Ulrike Stegemann alias Emilia Jones (11.10.2009)

Interview mit Ulrike Stegemann alias Emilia Jones

Literatopia: Hallo Ulrike! Schön, Dir ein paar Fragen stellen zu können. Stell Dich doch unseren Lesern kurz in Deinen eigenen Worten vor. Wer bist Du und wie bist Du zur Literatur gekommen?

Ulrike Stegemann: Danke, ich freue mich, Deine Fragen beantworten zu dürfen. Nun, es ist immer schwierig, sich selbst zu beschreiben. Ich bin klein, blond und ansonsten ziemlich gewöhnlich - abgesehen von meinem Hang zum Chaos, den ich vermutlich nie ganz ablegen werde.
Die Literatur – oder besser gesagt die Fantasie - ist eher zu mir gekommen als umgekehrt. Die Fantasie steckte schon immer irgendwie in mir drin und hat bis heute nie aufgehört einen Weg hinaus zu suchen.

Literatopia: Unter dem Pseudonym „Emilia Jones“ veröffentlichst Du sinnlich-düstere Geschichten. Wolltest Du schon immer in dem Bereich schreiben oder bist Du eher zufällig dazugekommen und hast gemerkt „Das ist es!“?

Ulrike Stegemann: „Sinnlich“ und „Düster“ haben sich in meinen Geschichten eher durch Zufall vermischt. Es existierte zwar die Idee zu einer Vampirgeschichte, allerdings hatte ich am Anfang nicht geplant, in diese Geschichte auch Erotik mit einzubringen. Zumindest nicht in dem nun zu lesenden Ausmaß ;o)
Über mein Magazin „Elfenschrift“ lernte ich die Verlegerin des Plaisir d’Amour Verlages kennen. Es ging um Werbemöglichkeit. E-Mails gingen hin und her – und irgendwann wurde aus dem Gespräch über Werbung ein Gespräch über meine Geschichten. Wir beschlossen, es mit einem erotischen Vampirroman zu versuchen, was ja auch ganz gut geklappt hat.

Literatopia: Warum verwendest Du ein Pseudonym? Auf Deiner Autorenhomepage wird aufgeklärt, dass es sich bei Emilia Jones um Ulrike Stegemann handelt – also wirst Du Dich wohl nicht vor der Welt verbergen wollen. Und warum gerade „Emilia Jones“? Hat der Name eine besondere Geschichte oder klang er einfach nur gut und passend?

Ulrike Stegemann: Darauf ist meine Antwort wohl eher unspektakulär, denn ich empfand es schlichtweg als „cool“, unter einem Pseudonym zu schreiben. Ich hatte zuvor keines, wollte aber schon immer eines benutzen. Als dann die Veröffentlichung meines ersten Vampirromans anstand, habe ich die Chance genutzt und nach einem anderen Namen gegriffen.
Den Nachnamen habe ich mir von Indiana Jones geklaut, und Emilia passte eben ganz gut dazu.

Literatopia: In „Club Noir“ geht es um eine Frau, Jesse, die in besagtem Club in die Fänge zweier Vampire gerät. Was stellen die beiden mit Jesse alles an? Und was zeichnet Deiner Meinung Vampire für erotisch angehauchte Geschichten aus?

Ulrike Stegemann: Als Jesse im „Club Noir“ landet, wird Vampir Louis auf sie aufmerksam. Er wird zudringlicher als es Jesse lieb ist, und schließlich muss sie aus seinen Fängen gerettet werden. Clubbesitzer Andrew naht als sexy Held, der ihr nicht mehr so schnell aus dem Sinn gehen will. Was er davon hält und ob und wie Jesse und er zueinander finden – das alles ist natürlich im „Club Noir“ nachzulesen ;-)
Den Vampir an sich halte ich für eine erotische Geschichte als geradezu perfekt geeignet. Zum einen scheint es eine weit verbreitete Tatsache zu sein, dass der Vampir als eines der attraktivsten Geschöpfe überhaupt angesehen wird. Wer stellt sich ihn schon mit Buckel, Klumpfuß oder schiefer Nase vor? Nein, in unserem sozusagen „medialen Zeitalter“ haben wir uns ein unwiderstehliches Bild von ihm geschaffen.
Zum anderen hat ein Vampir – bedingt durch seine lange Lebenszeit – sicherlich mehr Möglichkeiten als jeder andere, sich in Liebesdingen zu erproben. Er weiß genau, was Frauen wollen.
Und schlussendlich machen ihn beide Aspekte gemeinsam zum perfekten Liebhaber.

