Allan J. Stark (11.03.2016)

Interview mit Allan J. Stark

allanjstarkLiteratopia: Hallo, Allan! Deine „Asgaroon“-Saga spielt circa 130 000 Jahre in der Zukunft – was hat sich in der Milchstraße alles verändert? Wie sieht Deine Zukunftsvision aus?

Allan J. Stark: Die Milchstraße, die zum Zeitpunkt der Geschichte Asgaroon heißt, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Asgaroon ist eine Vielvölker-Galaxis, in der es schon immer eine Menge Ärger gab und noch immer gibt. Über viele Jahrtausende haben sich die unterschiedlichsten Zivilisationen bekämpft, Bündnisse geschlossen und diese wieder gebrochen.

Schließlich hat sich ein Krieger daran gemacht, die zerstrittenen Völker zusammen zu bringen und begonnen, die Galaxis zu einem einzigen großen Reich zu vereinen. Anschließend machte er sich selbst zum Herrscher über Asgaroon und gab sich den Namen Sargon. Den Gerüchten zu folge, stammte er von der Erde und hat den Namen Sargon aus der Antike seiner Heimat gewählt.

Die Geschichten um meine Heldin Nea spielen lange danach. Das Großreich des Sargon ist vor etlichen Jahrtausenden zusammengebrochen und nur noch eine düstere Legende, mit der man allenfalls noch unartige Kinder erschrecken kann. Nach dem Zusammenbruch des Reiches gab es eine Zeit der Kriege, in denen die verbliebenen Adelshäuser versuchten, das Erbe Sargons an sich zu reißen. Gleichzeitig organisierten sich die Bewohner in republikanischen und anderen politischen Bewegungen, um ein Gegengewicht zu den einflussreichen Adelshäusern zu schaffen. Die lange Phase dieser Auseinandersetzungen nennt man die Ära der Separationskriege und endete mit einem Unentschieden. Faktisch gesehen. Aber natürlich gibt es genügend Bewohner, die das anders sehen.

Nea, die Hauptperson der „Asgaroon“-Buchreihe, lebt unter der Doppelherrschaft des Imperiums und der “nominellen“ Republik. Das Haus Bolando stellt seit vielen Jahren die Kaiser dieses Reiches, die, mehr oder weniger bereitwillig, mit der Republik zusammenarbeiten. Die soziale Struktur Asgaroons ist in großen Teilen feudalistisch und viele Aristokraten haben Posten, innerhalb der nominellen Republik, die nach dem Empfinden vieler Bürger, lediglich die Entscheidungen des Kaisers absegnet und immer mehr an Macht verliert. Je nach politischer Gesinnung lebt man entweder im Imperium oder in der Republik. Es ist kompliziert. Immerhin sorgt die Zusammenarbeit zwischen dem Imperium und der Republik, für einigermaßen friedliche Verhältnisse.

ASGAROON 5 Die SterneninselLiteratopia: Welche Abenteuer erlebt Deine Protagonistin Nea? Und warum hast Du die Hauptrolle weiblich besetzt? Was magst Du persönlich an Nea?

Allan J. Stark: Neas Aufgaben sind vielfältig. Sie ist Mechanikerin und betätigt sich Schrottsammler, die im Auftrag der Zefco Werft (Zefren Company) auf der Hafenwelt Sculpa Trax unterwegs ist. Die Hinterlassenschaften zahlloser Kriege, liefern genügend Material, um damit die Schmelzöfen oder die Forschungsabteilungen der Zefco zu beliefern und Nea ist oft mit der Bergung alter Schiffe beschäftigt. Je nachdem, wo sie der Auftrag hinführt, sind ihre Missionen mal einfach, mal problematisch.

Sie arbeitet auch mit den Behörden der Hafenwelt zusammen, die sich dem Problem der Arteneinwanderung herumschlagen müssen, wie auf allen Planeten Asgaroons. Zahllose Raumschiffe, die von unterschiedlichsten Planeten stammen oder sie besucht haben, sind von Parasiten verseucht, die mitunter auch gefährlich sein können. In so einem Fall wird Nea gerufen, die sich dann, zusammen mit ihrem Roboterkollegen Ogo, dem Problem annehmen darf. Man kann sie sozusagen auch als Alienjägerin bezeichnen; oder Kammerjägerin.

