Drachengift (Markus Heitz)

Verlag: Piper (Januar 2016)
Gebundene Ausgabe: 560 Seiten; 19,99 €
ISBN-13: 978-3492703536

Genre: Fantasy


Klappentext

Der neue Roman des Bestsellerautors!

Sie sind die Mächte des Feuers. Sie bringen Tod und Vernichtung über die Welt. Doch Silena und ihre Gefährten schlagen zurück, um das Überleben der Menschheit zu sichern....

Mit „Drachengift“ führt Markus Heitz erneut in die Goldenen Zwanziger Jahre und eröffnet den finalen Kampf zwischen den Menschen und den feuerbewehrten Geschöpfen.


Rezension

Das Jahr 1927. Silena und ihre Freunde haben einen wichtigen Sieg gegen die Drachen errungen und es scheint so etwas wie Ruhe einzukehren. Allerdings nur scheinbar. Ersten Aufruhr gibt es, als eine dritte Partei, neben dem Officium Draconis und den Skyguards, im Kampf gegen die Drachen auftaucht. Die Hohenheim AG hat einen chemischen Kampfstoff entwickelt, der ungefährlich für Menschen, aber absolut tödlich für Drachen ist. In den USA soll es, laut Aussagen von Firmenvertretern, keine Drachen mehr geben und nun soll RESACRO auch Europa von der Plage befreien. Aber die Herrscher Europas sind zurückhaltender als die der USA. Zudem sind nicht alle überzeugt, dass das Mittel genauso wirkt, wie Hohenheim und sein ergebener Freund Arthur Frederik von Auen behaupten. Oberst Litzow und Leída Havock sind äußerst misstrauisch und die beiden Anführer der Skyguards berichten ihrer alten Freundin und ehemaligen Anführerin Silena Zadornova von ihren Zweifeln. Diese hat als Zarin gerade ganz eigene Probleme. Die Beziehung zwischen ihr und dem Zaren Grigorij ist derzeit nicht die Beste. Grigorij steht unter dem Bann des Drachen Tugarin, von dem Silena nichts weiß und die Stimmung im Volk droht umzuschlagen. Dazu kann sie keine mütterliche Beziehung zu ihrer neugeborenen Tochter aufbauen. Ganz im Gegenteil: Am Liebsten wäre es ihr, so weit wie möglich von ihr entfernt zu sein. Deshalb ergreift sie sofort die Gelegenheit in die USA aufzubrechen, um die Behauptungen Hohenheims zu überprüfen und trifft dort auch auf Nikola Tesla, den großen Physiker mit sehr seltsamen Ideen, der ebenso in großen Schwierigkeiten steckt. Das ist aber alles nichts gegen die Katastrophe, die Hohenheim und seine Freunde planen.

