Frank Lauenroth (27.02.2016)

Interview mit Frank Lauenroth

Literatopia: Hallo, Frank! Kürzlich ist Dein SF-Roman „Black Ice“ erschienen – was erwartet die Leser darin?

frank lauenroth2Frank Lauenroth: Eigentlich ist mein Roman ein Kammerspiel. Wenige Protagonisten auf engstem Raum. Doch die Geschichte selber ist eine beinahe klassische Space Opera.

Draußen, in den äußeren Systemen, herrschen raue Sitten. Und eine Handelsgesellschaft. Frankie versucht als Weltraumtrucker seinen Hintern aus der Schusslinie zu halten und zugleich auf ehrbare Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nachdem sich bereits ein Fremder auf sein Schiff portiert hat, landet auch noch unbeabsichtigt eine Ladung BLACK ICE in seinen Frachtraum. Die beste Droge des Universums. Auf der Flucht vor Duistermach, dem weithin gefürchteten psychopatischen Vollstrecker der mächtigen Handelsgesellschaft, gewährt Frankie nach und nach mehreren Verfolgten auf seiner CORONA Zuflucht. Als sich Duistermach auch noch Kopfgeldjäger anschließen, versucht Frankie mit seiner stetig wachsenden Crew das Geheimnis des BLACK ICE zu lüften und so - vielleicht - ihr aller Leben zu retten.

Literatopia: Dein Protagonist Frankie ist eine ehrliche Haut und damit ein ganz untypischer Charakter für einen rauen Job wie Weltraumtrucker. Wie kommt es, dass er sich seine Prinzipien bewahren konnte?

Frank Lauenroth: Abgesehen davon, dass der coole Held mit leichter Affinität zum Gesetzesbruch schon in unzähligen anderen Romanen vertreten ist, reizte mich an Frankie vor allen Dingen, dass er sich in einer Zeit und in einer Welt, in der das Menschliche beinahe zwangsläufig abhanden gekommen ist, eben jene Menschlichkeit bewahren konnte. Was vor allen Dingen der Tatsache geschuldet ist, dass er die Menschen, so gut es geht, meidet.

Literatopia: In „Black Ice“ bekommt Frankie aber recht schnell jede Menge Gesellschaft. Welche skurrilen Charaktere schließen sich zu seiner neuen Crew zusammen?

Frank Lauenroth: Da wäre zuerst Holly. Ein Toy, ein Kunstwesen, geschaffen aus Naniten. Vielleicht ist er an der einen oder anderen Stelle etwas unbedarft, doch auf der anderen Seite verfügt er über nützliche Features. Wood ist Karenadier und damit ein Holzwesen. Feuer mag er nicht. Aber lange Monologe. Er ist der geborene Pessimist. Später kommt noch Gostoe hinzu, eine Empathin, die Gefühle wahrnehmen kann wie andere Geräusche vernehmen. Das wird die Stammcrew der CORONA. Ja, und dann wäre da noch ein Charakter namens Zwei. Aber ich will nicht zu viel verraten.

Literatopia: Inwiefern hat Dich Frankie goes to Hollywood, insbesondere deren zweites Album „Liverpool“, zu „Black Ice“ inspiriert?

Frank Lauenroth: Über die Musik fand ich irgendwann zu den Texten der 8 Lieder auf diesem Album. Und ich fand, dass die Titel allein schon nach einer Umsetzung in einer Kurzgeschichte schrien. 'Warriors of the wasteland' oder 'Rage hard' ließen die kleinen Rädchen in meinem Autorengehirn losrattern. Eigentlich sollte es eine Sammlung von 8 Kurzgeschichten werden. Doch irgendwann verbanden sich die Ideen, die Handlungsstränge fanden wie von allein zueinander und schließlich wurde ein Roman daraus … mit 8 Kapiteln … und jeder Menge kleiner Verweise auf die Songtexte.

black iceLiteratopia: Bei „Black Ice“ lassen sich unter anderem Parallelen zu „Firefly“ entdecken – gewollt oder Zufall?

