Devil’s River (Thomas Thiemeyer)

Thiemeyer T Devils River

Knaur Verlag, 1. Auflage, 2015
Taschenbuch, 509 Seiten,
16,99 Euro [D] | 17,50 Euro [A]
ISBN-13: 978-3-426-51715-4

Genre: Thriller


Klappentext

Es bedarf eines Ungeheuers, um ein Ungeheuer zu töten.

Kanada, 1878. River, eine junge Frau vom Stamm der Ojibwe, muss miterleben, wie ihr Dorf von etwas heimgesucht wird, das kein Mensch sein kann. Die Hütten von einer gewaltigen Kraft zerstört, Männer und Frauen grausam ermordet, scheint eine uralte Legende zum Leben erwacht zu sein. River schwört Rache – und verbündet sich mit einem gesuchten Mörder.

England, 2015. Durch den Tod ihrer Großmutter aufgerüttelt, begibt sich die Studentin Eve auf die Spur eines Familiengeheimnisses, das in der kanadischen Wildnis wurzelt …


Der Autor

Thomas Thiemeyer, geboren 1963, studierte Geologie und Geographie, ehe er sich selbstständig machte und eine Laufbahn als Autor und Illustrator einschlug. Mit seinen Wissenschaftsthrillern und Jugendbuchzyklen, die etliche Preise gewannen, sich über eine halbe Million Mal verkauften und in dreizehn Sprachen übersetzt wurden, ist er mittlerweile eine feste Größe in der deutschen Unterhaltungsliteratur.

Der Autor lebt mit seiner Familie in Stuttgart.


Rezension

Eve hat ihre geliebte Großmutter verloren. Als sie das Haus der weitgereisten Dame erbt, begibt sie sich mit ihrer besten Freundin Rita auf der Suche nach dem passenden Schloss zu dem schmiedeeisernen Schlüssel, der ihrem Erbe beilag. Auf dem Dachboden werden die beiden Frauen fündig. In einer schweren Truhe finden sich zahlreiche Bücher, Notizen, Bilder und Talismane. Oben auf liegt neben einem Brief ein Tagebuch, in dem Eve über ein langgehütete Geheimnis ihrer Familie aufgeklärt werden soll. Die 26-jährige Eve begibt sich auf Spurensuche. Damit beginnt die eigentliche Geschichte von Devil’s River. Die Heilerin River verlässt ihren Stamm, um ihren Vorrat an Heilmitteln aufzustocken. Obwohl sie ihrem Häuptling versprochen hat, sich dem Mont Tremblant nicht zu nähern, führte sie ihre Suche nach einer bestimmten Heilpflanze an die Flanke des Berges. Nach einer unangenehmen Nacht mit einigen Überraschungen kehrt die Indianerin in ihr Dorf zurück, findet dort aber nur Verwüstung und Tod. Gleichzeitig dringt der Suchtrupp um Sheriff Tanner und Deputy Scott Preston in das Indianergebiet vor. Sie folgen Nathan Blake, einem mehrfachen Frauenmörder. Der Zufall führt River, Nathan und den Suchtrupp zusammen. Die Indianerin bittet die Männer um Hilfe. Doch nur Nathan lässt sich darauf ein. Zusammen begeben sich die beiden zurück zum Berg, auf der Suche nach einer alten Hexe, die ihnen wertvolle Informationen über die Mächte auf dem Berg anvertrauen soll. Ihre Suche führt sie in eine Welt aus Mysterien und Grauen.

Devil’s River umfasst zwei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Rahmenhandlung erzählt die Geschichte der angepassten 26-jährigen Eve, die nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter aus dem Gleichgewicht gerät. In dem Buch findet sie am Ende nicht nur das düstere Geheimnis der Familie, sondern auch sich selbst. Der Geschichte um die Selbstfindung Eves gegenüber steht das Westernmysterium um das Geschehen am Mont Tremblant im Jahr 1887. Während diese Geschichte mit Action, Spannung und Mystik überzeugt, gestaltet sich Eves Handlungsstrang als wahre Schlaftablette. Denn eigentlich tut Eve nichts anderes als lesen. Liest sie nicht, muss sie sich mit ihrer Familie, ihrem Verlobten oder ihrer Freundin Rita auseinandersetzen und mehr oder weniger sinnlose Dialoge mit diesen unsympathischen Figuren führen.