Literatopia: Der „Club Noir“ scheint Dich nicht so leicht losgelassen zu haben. „Michelles Verführung“ und „Blutnächte“ drehen sich ebenfalls um die Vampir-Bar. Worum geht es in den beiden Fortsetzungen?

Ulrike Stegemann: Michelle wurde in „Club Noir“ von Vampir Andrew verschmäht. Dabei liebte sie ihn so sehr und wollte nicht von ihm lassen. Es bot sich quasi an, ihrem Schicksal in einer eigenen Geschichte („Michelles Verführung“) eine andere Wendung zu geben.
In „Blutnächte“ treffen wir ebenfalls auf eine bekannte Figur aus „Club Noir“. Andrew geht mit Jesse nach Paris und überträgt seinem Vertrauten Pascal die Führung des Club. Leider entwickelt sich das zu keiner leichten Aufgabe. Wie sagt man so schön: Ist die Katze erstmal aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf den Tischen ;-)
Bei allen Geschichten habe ich mich jedoch trotz der Zusammengehörigkeit bemüht, sie so zu schreiben, dass man sie nicht zwangsläufig alle gelesen haben muss, um sie einzeln zu verstehen.

Literatopia: 2010 soll ein vierter Band erscheinen: „Nächte der Lust“ – kannst Du uns schon verraten, um was es geht? Wird es noch weitere Geschichten über den „Club Noir“ geben?

Ulrike Stegemann: Oh, da muss ich gestehen, dass es sich bei „Nächte der Lust“ um keine neue Geschichte handelt. „Nächte der Lust“ ist der Titel, unter dem die Lizenzausgabe von „Blutnächte“ im Ullstein Verlag erscheint. Sozusagen die Neuauflage.
Trotzdem wird es sehr bald eine neue Club-Geschichte geben. Darin begleiten wir Vampir Cedric aus Brüssel fort nach London, wo er nicht nur auf andere Vampire, sondern auch auf einige Werwölfe trifft. Titel und Erscheinungstermin stehen zwar noch nicht fest, aber die Geschichte ist bereits geschrieben.

Literatopia: Für „Wenn es dunkel wird im Märchenwald …“ hast Du die Novelle „Die Schöne und das Biest“ geschrieben. Warum hast Du Dich gerade für diese – spätestens seit dem Disney-Film – bekannte Geschichte entschieden? Und inwiefern hast Du sie abgewandelt?

Ulrike Stegemann: Ich bin von jeher ein Disney-Fan. Damit hat mich mein Vater schon in frühester Kindheit angesteckt. Und es klingt wohl auch kaum überraschend, wenn ich jetzt sage, dass „Die Schöne und das Biest“ mein Lieblings-Disney-Film ist und ich mich hauptsächlich aus diesem Grund für die Geschichte entschieden habe.
In meiner Version gibt es wenige Abwandlungen von dem Verlauf der Geschichte. Ich wollte mich so nah wie möglich an den eigentlichen Kern halten – so, wie das schon unzählige Versionen vor meiner getan haben. Diese Geschichte ist einfach zu schön. Daher hätte es mir persönlich in gewisser Weise wehgetan, sie komplett umzuschreiben. Man könnte daher sagen, ich hätte sie mit eigenen Worten auf sinnliche Weise erzählt.

Literatopia: Du bist Herausgeberin des kleinen phantastischen Literaturheftchens „Elfenschrift“. Warum gerade Phantastik? Widmet sich die „Elfenschrift“ eher nur Fantasy / High Fantasy oder allen phantastischen Genres, beispielsweise auch Science-Fiction?