Frank Lauenroth: Einige Rezensenten haben zudem eine inhaltliche Nähe zu den „Guardians of the Galaxy“ erkannt. Ebenso wie „Firefly“ haben wir es auch in „Black Ice“ mit einem Space-Trip zu tun. Die Helden müssen von A nach B gelangen und dabei vor C fliehen. Das Konstrukt ist vertraut. Wie man mit den Protagonisten umgeht, ist der Unterschied.

Ich hoffe, dass „Black Ice“ mit seiner Leichtigkeit und zugleich erzählerischen Ernsthaftigkeit sich von anderen Romanen ähnlicher Bauweise unterscheidet.

Literatopia: Du hast bereits mehrere Geschichten in Anthologien veröffentlicht. Was schreibst Du lieber: Kurzgeschichten oder Romane?

Frank Lauenroth: Ich mag beides. Wobei ich die Short-Story als Trainingseinheit für die Romane benutze. Bei der Kurzgeschichte muss ich auf den Punkt schreiben. Die Geschichte muss mit wenigen Worten eine glaubwürdige Basis für den Leser schaffen, eine Welt, in die er gerne eintaucht. Und ebenso schnell muss ich zum Punkt, dem Ende, vielleicht der Pointe gelangen. Das alles ist gutes Rüstzeug, um einen Roman zu verfassen. Theoretisch hätte ich hier viel mehr Zeit und Raum, praktisch muss ich auch beim Roman den Leser so rasch wie möglich einfangen. Das ist eine Herausforderung, der ich mich immer wieder gerne stelle.

Literatopia: Wann und warum hast Du eigentlich mit dem Schreiben angefangen? Und worum ging es in Deiner ersten Geschichte?

Frank Lauenroth: Ich war ungefähr 14 Jahre alt. Eine SF-Kurzgeschichte endete nicht, wie von mir erwartet. Und ich fand meine Idee viiiiel besser. Also habe ich mich hingesetzt und meine erste Zeitreise-Geschichte geschrieben.

Literatopia: Wie würdest Du Deinen Schreibstil beschreiben? Und inwiefern hat er sich von der ersten Geschichte bis heute verändert?

Frank Lauenroth: Mein Stil ist heute direkt und schnörkellos. Das war nicht immer so. Aber den Anfängerfehler des ausufernden Adjektivismus konnte ich relativ schnell ablegen. Wenn ich Bücher lese, bin ich immer wieder enttäuscht, wenn Nebenhandlungen eingebaut werden, die für die Haupthandlung keine oder nur wenig Relevanz haben. Für mich ist das ein Ärgernis, das ich meinen Lesern ersparen möchte. Jeder Satz in meinen Geschichten soll notwendig sein. Für die Geschichte, für den Erzählfluss, für die Hintergründe. Kurz und knackig.

Literatopia: Wer Deine Autorenbiographie liest, wird sie vielleicht als steinigen Weg empfinden. Auf dem Weg zur Verlagsveröffentlichung hast Du vieles selbst gemacht – was hat Dich motiviert, niemals aufzugeben? Und welche war die wichtigste Lektion, die Du auf Deinem Weg gelernt hast?

boston runFrank Lauenroth: Fangen wir mit der Lektion an: Geduld. Es hat so lange gedauert, die Geschichte oder den Roman zu schreiben. Und jetzt ist sie oder er fertig und muss hinaus … unters Volk. FALSCH! Gar nichts ist fertig. Genaugenommen geht die Arbeit jetzt erst richtig los. Und ja – es gehört schon ein wenig Selbstmotivation dazu, nicht aufzugeben, andere Wege zu suchen, sich Kritik zu stellen, sie anzunehmen und besser zu werden. Als früherer Selfpublisher kenne ich mich ein wenig mit dem Klinkenputzen aus. Doch man muss einfach am Ball bleiben, für sein Projekt, seinen Roman brennen. Auch jetzt versuche ich meine Verleger zu unterstützen. Selbst wenn eine Veröffentlichung schon Jahre zurück liegt, kann es Menschen geben, für die mein Buch noch etwas neues ist. Man muss sie eben nur finden.

Literatopia: Wie schätzt Du den Stellenwert von deutscher Science Fiction ein? Es gibt ja durchaus eine kleine, treue Fangemeinde – doch wie sieht es außerhalb davon aus?

