Der verlorene Thron (Brian Staveley)

Heyne (Mai 2015)
Originaltitel: The Emperor’s Blades – Chronicles of the Unhewn Throne, Book 1
Übersetzer: Michael Siefener
Klappenbroschur
750 Seiten, 14,99 EUR
ISBN: 978-3-453-31661-4

Genre: Fantasy


Klappentext

Annur ist das mächtigste Reich der Welt, und der Unbehauene Thron das Zentrum aller Macht. Als Kaiser Sanlitun ermordet wird, ist das der Beginn einer gewaltigen Verschwörung voller Machtgier, Mord und Magie – eine Verschwörung, die Annur bis auf die Grundfesten erschüttern wird.


Rezension

Der Tod Kaiser Sanlituns trifft seine Kinder unvorbereitet. Sein ältester Sohn Kaden, der bei dem Mönchsorden der Schin einer ebenso harten wie scheinbar sinnlosen Ausbildung unterzogen wird, erfährt monatelang nicht, dass die Verantwortung für das Reich nun in seinen Händen liegt. Dafür lernt er jedoch, wozu er die Kunst der Vaniate – die Fähigkeit, seinen Geist von jeder Emotion zu befreien – meistern muss: Die Verteidigung Annurs gegen einen uralten, unmenschlichen Feind könnte davon abhängen. Eine mysteriöse Kreatur, die in der Umgebung des Klosters herumschleicht und Besucher, die eindeutig Geheimnisse hüten, machen dem Leser rasch klar, dass Kaden bei den Schin keineswegs sicher ist.

Unterdessen wird sein Bruder Valyn auf einer abgelegenen Inselgruppe zum Kettral ausgebildet – zu einem jener Elitesoldaten, die auf den gigantischen Raubvögeln, denen sie ihren Namen verdanken, zu riskanten Missionen ausfliegen. Die Sorge um Kaden treibt ihn um, denn ein Sterbender hat ihm anvertraut, dass es eine Verschwörung gegen die gesamte kaiserliche Familie gibt. Doch bald muss er um sein eigenes Überleben kämpfen, denn persönliche Fehden unter den Kadetten und mörderische Prüfungen würden seine Ausbildung selbst dann gefährlich machen, wenn nicht ein Attentäter in nächster Nähe es auf ihn abgesehen hätte.

Während Valyn und Kaden vom politischen Geschehen isoliert sind, wohnt ihre Schwester Adare, neuerdings Finanzministerin, dem Prozess gegen den Mörder ihres Vaters bei. Obwohl alle Indizien gegen einen mächtigen Priester sprechen, findet dieser einen Weg, wie er nicht nur dem Urteil entgehen, sondern auch seine Gläubigen gegen Adere und den stellvertretenden Regenten aufhetzen kann.

Alle drei Geschwister sind mehr oder weniger stark mit der Magie ihrer Welt konfrontiert: Adare und Valyn müssen in ihren Plänen und Verdächtigungen die Existenz von Auszehrern berücksichtigen – gefürchteten Magiern, deren Kräfte davon abhängen, ob es in ihrer Umgebung eine Quelle gibt (Sonnenlicht, Erde, Gefühle, bestimmte Tiere,…), die es ihnen erlaubt, die Realität nach Gutdünken zu formen. Gefürchtet und verachtet machen die Auszehrer ein großes Geheimnis um den Ursprung und das Ausmaß ihrer Fähigkeiten und es kostet Valyn große Überwindung, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Auch einige der Fähigkeiten, die Kaden bei den Schin lernt, grenzen an Magie, und er erfährt von einem weitaus mächtigeren und älteren Zauber, der noch aus der mythischen Vergangenheit des Reiches stammt.

Nur ein Bruchteil der Kapitel ist aus Adares Blickwinkel geschrieben und so erfährt man als Leser zwar zahlreiche Details über das Leben der Schin-Mönche und der angehenden Kettral, aber wenig über das Reich, um dessen Zukunft es eigentlich gehen soll. Dadurch, dass Kaden und Valyn beide noch sehr junge Männer sind, die bereits als Kinder zu ihren isolierten Ausbildungsstätten geschickt und dort zum Gehorsam erzogen wurden, fehlt es den beiden über einen Großteil des Buches hinweg an eigener Motivation. Vielmehr ringen sie darum, die ihnen von außen gestellten Aufgaben so gut es geht zu bewältigen. Das gelingt ihnen häufig nicht und durch dieses Scheitern wirken sie sympathischer und menschlicher. Adare zeigt deutlich mehr Persönlichkeit, aber leider äußert sich diese in einem kontraproduktiven, öffentlichen Wutanfall.

Erst im letzten Drittel des Buches sehen sich Kaden und Valyn mit wichtigen Entscheidungen und auch ihren eigenen, dunklen Seiten konfrontiert und es wird interessant sein, zu beobachten, wie sie sich in den Folgebänden entwickeln. Es gelingt dem Roman, seine Leser neugierig auf die kommenden Bände der Trilogie zu machen, denn es bleiben entscheidende Fragen offen.


Fazit

Staveley setzt auf Spannung durch bewährte Mittel wie schattenhafte Bedrohungen, Kämpfe und beunruhigende Legenden. Er liefert einen rasanten, unterhaltsamen Roman mit hochdramatischem Finale. Trotzdem liest sich „Der verlorene Thron“ ein wenig wie der sehr umfangreiche Prolog zu einer größeren Geschichte, die noch gar nicht richtig begonnen hat.


Pro und Contra

+ Kettral
+ Magiesystem
+ einzelne Orte und Aspekte der Welt sehr detailliert beschrieben
+ spannende, actionreiche Erzählstränge um Valyn und Kaden
+ sympathische Protagonisten

- Kaden und Valyn gewinnen erst gegen Ende ein schärferes Profil
- wenig Kapitel aus Adares Sicht
- Leser kann sich kein Gesamtbild von Annur und der politischen Situation machen

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5

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