehr temporeichen Beginn, bei dem sich die Ereignisse nahezu überschlagen, fällt der Spannungsbogen zunächst einmal ab und die Handlung plätschert relativ unspektakulär dahin. Dennoch ist gerade die Passage auf See gut gelungen, sie vermittelt eine Menge Piratenfeeling und Lokalkolorit und macht Spaß zu lesen. Bei den folgenden Aktionen und Actioneinlagen hat der Autor dann die Klischeekiste zu sehr bemüht, auch von den fremden Völkern, denen man im Lauf der Geschichte begegnet, sind viele zu stereotyp angelegt. 
Dafür nehmen einige der Nebenfiguren immer klarere Gestalt an und die Protagonisten entwickeln mehr Tiefe. Besonders bei Royce scheint man noch immer nicht alle Hintergründe zu kennen.
Interessant zu lesen, wenn auch nicht wirklich überraschend, präsentieren sich die Intentionen und das Intrigenspiel der Nationalisten. Für den Leser stellt sich immer stärker die Frage, wer sich in all den politischen Wirren schlussendlich durchsetzen und wie das Ergebnis aussehen wird. Zwischen den Zeilen klingt gelegentlich ein leiser Verdacht an, dass noch längst nicht alle Puzzlesteine im Spiel sind und man mit der einen oder anderen unvorhergesehenen Wendung rechnen muß. Hoffen wir das Beste!

Im letzten Drittel nimmt die Story wieder Fahrt auf und spendiert einige wirklich originelle Ideen und Überraschungseffekte, die man als Leser so nicht erwartet hätte. Insgesamt kommt die Story aber nur wenig vom Fleck, es bleiben nach wie vor viele offene Fragen und diverse Probleme ungelöst, und auch die neuen Handlungsstränge möchten miteinander verknüpft werden. Man darf demnach weiterhin gespannt sein.


 Fazit

Mit ‚An Bord der Smaragdsturm‘, dem vierten Teil der Riyria - Saga, bringt Michael J. Sullivan die globale Handlung zwar nicht wesentlich voran, eröffnet dafür aber einige frische, vielversprechende Facetten und wartet mit neuen, exotischen Schauplätzen auf. Die Story liest sich trotz leichter Schwächen nach wie vor flott und unterhaltsam, und noch immer sind wir von einem endgültigen Ende mindestens zwei Bände entfernt.


 Pro & Kontra

+ temporeicher Beginn
+ es bleibt spannend
+ interessante Figuren
+ viele Intrigen
+ einige überraschende Wendungen
+ Karten und kleines Glossar

- Story kommt insgesamt kaum voran
- kommt nicht ganz ohne Klischees aus
- weniger Wortwitz als sonst

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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