Boston Run – Der Marathon-Thriller (Frank Lauenroth)

Lauenroth F Boston Run

Sportwelt Verlag, 1. Auflage, 2010
Taschenbuch, 218 Seiten,
8,95 Euro [D]
ISBN-13: 978-3-941-29705-0

Genre: Thriller


Klappentext

Brian Harding war immer ein guter Sportler – aber niemals ein herausragender! Der Boston Marathon ist erst sein zweiter Start über die 42-Kilometer-Distanz, doch Brian weiß, dass er heute gewinnen wird.
Ein neues Dopingmittel baut sich während des Laufs ab, so dass es nach dem Überqueren der Ziellinie nicht mehr nachweisbar sind wird. Ein scheinbar perfekter Plan.
Doch die Formel dieser neuen Substanz ist immens wertvoll, und so wartet außer der Siegprämie von 150.000 Dollar auch der Geheimdienst NSA auf Brian. Einsatzleiterin Rachel Parker weiß, dass sie an Brians Blut gelangen muss, bevor er auf die Zielgerade einbiegt. Die Jagd ist eröffnet.


Der Autor

Nach dem Schulabschluss erlernte er den Beruf des Maschinenschlossers und studierte dann in Magdeburg Allgemeinen Maschinenbau und Konstruktion. Später zog er für fünf Jahre nach Bad Oldesloe, anschließend nach Hamburg. Dort ist er als Software-Entwickler und Programmierer sowie als Autor tätig.


Rezension

Christopher Johnson plant seinen größten Coup. Mit Hilfe seines Freundes Brian will er seine neueste Erfindung vermarkten – eine chemische Substanz, die Kraft und Ausdauer um ein Vielfaches steigert. Der Boston-Marathon ist seine Bühne, sein alter Arbeitgeber, die NSA, sein Gegenspieler. Doch Christopher ist auf alles vorbereitet. Während er zusieht, wie Brian die ersten Meilen des Marathons zurücklegt, mobilisiert die Agentin Rachel Parker ihr Team. Zu viert machen sie sich auf, um Christopher und seinen Läufer zu finden. Viel Zeit bleibt ihnen nicht, denn mit jeder Meile, die der Läufer zurücklegt, verringert sich die Konzentration der Substanz. Die Agenten müssen entweder Christopher Johnson stellen, das Genie hinter der Formel, oder aber an seinen Läufer gelangen, bevor dieser die Ziellinie erreicht. Christopher wähnt Brian in den Massen des Marathons sicher – schließlich ruhen die Augen der Öffentlichkeit auf den Läufern. Aber er hat nicht mit Rachel Parkers Hartnäckigkeit gerechnet. Die Agentin setzt alles aufs Spiel, um ihr Ziel zu erreichen … Brian Harding, alias Fred Longer, indes denkt nur an eines: Laufen, laufen, laufen.

Frank Lauenroth beginnt direkt im Geschehen. Nach einer kurzen Einführung schickt der Autor den Leser in Christopher Johnsons Kommandozentrale. Der ehemalige NSA-Mitarbeiter hat sich in einem Keller verschanzt. Über drei Monitore beobachtet er den TV-Mitschnitt des Marathons, die Umgebung um den Keller und die vitalen Werte seines Freundes. Brian Harding indes widmet sich ebenfalls seinen letzten Vorbereitungen vor dem Start: er spritzt sich das Dopingmittel, das ihn, den mittelmäßigen Sportler, in einer Rekordzeit über die Ziellinie tragen wird. In der NSA-Zentrale in Boston geht indes ein anonymer Tipp ein: Christopher Johnson ist in der Stadt und mit ihm seine Wunderdroge, die er vor Jahren für die NSA im Auftrag des Militärs entwickeln sollte. Rachel Parker handelt unverzüglich und macht sich mit ihrem Team auf zum Schauplatz des Marathons.

Trotz der interessanten Prämisse des Buches fällt es schwer, sich in Boston Run einzufinden. Die Charakterisierung der Figuren erfolgt in der Regel über zwei- bis dreiseitige Einführungen der jeweiligen Person, in der der Leser die Lebensgeschichte und Motivation erfährt. Christopher Johnsons Hintergrundgeschichte in der NSA und die Gründe für seinen Hass auf die Agency werden ohne jegliche Raffinesse in einem Dialog untergebracht, wenn die alten Hasen des NSA den Neuling Mike über Johnson aufklären. Hier zeigen sich auch erste Inkonsequenzen, denn trotz Zeitmangel, lassen sich die Agenten für diese Geschichte viel Zeit, und auch Johnsons sorgsam ausgelegter Hass bleibt am Ende nur eine leere Hülse. Agent Parker indes wechselt zwischen Vorgesetzter und Bittsteller, ihre Agenten zwischen Befehlsempfänger und störrischem Trotzkopf. Wenn Parker dann ihre Agenten mit Motorrad und Spritze auf die Rennstrecke schickt, um den Läufer Fred Longer im Lauf und vor laufenden Kameras sowie hunderten von Menschen Blut aus dem Oberschenkel abzuzapfen, droht die Geschichte ins Absurde abzukippen. Die Reporter, die diese Szenen mit ungewollter Komik kommentieren, tragen zur Verstärkung dieses Eindrucks bei.

Gewöhnungsbedürftig ist auch der Stil des Buches. Obwohl Lauenroth sich eines direkten und schnörkellosen Schreibstils bedient, fällt das Lesen schwer. Dies liegt zum einen daran, dass Lauenroth kaum Absätze setzt. Teilweise finden sich Seiten ohne einen einzigen Zeilenbruch, obwohl der Erzähler mehrmals das Thema wechselt. Ein weiteres Problem ist die Perspektive. Das Buch ist zwar in mehrere Kapitel geteilt, der Erzähler wechselt aber oftmals innerhalb eines Kapitels, ohne vorherige Ankündigung. Gerade die Kapitel mit den vier NSA-Agenten sind damit unnötig verwirrend.


Fazit

Frank Lauenroth hat es nach eigenen Angaben nie persönlich zum Boston Marathon geschafft. Dieses Buch ist seine literarische Annäherung – ein Thriller im Marathon. So ungewöhnlich die Idee, so zwiegespalten präsentiert sich Boston Run. Stil, Charakterentwicklung und Handlung weisen zahlreiche Schwächen auf. Ein durchgängiger Spannungsbogen und einige interessante Wendungen sowie das überrasche Ende sorgen dafür, dass Boston Run es dennoch im Mittelfeld über die Ziellinie schafft.


Pro/Contra

+ Grundidee und Setting
+ Spannungsbogen
+ Ende

o schnörkelloser Stil

- inkonsistente Charaktere
- anstrengende Formatierung
- ständige Wechsel der Perspektive

Bewertung: sterne2.5

Charaktere: 3/5
Handlung: 2,5/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5

Rezension zu Black Ice

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