Die Drachen sind zurück. Markus Heitz entführt den Leser nach sieben langen Jahren wieder in die zwanziger Jahre und lässt ihn alte Bekannte treffen. Fast nahtlos setzt er dabei an die Handlung der Vorgänger an, präsentiert aber auch so manche Neuerung. Silena wird Mutter und kann sich doch nicht so recht mit dem Gedanken an die Mutterschaft anfreunden. Ihr eigenes Kind scheint ihr nahezu gleichgültig. Natürlich hat dies mit den Drachen zu tun, die genauso intrigant und skrupellos wie immer sind. Genau das macht auch den Reiz der Reihe aus. Sicher gibt es auch einige Actionszenen und so manches geht zu Bruch, aber Markus Heitz legt erneut viel Wert darauf eine spannende und verwickelte Handlung zu erzählen.Zunächst lässt er den Leser lange im Dunkeln tappen, was es mit der Hohenheim AG und ihrem Mittel RESACRO auf sich hat. Sicher ist nur, dass es nicht nur Gutes sein kann, was sie im Schilde führt. Dieser Eindruck kommt zunächst von dem Druck, den die Firma auf die Politik ausübt, später wird jedoch immer klarer, dass dort mehr sein muss. Aber dies ist nicht der einzige Handlungsstrang, der die Handlung voranschreiten lässt. Es gibt viel in Drachengift zu entdecken. Die Drachen arbeiten im Verborgenen weiterhin gegeneinander und versuchen sich mit allen Mitteln zu schaden. Dabei sind die Menschen ihre Schutzschilder und ausführenden Organe, die sie mal mehr mal weniger offensichtlich in ihrer Hand halten und verstehen zu nutzen. Zar Grigorij ist da ein wichtiger Baustein. Der altbekannte Charakter fällt in seine alte Angewohnheit des Drogenkonsums zurück und wie jeder Süchtige meint er anfangs alles kontrollieren zu können. Als er merkt, wie es um ihn wirklich steht, ist es fast zu spät. Grigorij ist eine ziemlich komplexe Figur, die Markus Heitz entsprechend ausgestaltet. Ebenso interessant ist seine Darstellung Nikola Teslas, der gleichzeitig Scharlatan und genialer Erfinder ist. Sein Handlungsstrang ist im Prinzip der Wichtigste des ganzen Buches, führt er doch zur Aufdeckung des Plans der Hohenheim AG. Die Drachen haben ebenso eigene Charakterzüge bekommen und sind manipulative und geschickte Strategen, ihre Szenen zu lesen macht immer wieder Spaß, da viel auch zwischen den Zeilen gelesen werden kann.
Markus Heitz nutzt die Gelegenheit, um dieses Mal nicht nur europäische oder asiatische Drachen auftauchen zu lassen, sondern zeigt nun die Drachen aus der Vorstellung der amerikanischen Ureinwohner. Leider fallen diese nicht ganz so bedrohlich aus, wie ihre Vettern Europas. Auf den ersten Blick scheinen sie wenig mehr zu sein als große, fliegende Schlangen. Das ist Schade, denn hier hätte sich weiteres Konfliktpotential nutzen lassen. Andererseits hätte dann die Notwendigkeit eines anderen Strippenziehers bestanden und zumindest das wäre ein Verlust für Drachengift gewesen.
Ein Teil des Romans ist dann praktisch losgelöst vom Rest. Die Ermittlungen von Dr. Ulrike Mang in Kirchen der katholischen Kirche haben mit den Ereignissen in Drachengift nichts zu tun, sondern bilden eine eigene kleine Erzählung mit der Markus Heitz bereits den nächsten Drachenroman vorbereitet. Ihr Teil ist ebenso spannend wie der restliche Roman und bietet viele Ansatzpunkte zum Nachdenken über die Bedeutung ihrer Entdeckungen. Es ist fast ärgerlich, dass Markus Heitz diese nicht weiter ausführt oder das Ganze mit den anderen Teilen des Romans verknüpft. Andererseits steht so vermutlich irgendwann ein weiterer Ausflug in die Goldenen Zwanziger an, auch wenn er noch ein paar Jahre auf sich warten lassen wird. Sicher ist auf jeden Fall, dass es dann zu bedeutenden Umbrüchen in der Welt der Drachenjäger und Drachen kommen wird.

Markus Heitz´ Schreibstil merkt man den Spaß an, den er beim Schreiben hatte. Gewohnt flüssig ist der Roman zu lesen und manchmal ergibt sich der Eindruck, dass er sich regelrecht zügeln musste, um nicht zu viele Ideen einzubauen und den Roman unübersichtlich werden zu lassen. So aber hält er die Zügel fest im Griff und führt seine Leser erneut durch die Zwanziger Jahre, die vor dem geistigen Auge neu erstehen. Seine Charaktere sind plastisch und auch sie sind sich leicht vorzustellen. Probleme beim Verständnis gibt es nicht, falls Drachengift, der erste Roman der Reihe ist, der gelesen wird. Alle vorherigen Geschehnisse, die für die Geschichte wichtig sind, werden im Laufe des Romans erwähnt und erklärt. Schade ist nur, dass Dr. Ulrike Mangs Handlungsstrang nur zu einem vorläufigen, unbefriedigendem Ende geführt wird. Sicher, hätte Markus Heitz diesen ebenfalls ausgeführt, wäre der Roman doppelt so dick geworden, aber ein kleiner Nachgeschmack, dass hier nur auf einen weiteren Roman neugierig gemacht werden soll, bleibt. Aber immerhin gibt es so die Gewissheit einer Fortsetzung. Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass Markus Heitz es ein weiteres Mal geschafft hat, den Leser in eine seiner Welten zu entführen und ihn dort ein paar fantastische Stunden verleben lässt, die vollgepackt sind mit Intrigen und Spannung. Und wer ganz genau liest, wird so manche Anspielung auf Indiana Jones finden.


Fazit

Drachengift ist der vorläufige, gelungene Abschluss der Reihe über die Mächte des Feuers. Markus Heitz vermischt ein weiteres mal eine komplexe Handlung, mit alten Mythen und interessanten Charakteren. Weitere Ausflüge in die Goldenen Zwanziger werden bereits ungeduldig erwartet.


Pro & Contra

+ Dr. Ulrike Mangs Entdeckungen
+ Nikola Tesla
+ Charaktere sind glaubwürdig
+ Intrigenspiel
+ Anspielungen auf Indiana Jones

- Dr. Mangs Geschichte wird nicht zu einem Ende gebracht, eine Fortsetzung ist notwendig

Bewertung:

Handlung 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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Tags: Drachen, Markus Heitz