Rezensionen im Februar (2016)

Liebe LeserInnen,

laut Meteorologen haben wir bereits Frühling – das Wetter ist da aber anscheinend anderer Ansicht und schenkt uns weitere kalte Tage, die man am liebsten mit einem Buch auf der Couch verbringt. Auch im Februar war unser Team wieder fleißig und hat tatkräftig ins Bücherregal gegriffen. Die wichtigsten Titel fassen wir wie immer in unserem Monatsrückblick zusammen. Viel Spaß!



Belletristik
 
Theo Schadt ist die Hauptfigur in Martin Walsers "Ein sterbender Mann". Theo wurde von seinem einzigen Freund verraten, sein Unternehmen ging in Konkurs. Er arbeitet im Tangoladen seiner Frau, wähnt sich am Ende und will deshalb freiwillig aus dem Leben scheiden. Er meldet sich in einem Suizidforum an - der Beginn seiner Rückkehr ins Leben. Kein Downer, vielmehr ein blendendes literarisches Rollenspiel, verpackt in ein kunstvolles Gewebe aus vielfältigen Formen und Stilen, anspruchsvolle und zugleich leicht lesbare Literatur, sprachlich schön und sehr unterhaltsam.
 
"Panthersommernächte" von Bettina Belitz ist erfrischend anders und zuweilen auch seltsam. Ninas Faszination für das streunende Raubtier ist nachvollziehbar, auch wenn man sich über ihr Verhalten manchmal wundert. Viel interessanter ist die aufkeimende Freundschaft zwischen Nina und Lionel, in der Vorurteile überwunden werden und romantische Gefühle aufflackern.
 
Fantasy
 
Der deutschen Autorin Natalie Speer gelingt mit "Frostseelen" ein bezauberndes Fantasy-Debüt, das mit einer faszinierender Welt, einem durchdachten Magiesystem und interessanten Figuren aufwartet. Die junge Feuermagierin Thea bricht auf in den Krieg, doch noch bevor sie die Nordgrenze erreicht, wird ihr Trupp überfallen. Eine Seuche breitete sich vom Norden her aus, und es gilt, ihren Ursprung zu finden und auszumerzen. Thea macht sich mit den Soldaten auf den Weg. In den eisigen Hängen der Nørlande findet die Brennerin neben Verrat, Grauen und Tod aber auch ihre innere Stärke und eine neue Wahrheit. Eine spannende Heldenreise mit überraschenden Wendungen, wenigen Längen und durchdachten Actionszenen.
 
Science Fction
 
"Black Ice" ist ein verrückter Space-Trip mit einer skurrilen Crew, die die Leserschaft bestens unterhält. In knappen, knackigen Sätzen serviert Frank Lauenroth eine schnelle Story, die mit Stereotypen spielt und mit viel Humor und Wärme überzeugt. Protagonist Frankie hat sich trotz des kriminellen Milieus, in dessen Nähe er sich zwangsläufig begibt, seine Werte bewahrt und handelt konsequent nach ihnen – egal, welche Probleme sich daraus ergeben. Das ist verdammt sympathisch. Wer nichts völlig Neues oder Tiefgreifendes erwartet, kann mit Black Ice für kurze Zeit in eine herrlich chaotische Welt abtauchen.
 
"Das Licht von Aurora" wartet mit einer spannenden Parallelwelten-Theorie auf, scheitert jedoch an diversen Logiklücken. Wer sich nicht zu viele Gedanken um die Schlüssigkeit der SF-Elemente macht, kann trotzdem seine Freude mit dem Buch von Anna Jarzab haben – es eignet sich vor allem für Jugendbuchfans, die taffe Protagonistinnen inklusive Romantik und ein wenig Action mögen.
 
Thriller
 
"Devil’s River" erzählt die Geschichte der Indianerin River, deren Dorf massakriert wird. Auf der Suche nach dem Dämon, der hinter der Tragödie steckt, tut sich die Heilerin mit dem Frauenmörder Nathan Blake zusammen. Eine düstere Suche nach der Wahrheit beginnt. Trotz der interessanten Idee schafft es Thomas Thiemeyer nicht, mit seinem neuesten Thriller zu überzeugen. Vorhersagbarkeit, platte Charaktere sowie eine unnötige Rahmenhandlung reißen Devil’s River unnötig in die Tiefe.
 
Krimi
 
Margaret Millars "Die lauschenden Wände" erzählt von den Abgründen amerikanischer Mittelstandsfamilien, Kalifornien als Sehnsuchtsland und die Illusion darüber, einen Menschen und die Wahrheit zu kennen.
 
Comic
 
Alberto Varandas "Benjamin findet seinen Augenstern" ist leider nicht ganz so gut wie seine beiden Vorgänger, aber nach wie vor ein wunderbar zu lesender Band, der zum Nachdenken anregt und einfach niedlich ist.
 
"Spawn Origins Collection 6" ist genau wie die Bände vorher Pflichtprogramm für Spawn-Fans. Für Neueinsteiger eignet sich dieser Band ebenfalls gut. Spawn trifft hier mehrere Entscheidungen für seine Zukunft und es gibt viele Hintergrundinformationen, gekoppelt mit Horror und großer Spannung. Der nächste Band von Todd McFarlane und Greg Capullo kann kommen.
 
Manga
 
"Koitomo!?" ist ein schöner Einzelband, den man auch ohne Vorkenntnis der Hauptstory genießen kann. Yuu Moegi zeigt, wie schwer es sein kann, seine eigenen Gefühle einzuschätzen, und entführt den Leser in eine romantische Liebesgeschichte mit all ihren Irrungen und Wirrungen.
 
"Catch my Heart" von You Yodogawa bietet allen Yaoi-Fans, die zwar deutliche Verhältnisse haben möchten, diese aber nicht in expliziter Darstellung benötigen, genau den richtigen Stoff. Emotionsgeladene Geschichten, in denen die Charaktere sogar storyübergreifend miteinander agieren.
 
Anime
 
"Sailor Moon Sailor Stars" begeistert mit einem dramatischen und emotional aufwühlenden Finale, das zwar ein wenig seltsam anmutet, insgesamt jedoch sehr stimmig ist. Was die fünfte Staffel vor allem auszeichnet, ist die tragische, einseitige Liebe von Seiya, der Bunny bis zum Ende stets beschützt. Die Konflikte zwischen den Sailorkriegern bringen wahnsinnig viel Spannung in die letzten Episoden, die besser herausgearbeitet wurden als der unübersichtliche Endkampf in der Mangavorlage.
 

 
Das war unser Februar. Nun steht im März wieder die Leipziger Buchmesse an, bei der ein Teil der Literatopia-Redaktion natürlich auch vor Ort sein wird, um bereits erste Blicke auf die kommenden Programme der Verlage zu werfen. Ihr dürft euch also auch im ersten Frühlingsmonat wieder auf spannende Neuigkeiten aus der Literaturwelt freuen, aber auch auf frische Rezensionen und vielleicht die eine oder andere Überraschung. Für Ungeduldige und Rastlose steht wie immer unser Rezensions-Archiv zur Verfügung.
 
Wir wünschen euch einen sonnen- und lesereichen März,
euer Literatopia-Team