Neben anderen weiblichen Protagonistinnen, habe ich mich für eine Frau als Hauptperson entschieden, weil mir das Genre zu oft mit stereotypen männlichen Protagonisten besetzt ist. Es ist angenehm, sich ein nettes Mädchen auszudenken, die relativ normal ist und sich mit ihr auf eine Heldenreise zu begeben. Freud hätte seinen Spaß mit mir ;) Nea ist keine Superheldin, aber sie hat dennoch Fähigkeiten, deren Ursprung im Laufe der Geschichte noch erklärt werden. Ich will versuchen, Nea glaubwürdig und sympathisch zu gestalten, obwohl sie auch eine düstere Entwicklung durchmachen wird, die sie ein paar Bonuspunkte kosten werden.

Ich mag ihre Natürlichkeit und Spontanität, die sie allerdings oft in Schwierigkeiten bringt. Manche würden sie vielleicht auch als naiv bezeichnen. Das ist nicht falsch. Aber zum größten Teil unrichtig.

Literatopia: Welche anderen Charaktere aus „Asgaroon“ sollten unsere Leser unbedingt kennenlernen?

Allan J. Stark: Dominic Porter. Er ist der Protagonist der Heftserie. Ansonsten wären da noch die beiden Piratinnen Zeelona und Yadina. Die zwei werden noch eine bedeutende Rolle im weiteren Verlauf der Geschichte spielen. Sie haben ein eigenes Spin-Off. Die Piratenkönigin.

Literatopia: Welche Arten von außerirdischen Wesen gibt es in Deinem „Asgaroon“-Universum? Und welche magst Du persönlich am liebsten?

Allan J. Stark: Es gibt nicht so viele wie in „Star Wars“ oder „Star Trek“. Die Hauptrassen sind die kräftigen, pferdeköpfigen Akkato und die schönen Oponi. Letztere mag ich besonders. Sie sind stark, klug und haben etwas Überirdisches an sich. Vorbild sind die Gelflinge aus einem Jim Henson Film aus den Achtzigern. Der Dunkle Kristall. Allerdings sind die Oponi grösser als die Gelflinge und auch als Menschen, die sie als kleine Brüder und Schwestern betrachten.

Nea soll Oponi- Vorfahren gehabt haben, nur als Nebeninfo.

Literatopia: Als Du mit „Der stählerne Planet“ begonnen hast, war Dir da schon klar, dass „Asgaroon“ einmal so groß wird? Und wie behältst Du den Überblick über Deine Zukunftsvision?

darboAllan J. Stark: Ja. Ich wollte etwas machen, dass man als Spaceopera bezeichnen konnte. Mit vielen Kulturen, Schauplätzen, Personen und Hintergründen. Eine eigene Timeline. Geschichten der Adelshäuser, deren Wappen und Ziele.

Den Überblick zu behalten ist natürlich nicht einfach. Je mehr der „Asgaroon“-Kosmos wächst, umso mehr muss man sich konzentrieren. Ich lese mir meine Texte immer wieder durch. Das ist die beste Methode, um zu sehen, was man vergessen hat, oder worauf man eigentlich Wert legen wollte. Manches gerät im Verlauf des Schreibens zu sehr in den Hintergrund.

Literatopia: Du stammst ursprünglich aus New York. Was hat Dich nach München verschlagen? Und schreibst Du Deine Bücher auf Deutsch oder Englisch?

Allan J. Stark: Das waren familiäre Gründe. Meine Eltern zogen zurück in die alte Heimat und ich konnte mich nicht dagegen wehren, weil noch zu jung war und sie nicht durch einen Aufstand in Schwierigkeiten bringen wollte. Ich kann natürlich Englisch, aber Deutsch liegt mir näher. Deswegen schreibe ich auch auf Deutsch. Meine Lektoren bezweifeln das vielleicht.

Literatopia: Was macht Deiner Meinung nach gute Science Fiction aus?

Allan J. Stark: Schwierig. Man kommt eigentlich immer mehr von den wissenschaftlichen Erklärungen weg, die eigentlich die Science in der Fiction ausmachen. Das was man an wissenschaftlichen Erkenntnissen sicher weiß, ist jedoch eher schlecht für die Erzählung, da vieles einfach nicht möglich ist, was man braucht, um eine Story zu erzählen. Alleine der Raumflug bringt eine Menge kruder Ideen hervor, die ich nicht befeuern möchte. Nicht weil sie schlecht wären, oh nein. Mir ist das zu mühsam und ich will nicht das Kopfschütteln von Leuten ernten, die mehr Ahnung haben. Aber wenn die sagen: „Whow, Allan Stark kann Geschichten erzählen“, dann bin ich glücklich.

