Rezensionen im April (2016)

Liebe LeserInnen,

 
mit Einzug des Wonnemonats hat sich auch der Frühling endlich entschieden, sich dauerhaft in allen Ecken Deutschlands niederzulassen. Im April herrschte vielerorts klassisches Lesewetter, sodass unsere Redakteure auch in den letzten vier Wochen fleißig waren und zahlreiche Rezensionen für euch geschrieben haben. Die wichtigsten Titel haben wir in unserem Rückblick für euch zusammengefasst. Viel Spaß!
 

 
Belletristik
 
Mit "Das gläserne Meer" erzählt Josh Weil eine Geschichte, die sich abhebt. Viele schöne Ideen in Kombination mit skurrilen Situationen und Charakteren können gut unterhalten.
 
Isaac Bashevis Singers "Max, der Schlawiner" ist eine Parabel über die Sinnsuche des Menschen und darüber, welche seltsamen Formen sie annehmen kann.
 
Fantasy
 
Die Drachenelfen-Saga von Bernhard Hennen ist schon vor langer Zeit zu komplex geworden, als dass sie ein traditionelles Ende finden könnte, das alle losen Handlungsfäden verknüpft. In "Himmel in Flammen" steigert sich die Zahl der Protagonisten, Erzählstränge und offenen Fragen noch weiter, dennoch gipfelt der Roman in einem befriedigenden, spektakulären Finale. Die großen Stärken des Buches sind der originelle Weltentwurf, vor allem aber die gelungene Figurenzeichnung, die einen selbst mit Charakteren mitfiebern lässt, die man normalerweise nicht als Sympathieträger einordnen würde.
 
Die "Ära der Drachen" ist erbarmungslos und gefährlich für all jene, die sich nach Freiheit sehnen und nicht dem König des goldenen Feuers folgen. Sira ist in der Grausamkeit des Krieges aufgewachsen und die Erkenntnis, dass nicht alle Drachen barbarische Kreaturen sind, verändert ihr Schicksal. In Schattenreiter besticht Gesa Schwartz vor allem mit einer düsteren, magischen Atmosphäre, die zwischen Hoffnungslosigkeit und Verzauberung changiert – und natürlich mit majestätischen Drachen, die ebenso facettenreich wie die Menschen in diesem Buch sind. Fantasy von solcher Qualität bekommt man selten geboten.
 
Horror / Mystery
 
"Willkommen in Night Vale" folgt der surrealen Logik eines Traums, wo das Absurde als normal erlebt wird. Doch ganz gleich, wie merkwürdig einem dieses Buch erscheint, irgendwann ertappt man sich dabei, die verschobene Wirklichkeit von Night Vale als normal zu akzeptieren und die Ereignisse um das mysteriöse King City als beunruhigend zu empfinden. Joseph Fink und Jeffrey Cranor ist es wunderbar gelungen, aus einer schieren Masse an verrückten Ideen eine stimmige und unterhaltsame Geschichte zu spinnen, die anfangs verwirrt, aber mit jeder Seite mehr begeistert.
 
Larry Correias Roman liefert nahezu ununterbrochene, blutige Werwolf-Action und eine ganze Reihe unvorhergesehener Wendungen. "Ein Monster kommt selten allein" liest sich schnell und unterhaltsam, aber da bei den Charakteren fast nur Stereotype bedient werden, beobachtet der Leser sie mehr, als wirklich mit ihnen zu fühlen.
 
Science Fiction
 
Ann Leckies Romandebüt "Die Maschinen", erster Band einer Trilogie, erzählt eine gut motivierte Rachegeschichte im Setting einer Space Opera. Die Hauptfigur ist eine hoch entwickelte künstliche Intelligenz, das einzige verbliebene Fragment eines mehr als 2000 Jahre alten Raumschiffs. Leckie experimentiert mit Geschlecht und Grammatik, sie betreibt einen ausgefeilten Weltenbau und trägt ihre Geschichte im Modus kühler Distanziertheit vor.
 
"Das Licht von Aurora - Im Schatten der Welten" schafft es leider nicht, eine Spannungskurve aufzubauen, sondern plätschert trotz der dramatischen Suche nach Juliana einfach dahin. Selene bringt als einzige frischen Schwung in eine Story, die überwiegend von zwischenmenschlichen Beziehungen lebt und offensichtlich nur dazu dient, den dritten Band vorzubereiten. Allerdings liest sich Anna Jarzabs einfacher Stil nach wie vor gut, sodass man diesen sehr durchschnittlichen zweiten Band schnell verschlungen hat.
 