Eve ist eine langweilige Studentin, deren Leben durch kein interessantes Hobby geprägt ist. Ihre Freundin Rita ist die typische aufgeweckte beste Freundin, die alles besser weiß und Lebenstipps gibt. Eves Verlobter tritt kaum in Erscheinung, wirkt aber wie ein dröges Muttersöhnchen, das sich mehr um die Meinung von Eves Mutter als um Eves kümmert. Eves Mutter kommt als herrisches Monster daher, das ihrer Tochter beständig ins Leben pfuschen will und ihr ohne einen Grund zu äußern, verbietet, das Buch zu lesen. Passend zu der autoritären Mutter ist Eves Vater duckmäuserisch angelegt. Platte Charaktere voller Klischees finden sich aber auch im inneren Erzählstrang. Da ist die weiße Indianerin River, die eine begabte Heilerin ist und blind einem gesuchten Mehrfach-Mörder vertraut oder der Deputy Scott, der naiv durch den Western reitet und sich bereits nach wenigen Minuten in River verliebt. Seine tragische Hintergrundgeschichte wird in wenigen Sätzen zusammengefasst und dann nicht wieder erwähnt. Einzig divers gestaltet ist der Mörder Nathaniel Blake. Aus dem kalkulierenden Mann, der sich gezielt verkleidet, um blonde Frauen zu erwürgen, wird nach und nach ein sympathischer Charakter, der seine eigene Vergangenheit zu überwinden und seine Taten zu Sühnen versucht.

Trotz einiger interessanter Entwicklungen gestaltet sich Devil’s River insgesamt sehr vorhersehbar. Vor allem das so dunkle Familiengeheimnis wird bereits im Einband des Buches verraten, da der Verlag das Buch nicht nur mit einer Karte – leider ohne Legende – schmückt, sondern auch mit Eves Stammbaum. Auch die Jagd nach Nathan ist in sich wenig spannend, da das Cover bereits verrät, dass er von seinen Häschern gefasst wird. Der Stammbaum verrät dann auch gewisse Liebesentwicklungen. So gestalteten sich nur die mystischen Elemente und die Frage, was in Rivers Kopf und was wirklich geschah als wirklich fesselnd, schaffen es aber nicht, das Buch dauerhaft spannend zu machen.

Dies liegt auch an Thiemeyers Stil. In einfachen Worten und Beschreibungen baut er seine Geschichte auf, verfolgt dabei aber verstärkt das Erzählprinzip. So schreibt er beim ersten Zusammentreffen von Scott mit dem Indianer Goodfellow kurz, der als Spurensucher fungiert, dass der Deputy keine Indianer mag, weil seine Verlobte von Huronen niedergemetzelt wurde. Kurz darauf greift Scott dann auch betrunken den Indianer an. Verbal zumindest. Am nächsten Tag schämt er sich dann dafür – ein Beispiel, wie der Autor das Potenzial seiner Figuren nicht ausschöpft. Etwas verwunderlich ist auch, warum Thiemeyer seine Hauptfigur River (engl. für Fluss) nennt, während alle anderen Namen und Bezeichnungen in deutsche übersetzt sind.


Fazit

Devil’s River erzählt die Geschichte der Indianerin River, deren Dorf massakriert wird. Auf der Suche nach dem Dämon, der hinter der Tragödie steckt, tut sich die Heilerin mit dem Frauenmörder Nathan Blake zusammen. Eine düstere Suche nach der Wahrheit beginnt. Trotz der interessanten Idee schafft es Thomas Thiemeyer nicht, mit seinem neuesten Thriller zu überzeugen. Vorhersagbarkeit, platte Charaktere sowie eine unnötige Rahmenhandlung reißen Devil’s River unnötig in die Tiefe.


Pro/Contra

+ Idee des mystischen Westerns
+ mysteriöse Elemente

- Charaktergestaltung
- Handlung oftmals vorhersehbar
- unnötige und langweilige Rahmenhandlung
- Einband verrät zu viel der Handlung

Bewertung: stern2

Charaktere: 2/5
Handlung: 2,5/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 1/5


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