Verlag: Panini; (Februar 2016)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 14,99 €
ISBN-13: 978-3957986948
Genre: Western/ Krimi
Klappentext
Der Mord an seiner Frau und seiner Tochter reißt den biederen Beamten Matthew Montgomery aus seinem heilen, wenngleich ereignislosen Dasein. Getrieben von der Frage, warum es ausgerechnet seine Familie traf, beginnt er auf eigene Faust nach den Mördern zu suchen. Seine Suche führt ihn in die noch kaum erschlossenen Regionen des Wilden Westens und seine Ermittlungen bringen ihn auf die Spur einer unglaublichen Verschwörung, sowie in höchste Lebensgefahr.
Ein faszinierender und atmosphärisch dichter Krimi-Thriller aus den Gründertagen Amerikas.
Rezension
Matthew Montgomery ist ein typischer, guter Beamter im besten Wortsinn. Er handelt stets nach geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen. Selbst seine Sekretärin nimmt er als Geliebte, weil es so üblich ist. Alles in seinem Leben hat seine Ordnung und läuft geregelt ab. Zumindest fast. Seine Ehe ist längst nicht so glücklich, seitdem seine Tochter mit einem Mann durchgebrannt ist, mit dem er nicht einverstanden war. Aber dies wird sich alles regeln und wieder in Ordnung kommen. Zumindest ist dies seine Vorstellung. Dann geschieht es. Als er eines Tages nach Hause kommt, sind Polizisten und Schaulustige vor seinem Haus versammelt, verwundert betritt er sein Haus und das Grauen offenbart sich. Seine Frau und seine Tochter wurde brutal vergewaltigt und ermordet. Einziger Hinweis ist ein in die Brust seiner Tochter eingeritzter Stern. Für die Polizei ist der Fall relativ schnell erledigt. Die Täter haben sich aus ihrer Sicht nur zufällig Montgomerys Haus ausgesucht. Aber der Beamte des Verteidigungsministeriums ist nicht überzeugt und er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Die Spur führt ihn nach Topeka, Kansas zu einem Mann namens Cauldray. Der Ort ist ein Nest in dem bis vor kurzem die Arbeiter der Eisenbahnlinie waren. Diese haben mittlerweile ihr Lager verlegt und Montgomery reist am nächsten Tag weiter, um Cauldray dort zu finden. Auf dem Weg begegnet er einem von Cauldrays Männern und einer Indianerin, die auf eine merkwürdige Weise auf ihn anziehend wirkt. So landet Montgomery an einem Ort, an dem das Chaos regiert.
Desberg und Marini präsentieren mit Der Stern der Wüste ein rauen, brutalen Krimi im Western-Genre, der so gar nicht poetisch und schön ist, wie sein Titel klingen mag. Was zunächst wie ein Blick auf ein eingefahrenes Beamtenleben wirkt, wandelt sich urplötzlich in einen harten Krimi. Montgomery wird auf einen Schlag all dessen beraubt, was ihm wichtig ist. Seine scheinbare Sicherheit verflüchtigt sich, als ihm klar wird, dass er mächtige Feinde besitzen muss, die Killer aus dem Westen engagieren. Dabei ist Montgomery nicht unbedingt der Typ, den man auf den ersten Blick sympathisch findet. Er ist ein Pedant, der streng alles befolgt, was ihm die Gesellschaft oder der Staat vorschreibt, in der Hoffnung so ein ruhiges Leben führen zu können. Selbst seine Ehe ist nur etwas, was ein Mann führen muss. Gefühle gehören da nicht unbedingt dazu. Zumindest scheint es so. Als seine Frau und Tochter getötet werden, zeigt er zum ersten Mal Emotionen, wobei er diese fast sofort wieder wegschließt. Auch auf seiner Reise verhält er sich stets so, dass er keine Regeln bricht und ordnet sich auch einem Mann unter, der eine Frau misshandelt, nur um keinen Ärger zu bekommen. Montgomery steht klar im Zentrum von Desbergs Geschichte, um ihn herum entwickelt er seine Handlung, die zunächst sehr bedächtig