Thriller
 
Mit "Babylon" liefert Thomas Thiemeyer den vierten Band um die Archäologin Hannah Peters. Im Norden Iraks, am Rande des Kriegs liegt der Turm zu Babel. Hannah und eine bunte Riege anderer Figuren begeben sich auf eine Irrfahrt der Sünden. Statt Obwohl einige der Elemente spannend gestaltet sind, liest sich Babylon weniger wie ein Abenteuerroman, denn wie eine Kriegsberichterstattung oder ein weltliches Drama. Politik und Religion nehmen einen erstaunlichen Teil ein. Letztendlich liest sich das Abenteuer der Journalistin Leslie, die in die Hände der ISIS fällt, unterhaltsamer als das Abenteuer in dem uralten Bauwerk.
 
Comic
 
Filippi und Camboni präsentieren mit "Eine außergewöhnliche Reise" eine wilde Mixtur aus realen Persönlichkeiten, Abenteuer, Humor und überbordender Phantasie. Dazu ist ihre Geschichte einer der am Schönsten anzuschauenden Comics der letzten Jahre. Mehr Kaufargumente braucht es da nicht mehr.
 
"Magda" begeistert auch im zweiten Band mit dynamischen, stylischen Zeichnungen und einer frechen Protagonistin, die ihre sensible Seite zeigt. Der Geist einer wütenden Hexe verfolgt Magda, die auch dieses Mal von Kommissar Maulincourt und Hexenjäger Milo unterstützt wird. Mit Zaneche stößt ein weiterer spannender Charakter zu dem Trio, das dieses Mal einen Exorzismus durchführen muss. Der zweite Band endet schließlich wieder mit einem Cliffhanger – hoffentlich geht es mit dieser frischen Urban-Fantasy-Reihe bald weiter!
 
Manga
 
"Full Moon Love Affair" von Hiraku Miura ist ein sehr schöner Manga, der noch einiges an Spannung und Überraschungen verspricht, der aber ganz eindeutig an ein älteres Publikum gerichtet ist.
 
Auch der zweite Band "Die Legende des Steins Gelel" ist ein Muss für alle Naruto-Fans. Die actiongeladene Geschichte von Masashi Kishimoto erhält einen schönen Schluss, ganz wie man es bereits von Naruto und Co. gewohnt ist.
 
Anime
 
Yasuhiro Yoshiura wird zu Recht als neuer Stern am Animehimmel bezeichnet, denn auch wenn "Patema Inverted" so manche Frage unbeantwortet lässt, so kann man sich der Poesie dieses Werkes kaum entziehen. Die Geschichte um Patema und Age ist ein modernes Science-Fiction-Märchen, das die Zuschauer mit seiner Schlichtheit und immensen Symbolkraft verzaubert. Dazu gibt es wunderschöne Bilder, an denen man sich kaum sattsehen kann, und einen berührenden Soundtrack inklusive Gänsehautfeeling.
 
"Beyond the Boundary – kyokai no kanata" begeistert weiterhin mit traumhaften Farbstimmungen und einem gelungenen Mix aus mystischer Atmosphäre, spektakulären Kämpfen und herzerwärmenden Comedyeinlagen. Einzelkämpferin Mirai hat erkannt, was wirklich in Brillenliebhaber Akihito steckt, und schafft es dadurch, sich anderen zu öffnen. Es entstehen zarte Freundschaftsbande, die Mirai auch brauchen wird, denn im Hintergrund lauern bereits die Feinde.
 
Sachbuch
 
"The Art of He-Man und die Masters of the Universe" ist für alle Fans einfach Pflicht. Nie zuvor gab es so tiefe Einblicke in Designentscheidungen und den Entstehungsprozess einer Actionfigurenserie. Das Buch ist von Tim & Steve Seeley perfekt zusammengestellt und sehr unterhaltsam und dadurch ein richtiger Prachtband.
 

 
Auch für den Mai haben wir schon einiges auf dem Schreibtisch liegen und hoffen, dass wir eure Wunschlisten mit unseren fundierten Besprechungen noch weiter füllen können. Im Mai dürft ihr euch neben vielversprechenden Neuerscheinungen auch auf einige Kritiken zu älteren Titeln freuen. Bis wir damit durchstarten, dürft ihr wie immer in unserem Rezensions-Archiv stöbern.
 
Wir wünschen euch einen lese- und sonnenreichen Mai,
euer Literatopia-Team