Ich bin nicht der einzige Autor, der das so sieht und darum nimmt die Fiktion einen immer größeren Platz in den Erzählungen ein. Oft sind die pseudowissenschaftlichen Erklärungen wie Feigenblätter, die man der Fiktion umhängt, um sie respektabel zu machen. Ich sehe das eher mit Abstand. Darum wird in „Asgaroon“ nicht viel über diverse Funktionsmöglichkeiten ausgeführt. Die High Tech ist quasi nur Kulisse. Allerdings nehme ich oft Bezug auf Quantenphysik. Die bietet, im wahrsten Sinne des Wortes, fantastische Möglichkeiten und rückt „Asgaroon“ in die Sparte der Fantasy. Was einen guten Roman ausmacht, ganz gleich ob Fantasy oder Scifi, sind originelle Charaktere, in einfachen, bodenständigen Storys, versehen mit dem einen oder anderen Twist, als Würze. Mich interessiert die Heldenreise, die, je nachdem, wie man den Protagonisten angelegt hat, immer anders verläuft. Ich will überrascht werden, wenn ich ein Buch lese und die Personen darin lieben oder hassen. Das ist für mich weitaus wichtiger als diverse technische Aspekte.

 

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Literatopia: Wie schätzt Du den Stellenwert der Science Fiction in Deutschland ein? Momentan scheint die SF ja eine kleine Blütezeit zu erleben?

Allan J. Stark: Die Deutschen haben ein Problem, mit falsch verstandenem Realismus und der Freiheit zum Spinnen. Alles was nicht greifbar ist und keinen praktischen Nutzen hat, wir als Schwachsinn angesehen. Dabei ist jede Kunst nicht greifbar und hat keinen praktischen Aspekt. Gleichwohl ist der Deutsche stolz auf seine Künstler. Womöglich wird die Science Fiction auch zu sehr auf die USA projiziert. Was ziemlich falsch ist. Man denke nur an Metropolis.

Ein anderer Aspekt mag sein, dass die reine SF - ich habe vor kurzem Asimov gelesen - sehr steril und kalt wirkt. Ich habe das Gefühl, die Leser sehnen sich nach dem Geheimnisvollen und Spirituellen. Was ich persönlich als gut betrachte. Der Mensch braucht mehr. Ich stimme mit Spock überein, der Viger zitiert, der auf der Suche nach seinem Schöpfer ist. Er sagt etwas enttäuscht: „Ist da sonst gar nichts mehr?“ Es ist abgedroschen, aber Wissenschaft sagt nur etwas über das Wie. Das Warum ist jedoch spannender und tiefgründiger.

Asgaroon6Literatopia: Warum schreibst Du unter Pseudonym?

Allan J. Stark: Das hat nur Vorteile. Und ich will nicht, dass jemand plötzlich vor meiner Türe steht.

Literatopia: Du hast bereits als Illustrator für verschiedene Verlage gearbeitet – hat Dir das letztlich die Tür zur eigenen Veröffentlichung geöffnet? Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Papierverzierer-Verlag entstanden?

Allan J. Stark: Durch die Illustration bin ich zuerst mit Leuten von „Perry Rhodan“ in Kontakt gekommen. Klaus Bollhöfener hat sich sehr für mich eingesetzt. Aber irgendwie konnte ich nicht Fuß fassen. Ich denke, ein Witz aus den Simpsons hat mich rauskatapultiert. Aber darüber will ich besser nicht reden. Immerhin habe ich damals eine Menge Fans kennengelernt, bei denen ich später noch hoch im Kurs stand, ohne es zu wissen. Auf einer Con in Schwanstetten, hat mir dann ein Perry-Fan deutlich gemacht, was ich den Fans bedeute und dass sie gerne mehr von mir gesehen hätten im Bereich „Perry Rhodan“. Das hat mich angespornt weiter zu machen. An den Papierverzierer-Verlag bin ich über die Empfehlung eines Facebook-Bekannten gekommen.

Literatopia: Wie sahen Deine ersten Schreibversuche aus?

Allan J. Stark: Ich habe die Idee zu „Asgaroon“ bzw. Nea und die Schrottsammler, schon in den frühen Achtzigern entwickelt. Allerdings war Nea da noch eine Nebenfigur in der Truppe, um einen verschrobenen Captain. Sie wurde immer gerufen, wenn die Sammler ein Objekt gefunden hatten und feststellen mussten, dass es bereits als Behausung für irgendeinen Fremdorganismus diente. Dieser Aspekt ist Nea erhalten geblieben und auch die Schrottsammlertruppe gibt es noch.