Ulrike Stegemann: Die Elfenschrift widmet sich der Fantasy allgemein – quasi in all ihren Spielarten. Auch Science Fiction hatten wir schon dabei. Ich muss allerdings zugeben, dass ich selbst nur einen sehr schwachen Draht zur Science Fiction habe, und die Einsendungen für den Bereich haben sich bislang auch eher in Grenzen gehalten.
Falls sich also nun jemand angesprochen fühlt, mir etwas über Science Fiction zu schicken, möge er das gerne tun ;-)

Literatopia: Was bietet die „Elfenschrift“ alles? Und inwieweit steuerst Du als Herausgeberin Beiträge bei?

Ulrike Stegemann: In jeder Elfenschrift-Ausgabe gibt es eine Art „Grundgerüst“. Neben den Kurzgeschichten gibt es Illustrationen, Künstlerportraits, Interviews, Artikel, Buchvorstellungen, Ausschreibungstipps und gelegentlich auch mal solche Dinge wie ein Gedicht oder einen Comic. Mir ist es vor allem wichtig, die Abwechslung im Heft zu erhalten.
Mit eigenen Beiträgen versuche ich mich so weit wie möglich zurück zu halten. Ich stelle alles zusammen, was für mich bereits ideal ist, um meine Kreativität in dem Bereich auszuleben. Ansonsten ist das Heft dazu gedacht, anderen die Gelegenheit zu geben, auf sich aufmerksam zu machen.

Literatopia: Wonach wählt ihr die Kurzgeschichten aus, die in der „Elfenschrift“ veröffentlicht werden? Und woher stammen sie? Kann euch jeder jederzeit etwas zuschicken und wird mit Glück gelesen und ausgewählt? Oder gibt es spezielle Ausschreibungen, wenn eine neue „Elfenschrift“-Ausgabe ansteht?

Ulrike Stegemann: Grundsätzlich kann jeder jederzeit gerne einen Beitrag per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! senden. Allerdings muss ich gleich vorweg sagen, dass wir uns für jede Ausgabe ein bestimmtes Thema gesetzt haben. Der Beitrag sollte also schon irgendwie zu diesem Thema passen ;-)
Für die kommende Dezember-Ausgabe lautet unser Thema z. B. „Hexenliebe“. Mit dieser Ausgabe hatten wir zum ersten Mal eine spezielle Ausschreibung gestartet. Es gibt eine Jury und auch Preise.
Die Auswahl der Texte gestalten wir frei nach dem Motto: „Wir veröffentlichen, was gefällt.“

Literatopia: Wie lange gibt es die „Elfenschrift“ schon? Und wie sahen die ersten Woche und Monate der „Elfenschrift“ aus? Was hat sich seit damals alles verändert?

Ulrike Stegemann: Anfangs war ich ein wenig überrascht, wie viele Dinge ich als Herausgeberin nicht eingeplant hatte und plötzlich auf mich zugekommen sind. Von wie vielen Seiten man auf einmal angeschrieben wird und was die alle von einem wollen ... ;-) Damit hatte ich nicht gerechnet. Dafür hatte ich mir extra vorher ein Handbuch gekauft und meinte eigentlich, nach dem Lesen dieses Handbuches gut vorbereitet zu sein. Nun, ich war es zumindest so gut wie möglich und habe es letztendlich geschafft, diese ganzen Dinge irgendwie zu bewältigen.
Die Aufmachung von der ersten Elfenschrift-Ausgabe bis zur aktuellen hat sich insgesamt verändert und wird sich vermutlich auch in Zukunft weiter entwickeln. Ich muss dazu allerdings sagen, dass mir selbst diese Veränderung kaum noch auffällt. Das wird mir erst durch einige Rückmeldungen bewusst. Vor kurzem schrieb mir jemand, die Elfenschrift hätte im Vergleich zu früheren Ausgaben mehr Pfiff bekommen. Es ist schön, so etwas zu lesen.