Frank Lauenroth: Das kann ich sehr schwer einschätzen. Wenn ich aktuelle Veröffentlichungen aus dem englischen Sprachraum mit denen deutschsprachiger Autoren vergleiche, dann gefallen mir häufig sogar letztgenannte besser. Die Frage der Wahrnehmung hat auch damit zu tun, was sich verkauft.

Und hier scheint die Mehrheit der Leser überzeugt zu sein, dass gute SF aus Amerika kommen muss. Also verstehe ich die großen Verlage, dass sie den Lesern genau das geben. Nur gibt es dann auch keine Chance die deutsche SF irgendwo dazwischen und doch gleichberechtigt zu etablieren. Womit (die großen Namen mal ausgenommen) der gemeine SF-Autor den Weg zu den kleineren Verlagen antreten darf. Und hier – da stimme ich Dir zu – gibt es zum Glück eine treue Gemeinde.

Literatopia: Du bist unter anderem bei der Entwicklung der SF-Serie „BiomAlpha“ beteiligt. Was genau ist Dein Job und worum geht es dort eigentlich?

Frank Lauenroth: Uwe Post hatte die Idee zu der Serie. Ein Schwarm biologisch geprägter Raumschiffe befindet sich im Anflug auf die Erde. Natürlich kommt es zu den verschiedensten Kontakten. Einige Menschen werden eingeladen, an Bord der Raumschiffe zu kommen. Die erweisen sich in vielerlei Hinsicht als Wundertüte.

Uwe scharte interessierte und vor allen Dingen teamfähige Autoren um sich. Und dann ging es los. Vor mehr als 2 Jahren, denn so eine Serie braucht ein Universum, in dem sie spielen und funktionieren kann. Das will erst einmal entworfen sein. Derzeit sind wir 7 Autoren, die einzelne Handlungsstränge entwickeln, betreuen, niederschreiben. Eine Episode besteht aus 4 verschiedenen Handlungssträngen. Diese beeinflussen sich gegenseitig, laufen parallel ab. Wie in einer modernen Fernsehserie setzen wir da etwas Willen der Leser voraus, dieser komplexen Entwicklung etwas Vertrauen entgegenzubringen. Manche Zusammenhänge sind episoden-übergreifend angelegt. Ich habe gerade meinen Protagonisten quer durch das Biom (eben jenen Schwarm) geschickt und bin mit ihm zum Ende in Episode 6 gelangt. Ob es ein gutes Ende ist? Lesen!

Literatopia: Inwiefern verändert, Deiner Meinung nach, das Internet die Lebenswirklichkeit eines Autors? Ist es leichter geworden, auf sich aufmerksam zu machen? Oder eher schwerer?

Frank Lauenroth: Leichter und schwerer zugleich. Die Wege werden kürzer, jemanden zu erreichen. Sei es Verlag, Agentur, Dienstleister, Rezensenten oder Leser. Gleichzeitig buhlen auch alle anderen Autoren um deren Gunst. Da hervorzustechen ist wie die Antwort auf die 1-Million-Euro-Frage.

Frank LauenrothLiteratopia: Beim Wewelsflether Weihnachtswettbewerb hast Du ein Gedicht eingesendet, das schließlich auf einer Weihnachts-CD gelandet ist. Ein einmaliger Ausflug in die Welt der Lyrik? Oder gehören Gedichte zu Deinem festen Repertoire?

Frank Lauenroth: Gedichte sind nur eine Spielart meiner Kreativität. Ab und an küsst die Muse mich in dieser Hinsicht. Aber eher selten. Dennoch war es eine Ehre, damals (vor 10 Jahren!) den ersten Platz zu erringen.

Literatopia: Kannst Du uns schon etwas über zukünftige Projekte verraten?

Frank Lauenroth: Derzeit verwende ich meine Energie für die Recherche zu einem neuen Thriller. Danach ist die Fortsetzung von „Black Ice“ geplant und schließlich sollte ich auch noch meine Marathon-Trilogie zu einem guten Ende bringen. An Ideen mangelt es nicht. Eher an Zeit.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview, Frank!


Autorenfotos: Copyright by Frank Lauenroth

Autorenhomepage: www.franklauenroth.de

Rezension zu "Black Ice"

Rezension zu "Boston Run - Der Marathon-Thriller"

 


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.