Ich habe vieles geschrieben, dass ich komplett verwerfen musste. Da war ziemliche viel Ausschuss dabei. Aber was weiß man denn schon von der Welt, im Alter zwischen 13 und 19?! Das Ausmisten kann frustrierend sein, da man ja Zeit und Kraft investiert hat. Aber es ist besser sich von Dingen zu trennen, die Speicherplatz im Kopf belegen und in die falsche Richtung führen.

Ich habe 1980 angefangen meine Texte zu schreiben. Zusammen mit Freunden, die ebenfalls ihre eigenen Geschichten entwickelten – angeregt waren wir alle von „Star Wars“. Allerdings sagte mir einer meiner Freunde, mein Stil tauge mehr für Fantasy als für Scifi. Aber das sei nicht schlimm, den „Star Wars“ ist ja auch eher der Fantasy zuzuordnen. Ok. Die Information war gut und hat mich zu „Asgaroon“ und seiner düsteren Vorgeschichte gebracht. Es gibt darin viele Fantasy-Elemente.

Ich kann auch nur jedem, der sich zum Autor berufen fühlt, raten, sich einen Lektor oder Testleser zu suchen. Die helfen ungemein, Schwächen zu erkennen und Stärken auszubauen.

oponi navigatorLiteratopia: Was liest Du persönlich gerne? Vorzugsweise Science Fiction oder darf es auch mal ein Thriller oder gar ein Schicksalsroman sein?

Allan J. Stark: Ich lese alles. Klassiker wie „Moby Dick“, die Bibel, „Die sieben Säulen der Weisheit“ von T.E. Lawrence, über den „Namen der Rose“ bis hin zu „Game of Thrones, Das Lied von Eis und Feuer“. Dazwischen auch mal das ein oder anderer Buch, das weniger bekannt ist.

Literatopia: Auf Twitter schreibst Du „Call me a Nerd! I know it is an Honor!” – inwiefern ist es seine Ehre? Und was macht Dich zum Nerd?

Allan J. Stark: Wie ich schon über Künstler sagte, gelten diese als Spinner oder neudeutsch als Nerds. Allerdings bewegen diese Menschen viel, weil sie in einer Sache aufgehen und Wege beschreiten, die sonst keiner zu beschreiten wagt. Alle, die unsere heutige, vernetzte Welt geprägt haben, waren Nerds wie Steve Jobs, Bill Gates und andere. Die liebten Scifi und all das andere Zeug und haben alles getan, um ihre Träume zu verwirklichen. Sie haben den Technikern das Knowhow gegeben, das uns allen so viel Freude macht. Darüber gab es eine interessante Doku auf Arte - ist aber schon eine Weile her.

Literatopia: Wie hat das Internet das Autorenleben Deiner Meinung nach verändert? Wo siehst Du Vorteile für Dich, wo Nachteile?

Allan J. Stark: Man muss heute wohl aktiver sein als früher. Ich bin noch nicht so lange dabei um eine Langzeitstudie machen zu können, aber ich schätze dass es so ist. Wenn man keinen großen Namen hat, braucht man Twitter, Facebook, Instagram etc. Die Leser verlangen nach Informationen und wollen auf dem Laufenden gehalten werden. Das ist gut, aber auch stressig. Man kann den Lesern viel Freude machen. Aber damit steigert sich auch das Arbeitspensum.

Literatopia: Wie wird es mit „Asgaroon“ weitergehen? Und hast Du vielleicht auch schon andere Projekte im Kopf?

Allan J. Stark: Ich habe viele Projekte, die auf Halde liegen und die ich je nachdem ausarbeiten werde, wie sich meine Autorenlaufbahn entwickelt. Ein Projekt waren die Spin-Offs, die fünf Kurzgeschichten umfassen – eine ist noch in Arbeit. Die anderen Ideen haben Eingang in die „Asgaroon“-Heftserie gefunden, die sich um Dominic Porter dreht. Einen Roman habe ich für „Rettungskreuzer Ikraus“ geschrieben, aber mangels genügender Kenntnisse über dieses Universums wird der Roman eher eine Auskoppelung sein, die im Atlantis Verlag erscheint.

Dann gibt es noch das Kartenspiel „Sternenfeuer“, das von mir mitgestaltet wurde und sich einiger Personen aus Asgaroon als Spielkarten bedient.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview, Allan!

Allan J. Stark: Gerne!

 

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Autorenfoto und Illustrationen: Copyright by Allan J. Stark

Autorenhomepage: www.youngarts.de

PHANTAST #16 "Space Opera" mit Illustrationen und einer Kurzgeschichte von Allan J. Stark


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.