Literatopia: Die obligatorische Frage an alle Autoren: Wann hast Du mit dem Schreiben angefangen? Fanden Deine ersten Versuche schon im Grundschulalter statt, zum Beispiel als Geschichten über Zoobesuche? Oder hast Du das Schreiben erst für Dich entdecken müssen?

Ulrike Stegemann: Tatsächlich habe ich schon im Grundschulalter mit dem Schreiben begonnen. Bei mir Zuhause gab es „damals“ mehr Comics als Bücher. Daher kamen in meinen ersten Geschichten auch oft Comic-Figuren vor. Über Zoobesuche habe ich allerdings nie geschrieben ;-)

Literatopia: Benötigst Du bestimmte Umstände, um Deiner Kreativität freien Lauf zu lassen? Schreibst Du beispielsweise eher abends, wegen der Ruhe? Oder schreibst Du gerne im Freien auf einer Parkbank?

Ulrike Stegemann: Als „Schreibzeit“ halte ich früh morgens oder spät abends für am besten geeignet. Einfach aus dem Grund, da man zu diesen Zeiten am meisten Ruhe hat. Es sind kaum Leute unterwegs, und für gewöhnlich klingelt es dann auch nicht an der Tür oder am Telefon.
Das bedeutet allerdings nicht, dass ich zu anderen Zeiten nicht schreiben könnte. Ich benötige keine besonderen Umstände. Für gewöhnlich setze ich mich einfach hin und tue es. Für das Schaffen besonderer Umstände bin ich schlichtweg zu faul. Oder ich neige da einfach zu Schnörkellosigkeit. Wie auch immer man das am besten nennen kann.

Literatopia: Wie reagieren Familie und Freunde auf Deine Bücher? Sind sie begeistert und lesen sie vielleicht sogar gerne – oder schmunzeln sie eher darüber?

Ulrike Stegemann: Mittlerweile hat sich mein Umfeld an meine Schreiberei gewöhnt. Das hat allerdings auch eine Weile gedauert. Niemand nimmt einen ernst, wenn man nicht zumindest eine anständige Veröffentlichung vorzuweisen hat. Ich kann mich noch an Leute erinnern, die mich vorher grinsend angeschaut haben und meinten: „Du hast jetzt nicht echt ein Buch geschrieben, oder?“

Literatopia: Was liest Du selbst gerne? Auch düster-sinnliche Phantastik? Oder auch mal einen spannenden Thriller? Vielleicht sogar ganz unschuldige Liebesgeschichten?

Ulrike Stegemann: Ich lese vieles und (fast) alles. Es gibt kaum eine Richtung, vor der ich Halt mache. Allerdings gibt es gewisse Tendenzen. Liebes- und Vampirgeschichten lese ich genauso gerne wie Thriller oder auch lustige Geschichten. Es gab schon Zeiten, in denen ich die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett verschlungen habe, aber auch Zeiten, in denen ich lieber irgendwelche Frauenromane lesen wollte. Zuletzt habe ich mich beispielsweise herrlich über Martina Brandls Erzählungen amüsiert. Zu Halloween gibt es bei mir Gruselgeschichten und zu Weihnachten die besinnlichen Bücher. Je nachdem, was mir gerade so gefällt.

Literatopia: Was wird uns in Zukunft von Dir erwarten?

Ulrike Stegemann: Als nächstes wird mein dritter Vampirroman erscheinen.
Ansonsten mag ich die Abwechslung. Von daher hoffe ich, dass ich in Zukunft noch einige abwechslungsreiche Dinge umsetzen kann. D. h. nicht nur düster-sinnliche Phantastik, sondern vielleicht auch mal einen reinen Fantasyroman oder einen Thriller. Ideen hätte ich dafür jedenfalls genug ;-)

Literatopia: Vielen Dank für das Interview!

Ulrike Stegemann: Sehr gerne! Ich bedanke mich für die Möglichkeit, mich vorstellen zu dürfen.


Homepage der Autorin: http://www.emilia-jones.de/

http://www.elfenschrift.de/


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.