Heyne (November 2015)
Klappenbroschur
605 Seiten, 14,99 EUR
ISBN: 978-3-453-31688-1
Genre: Fantasy
Klappentext
Einst war es der Nabel der Welt, doch nun steht es vor dem Niedergang: das Kaiserreich Berun, gegründet auf die Schlagkraft seiner Heere und den unerbittlichen Kampf gegen die Magie des Blausteins. Als Beruns Macht schwindet, kreuzen sich die Pfade dreier Menschen – ein Mädchen, ein Schwertkämpfer und ein Spion. Keiner von ihnen ahnt, wie unauflöslich ihr Schicksal mit der Zukunft von Berun verwoben ist. Das Zeitalter der Blausteinkriege ist angebrochen….
Rezension
Nach dem Tod des alten Kaisers wird das Reich Berun von dessen unfähigen Nachfolger regiert. An den Außengrenzen richten sich begehrliche Blicke auf das Land, das durch die Unabhängigkeitsbestrebungen einiger Adliger zusätzlich von innen geschwächt wird. Verzweifelt versuchen die Mutter des Kaisers sowie der Spion Thoren und seine engsten Verbündeten ein Unglück abzuwenden. Thorens Helfer haben neben ihrem abgebrühtem Zynismus nur eines gemeinsam: Die Bereitschaft, für den Schutz des Reiches über Leichen zu gehen.
Eine schicksalhafte Begegnung lässt die junge Diebin Sara zu einem Teil dieser verschworenen Gemeinschaft werden. Sie lernt mehr über den Hof, die permanente Gefahr durch Verrat und Invasion und schließlich den Krieg, als ihr lieb ist. Dieselbe Begegnung, die Sara eine Schlüsselrolle für den Schutz der Kaiserinmutter und des Reiches verschafft, gibt auch dem Leben des Schwertkämpfers Marten eine neue Richtung. Eben noch ein Mitglied der prestigeträchtigen Palast-Garde findet er sich plötzlich in die Sümpfe des Macouban verbannt wieder, wo die unterdrückten Einheimischen und ein rebellischer berunischer Fürst an der Herrschaft des Kaisers rütteln und er zum Spielball unerwarteter Ereignisse wird.
Die Welt, in der „Das Erbe von Berun“ spielt, ist in Technik, Gesellschaftsordnung und Sprache stark an das Europa des späten Mittelalters angelehnt. Religion spielt eine große Rolle: Nach dem Glauben der Beruner haben die sogenannten „Reisenden“ die Menschen von der Herrschaft tyrannischer Götter befreit und sind daher Gegenstand der Verehrung. Eine wichtige religiöse Institution ist der Ritterorden des Flammenden Schwertes. Dieses Setting ist ein bisschen blass und kaum originell und wird eher durch Gespräche der Figuren erklärt als durch eindrucksvolle Bilder veranschaulicht.
Im Roman gibt es (neben einigen phantastischen Tierwesen, die aber eher zur Kulisse gehören) nur ein ausgeprägtes Fantasy-Element: Die Magie des Blausteins. Dieses Mineral erlaubt es Menschen mit einer entsprechenden Begabung, ein Talent zu entfalten, sei es Unsichtbarkeit oder die Gabe, über Wasser zu gehen. Jeder Magier verfügt über exakt ein Talent, das je nach Situation lebensrettend oder auch vollkommen nutzlos sein kann. Weil die Anwendungsmöglichkeiten der Magie so beschränkt sind und sie in Berun obendrein vom Orden des Flammenden Schwertes verfolgt wird, spielt sie im Alltag der meisten Menschen keine Rolle. Allerdings bietet die Handlung mehrfach Anlass zu eindrucksvollen Demonstrationen dessen, wozu ein Blaustein-Magier unter den richtigen Umständen fähig ist.
Bei „Das Erbe von Berun“ handelt es sich eindeutig um einen Serienauftakt, denn obwohl die Handlung stetig auf ein Finale mit einigen überraschenden Enthüllungen zusteuert, gibt es auch Figuren, die lediglich für Ereignisse in den Folgebänden in Position gebracht werden. Zudem werden Ereignisse ins Rollen gebracht, die noch weit davon entfernt sind, einen Abschluss zu finden. Sprachlich ist der Roman eher einfach gehalten, mit einem gewissen grimmigen Humor in Handlung und Dialogen.
Fazit
„Das Erbe von Berun“ ist solide Fantasy-Unterhaltung. Der Serienauftakt zu „Die Blausteinkriege“ schickt ein angenehm vielfältiges Figurenensemble ins Rennen, verzichtet auf moralische Eindeutigkeit und wartet gerade am Ende mit Überraschungen auf. Trotzdem fehlt es Welt und Figuren ein wenig an Tiefe und Plastizität und es gibt wenig, das den Roman von anderen Romanen des Genres abhebt.
Pro und Contra
+ Magiesystem
+ sehr unterschiedliche Figuren
+ moralisch „graue“ Charaktere
o eher schlichter Stil
- Berunische Kultur nicht wirklich originell
- Figuren sind zwar interessant angelegt, aber hätten lebendiger und differenzierter erscheinen können
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5