Codex Alera - Die Elementare von Calderon (Jim Butcher)

Blanvalet (3. Auflage Oktober 2013)
Originaltitel: „Book One of the Codex Alera. Furies of Calderon”
Übersetzer: Andreas Helweg
Taschenbuch, Klappenbroschur
605 Seiten, 9,99 EUR
ISBN: 978-3-442-26937-2

Genre: Fantasy


Klappentext

Alera ist das größte Reich, das die Menschen je errichtet haben. Durch die Macht seiner Elementare und der Ritter, die diese beherrschen, regieren Wohlstand und Stabilität. Doch in der Hauptstadt schmieden die Fürsten ihre Intrigen, und ein Bürgerkrieg steht kurz bevor. Da fallen die brutalen Marat mit ihren riesigen Bestien in Alera ein, und die Aufmerksamkeit aller richtet sich auf das Calderon-Tal – und auf Tavi, der dort nicht nur um sein Leben kämpft, sondern um die Sicherheit Aleras!


Rezension

Obwohl dem Calderon-Tal eine Schlüsselrolle dabei zukommt, Alera gegen die kriegerischen Stämme der menschenähnlichen Marat zu verteidigen, liegt es doch größtenteils abseits des politischen Geschehens. Dass die Fürsten bereits jetzt um die Nachfolge des Ersten Fürsten kämpfen, der ohne Nachfolger zu sterben droht, berührt den 14-jährigen Tavi wenig. Er ist vielmehr damit beschäftigt, seine Unfähigkeit, einen Elementar an sich zu binden und damit Macht über eines von sechs Elementen zu erlangen, zu verarbeiten. Dies ist umso härter für ihn, da er der einzige Aleraner ist, der nicht mindestens auf die Kräfte eines schwachen Elementars zurückgreifen kann. Im Laufe des Buches ist er immer wieder darauf angewiesen, mit Intelligenz und Mut das Beste aus einer unterlegenen Position zu machen.

Doch als sein Onkel von einem Marat angegriffen wird, findet die bisherige Ruhe und Abgeschiedenheit von Tavis Leben in jähes Ende. Sein Weg kreuzt sich auch mit dem Amaras, einer jungen Spionin des Ersten Fürsten, die entdeckt hat, dass ein mächtiger aleranischer Adliger mit den Marat im Bunde ist. Erschüttert vom Verrat eines Vertrauten und ohne jede Unterstützung versucht sie nun, seine Pläne zu durchkreuzen. Tavi und seine Familie werden dabei überraschend zu wertvollen Verbündeten. Die Bedrohungen, denen sie sich stellen müssen, kommen aus vielen Richtungen. Da sind die Marat und die Truppen des rebellierenden Fürsten und auch ein Trio fähiger Jäger, die er auf Amara und alle Zeugen der ersten Marat-Angriffe angesetzt hat, aber auch unter den Bewohnern des Calderon-Tals gibt es Streitigkeiten, deren Eskalation zur tödlichen Gefahr werden kann.

Die Geschichte wird aus einer Vielzahl von Blickwinkeln erzählt und so erfährt man viel über das Geschehen auf allen Seiten und auch, dass es sich keineswegs um klare Fronten handelt. Stattdessen herrscht überall, selbst bei den vermeintlich primitiven Marat, eine komplexe Gemengelage aus widerstreitenden Interessen und Loyalitäten. Die Perspektive eines der Verschwörer ist eine echte Bereicherung, denn seine Motivation ist interessanterweise nachvollziehbarer als zum Beispiel die blinde Treue, die Amara dem ersten Fürsten entgegenbringt. Insgesamt wartet der erste Band der „Alera“-Sextalogie mit einer Reihe von konsequent handelnden und teilweise sehr sympathischen Charakteren auf. Trotzdem liegt der Fokus des Buches eindeutig eher auf der Handlung als auf den Figuren. Tavi ist dabei vordergründig der klassische Dorfjunge mit geheimnisvoller Vergangenheit und großem Schicksal. Aber dass er, statt besondere Fähigkeiten zu haben, vielmehr sein Leben lang darum kämpfen muss, einen fundamentalen Mangel zu kompensieren, ist eine interessante Wendung.

Ebenso erhält auch die recht traditionelle Idee der Elemente-Magie durch die Elementare ein neues Gesicht. Die Welt, in der „Codex Alera“ spielt, ist komplex und das Verständnis der Geschichte setzt Wissen über das Magiesystem, die sozialen Hierarchien und vieles mehr voraus. Diese Informationen sind aber so geschickt in die Handlung eingeflochten, dass sie deren Tempo nicht verlangsamen – und das ist extrem hoch. Die Protagonisten haben bis zum Showdown kaum einen Augenblick der Ruhe. Darin liegt einerseits eine der Stärken, andererseits eine der Schwächen des Buches, weil wenig Zeit bleibt, die Beziehungen der Figuren untereinander zu entwickeln. So begegnen Figuren, deren Beziehungen zueinander eigentlich sehr interessant sein könnten, einander kaum, und die beiden romantischen Subplots entwickeln sich sehr plötzlich.

Der Stil trägt den Leser schnell und mühelos durch die sich überschlagenden Ereignisse, ist aber nicht weiter bemerkenswert. „Die Elementare von Calderon“ macht neugierig auf die Folgebände, da man als Leser nur zu gerne mehr von Alera sehen möchte und es bei der Entwicklung der Figuren und ihrer Beziehungen viel Potenzial gibt, das in späteren Büchern noch ausgeschöpft werden könnte.


Fazit

„Die Elementare von Calderon“ bedient sich vieler klassischer Fantasy-Elemente, aber interpretiert sie auf eigene Weise und erzählt eine spannende, actionreiche Geschichte von Intrigen, spektakulären Schlachten und unwahrscheinlichen Helden in scheinbar hoffnungslosen Situationen. Butchers Roman bietet rasante Unterhaltung und weckt Neugier auf die Folgebände.


Pro und Contra

+ durchdachter, detailreicher Weltentwurf
+ Vielzahl von Blickwinkeln
+ Magiesystem
+ bildgewaltige Action

- Innenleben, Entwicklung und Beziehungen der Figuren hätten besser beschrieben werden können
-Veränderungen altvertrauter Fantasy-Motive eher auf Detailebene

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5

 

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