Das Licht von Aurora (Anna Jarzab)

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Loewe (Juni 2015)
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ulrike Brauns, Birgit Pfaffinger
Hardcover mit Schutzumschlag und Spotlack,
448 Seiten, 17,95 EUR
ISBN 978-3-7855-7950-3

Genre: Science-Fiction / Fantasy / Jugendbuch


Klappentext
 
Ich hatte nicht das Gefühl, als würde er nach Aurora gehören.
Ich hatte eher das Gefühl, als würde er zu mir gehören, egal wo ich war.
Aber das lag ja nicht in meiner Hand und in seiner auch nicht.
 
Schon immer wollte die 16-jährige Sasha in die Rolle ihrer liebsten Romanheldinnen schlüpfen und Abenteuer in fernen Welten erleben. Nicht ahnend, dass die Geschichten ihres Großvaters über Parallelwelten tatsächlich wahr sind, landet sie plötzlich unfreiwillig in Aurora – einer modernen Monarchie. Neben einem Leben am Hofe erwartet Sasha hier auch die ganz große Liebe. Doch Palastintrigen und Verrat drohen ihre Träume zu zerstören ...


Rezension
 
Sasha liebt Bücher und träumt davon, ein echtes Abenteuer zu erleben. Doch ihr ruhiges Leben in Chicago scheint weit davon entfernt. Als sie plötzlich von Grant Davis angesprochen wird – dem Jungen, für den sie früher geschwärmt hat – und dieser ehrliches Interesse an ihr zeigt, weiß Sasha nicht, was sie davon halten soll. Schließlich ist sie eine Außenseiterin und er einer der Beliebtesten an ihrer Schule. Ein Traum wird wahr, als er sie bittet, mit ihm zum Abschlussball zu gehen. Sasha erlebt den bislang schönsten Abend ihres Lebens, doch dann bricht das Chaos los. Grant ist nicht der, für den er sich ausgibt, sondern ein Agent aus einem Paralleluniversum – in das er Sasha kurzerhand entführt, damit sie in die Rolle einer verschwundenen Prinzessin schlüpft …
 
Anfangs wehrt sich Sasha gegen die Rolle, die ihr aufgezwungen wird, allerdings erkennt sie bald, dass sie nur nach Hause kann, wenn sie sich fügt. Zudem ist sie neugierig, denn bei der Prinzessin handelt es sich um Juliana – dem Mädchen, von dem Sasha bereits ihr Leben lang geträumt hat. Sie und Juliana sind Analoge, quasi die gleiche Person in verschiedenen Universen. Ebenso wie Grant und der Agent Thomas, von dem Sasha maßlos enttäuscht wurde. Er hat sie belogen und entführt, doch er ist der einzige, der ihr in der fremden Welt Halt gibt. Zwischen den beiden bahnt sich eine Liebesgeschichte an, die von Anfang an unter keinem guten Stern steht, da Thomas keine persönliche Beziehung zu seinem Schützling aufbauen darf.
 
Sasha ist eine recht sympathische Protagonistin, die viel hinterfragt und aktiv die Handlung mitgestaltet. Zwar ist sie oftmals auf die Hilfe von Thomas angewiesen, doch sie versucht immer, sich selbst zu helfen und trifft ihre eigenen Entscheidungen. Juliana dagegen macht einen eher unsympathischen Eindruck. Zwar kann man ihre Beweggründe nachvollziehen, doch insgesamt wirkt sie eher verwöhnt und egoistisch. Thomas ist ein ruhiger Typ, der sich vom schüchternen Jungen zum harten Agenten entwickelt hat. Er geht sehr professionell vor, doch letztlich wird er von seinen Gefühlen überwältigt und muss sich entscheiden: Karriere oder Liebe.  
 
Auch wenn Aurora der Erde sehr ähnlich ist, gibt es einige gravierende Unterschiede. Die USA gibt es beispielsweise nicht, stattdessen existieren zwei verfeindete Staaten, die jeweils von Monarchen regiert werden. Beide haben mit einer Rebellengruppe, der Libertas, zu kämpfen und streben daher einen Friedensvertrag an. Dieser soll durch die Heirat von Juliana und Prinz Callum besiegelt werden. Bis dahin bleibt nur wenig Zeit, doch Sasha wird versichert, dass sie bis dahin längst wieder zu Hause ist. Natürlich kommt es anders. Die Monarchie scheint ein wenig nach dem Vorbild der englischen Königsfamilie gestaltet zu sein und ist entsprechend modern, wobei sie im Rahmen der Welt dennoch veraltet wirkt. Aurora scheint der Erde technisch ein wenig überlegen zu sein und das strenge Hofprotokoll passt nicht zur leicht futuristischen Welt.
 
„Das Licht von Aurora“ ist eine eigenwillige Mischung aus „Plötzlich Prinzessin“ und „Das doppelte Lottchen“, die Science-Fiction-Elemente als Fassade für eine kommerzielle Jugendbuchstory nutzt. Die Parallelwelten-Theorie ist interessant, enthält aber Logiklücken, die die Autorin nicht zu schließen vermag. Als SF-Fan wird man daher enttäuscht sein. Der Roman eignet sich eher für junge Leser, die ein bisschen Science Fiction als atmosphärisches Beiwerk haben möchten. Entsprechend konzentriert sich die Autorin auch auf Sasha und ihren Schwierigkeiten am Hof. Dabei bekommt man von der Parallelwelt Aurora, über deren Nachthimmel stets Polarlichter flackern, wenig zu sehen, denn Sasha verlässt den Palast sehr selten.
 
Nach spannend erzählten Einstiegskapiteln dümpelt die Handlung vor sich hin, nimmt jedoch in der zweiten Hälfte ordentlich an Fahrt auf und beschert den Lesern ein dramatisches Finale inklusive fiesem Cliffhanger. Auch wenn man bisher nicht ganz überzeugt war, will man am Ende doch wissen, wie es im zweiten Band „Im Schatten der Welten“ weitergeht. 


Fazit

„Das Licht von Aurora“ wartet mit einer spannenden Parallelwelten-Theorie auf, scheitert jedoch an diversen Logiklücken. Wer sich nicht zu viele Gedanken um die Schlüssigkeit der SF-Elemente macht, kann trotzdem seine Freude mit dem Buch haben – es eignet sich vor allem für Jugendbuchfans, die taffe Protagonistinnen inklusive Romantik und ein wenig Action mögen.


Pro & Contra
 
+ Sasha ist sympathisch und taff
+ Thomas als ruhiger, geerdeter Typ
+ Intrigenspiel am Hof
+ wohl dosierte Action
+ interessante Parallelwelt
+ sehr schönes Cover
 
o offenes Ende
 
- Logiklücken, was die SF-Elemente betrifft
- stereotype Nebencharaktere
- Juliana wirkt verzogen und egozentrisch
 
Wertung: sterne3
 
Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5