beginnt, um dann dem Leser mit dem Mord an Frau und Tochter einen richtigen Schlag in den Magen zu verpassen. Der bedächtige Beginn, der sich Zeit für seine Hauptfigur nimmt, bleibt zurück und die Handlung nimmt beträchtlich an Fahrt auf. Montgomerys Reise nach Westen führt ihn in eine neue Welt, die düsterer und dreckiger ist als das adrette Washington, wo alles beginnt. Anfangs in der kultivierten Zivilisation landet Montgomery nun tief im Wilden Westen, wo Männer das Sagen haben, die an der Ostküste längst weggesperrt worden wären. Schlägereien und ein rauer Ton schlagen dem Beamten entgegen, woran er sich erst gewöhnen muss. Allerdings ist er nun beileibe nicht mehr so kalt, wie am Anfang seiner Reise. Intuitiv spürt er, vor wem die Menschen Angst haben. Die Frage wer seine Familie getötet hat und wer dafür verantwortlich ist, wird in diesem ersten Band leider nicht aufgelöst, jedoch verknüpft Desberg Western und Krimi unheimlich gut und erzeugt viel Spannung. Der abschließende zweite Teil verspricht einen sehr guten und runden Abschluss, da Desberg bisher sehr geschickt seine Geschichte konstruiert und präsentiert hat.
Marini hat keine leichte Aufgabe von Desberg gestellt bekommen. Denn obwohl die Geschichte viel an Inhalt bietet, gibt es nicht viel Text, mit dem sich ebendieser transportieren ließe. Hauptsächlich Montgomerys Gedanken fassen die Ereignisse zusammen, unterstützt von wenigen Dialogen. Ansonsten liegt alles in Marinis Händen, um das Innenleben der Figuren und die Ereignisse zu verdeutlichen. Und dies gelingt ihm mehr als sehr gut in äußerst atmosphärischen Bildern. Die Gefühlswelten sind in den Gesichtern abzulesen und die Landschaftsbilder unterstreichen diese Stimmungen und fangen sie ein. Wobei er nicht davor zurückschreckt die Gewalt so schrecklich darzustellen, wie sie nun mal ist. Deswegen sollte der Comic nicht gerade in Kinderhände fallen. In sowohl den ruhigen und stimmungsvollen Bilder als auch bei den Gewaltausbrüche wirken Marinis Bilder sehr lebendig und Der Stern der Wüste lebt neben der sehr guten Geschichte von der Atmosphäre und der Darstellung der Charaktere.
Panini hat diesem Band Bonusmaterial in Form einer Covergalerie früherer Veröffentlichungen und Skizzen und Zeichnungen spendiert, welche diese Veröffentlichung abrunden.
Fazit
Desberg und Marini erschaffen mit Der Stern der Wüste einen spannenden Wester-Krimi, der mit Sicherheit eine der Referenzen in diesem Genre ist. Wortkarg aber stimmungsvoll gibt sich Montgomerys Reise in die Finsternis und macht gespannt auf den abschließenden zweiten Band.
Pro & Contra
+ bedächtiger Anfang, der sich Zeit nimmt
+ spannende Handlung
+ interessanter Hauptcharakter
+ atmosphärische, absolut passende Zeichnungen
Bewertung:
Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Stéphen Desberg:
Rezension zu Billy the Cat Gesamtausgabe Bd.1
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Rezension zu Golden Dogs Bd.1
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Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Marini:
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Rezension zu Batman – Der Dunkle Prinz Bd.1
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Rezension zu Noir Burlesque Bd.1
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Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Enrico Marini und Stéphen Desberg:
Rezension zu Der Stern der Wüste Bd.2
Rezension zu Der Skorpion Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Der Skorpion Gesamtausgabe Bd.2
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