Königskrone (Joe Abercrombie)

Heyne (April 2016)
Originaltitel: „Half a War“
Übersetzer: Kirsten Borchardt
Klappenbroschur
478 Seiten, 14,99 EUR
ISBN: 978-3-453-31601-0

Genre: Fantasy


Klappentext

In den eiskalten Ländern rund um die Bruchsee macht der Tod vor niemandem Halt. Eine Lektion, die auch Prinzessin Skara von Throvenland nicht erspart bleibt: Hilflos muss sie mit ansehen, wie ihre Fmailie ermordet und ihr Land erobert wird. Ihre Flucht führt sie nach Gettland zu Vater Yarvi, der Skara in die Welt der Rachepläne und der Kriegstaktik einführt. Eine Welt, in der Worte wie Waffen über Leben und Tod entscheiden…


Rezension

Als der Hochkönig, gegen dessen allumfassenden Machtanspruch sich Throvenland, Gettland und Vansterland verschworen haben, eine Invasion Throvenlands anordnet, gelingt Skara nur mit Mühe die Flucht nach Gettland. Dort wirbt sie um Verbündete, um ihr Land zurückzuerobern. Einen findet sie in Vater Yarvi, der nicht nur gegen den Hochkönig und dessen Hofgelehrte Mutter Wexen kämpft, um sein Land zu beschützen, sondern auch eine ganz persönliche Rechnung mit ihnen offen hat. Aber es gelingt Skara, auch die Könige Gettlands und Vansterlands für sich und ihre tollkühnen Pläne zu gewinnen.

Während sie ihren Verbündeten die entschlossene Kriegerkönigin zunächst nur vorspielt, wächst die intelligente, wortgewandte Frau rasch auf bewundernswerte Weise in ihre Rolle hinein. Ihr zur Seite steht – zunächst gegen seinen Willen – der junge Krieger Raith, der in den Diensten Grom-gil-Gorms, des Königs von Vansterland steht. In seinem Leben hat bisher wenig anderes als Gewalt eine Rolle gespielt, aber die Erinnerungen an seine Taten fangen an, ihn zu quälen, und die Begegnung mit Skara weckt in ihm den Wunsch, ein besserer Mann zu werden.

Anders als in den Folgebänden hat „Königskrone“ gleich drei Figuren, aus deren Perspektive erzählt wird: Skara, Raith und Koll, den Schüler Yarvis, der seinem Meister Loyalität schuldet, aber zugleich sieht, wie Rachsucht und Machtstreben Yarvi verändern. Koll ist auch zwischen der verantwortungsvollen Laufbahn eines Gelehrten und einem Leben an der Seite der Frau, die er liebt, hin und hergerissen. Die Haupt- und Nebenfiguren der Vorgängerbände sind alle weiterhin mit von der Partie und man kann beobachten, dass die Entwicklung von Dorn, Brand, Yarvi und diversen Nebenfiguren auch dann noch weitergeht, wenn sie zugunsten anderer Charaktere etwas aus dem Rampenlicht treten. Die Beziehungen zwischen den Figuren entwickeln sich dynamisch und überraschend.

Die Verbündeten suchen nach einem Weg, die übermächtigen Heere des Hochkönigs doch noch zu besiegen. Endlich wird die Identität der mythischen „Alben“ zweifelsfrei geklärt und in der Wahrheit über sie liegt auch der Schlüssel zu einer Chance, doch noch zu gewinnen. Doch die Protagonisten von „Königskrone“ müssen sich fragen, was ihnen der Sieg wirklich wert ist und wie viele ihrer Prinzipien und Freunde sie dafür zu verraten bereit sind.

Abercrombies Roman teilt viele Stärken und Schwächen seiner Vorgängerbände. Zwar gelingt es ihm, die Düsternis und Brutalität seiner Welt eindrucksvoll zu schildern, aber die Welt selbst bleibt in vieler Hinsicht skizzenhaft. Die Beschreibungen von Settings und Kulturen beschränken sich auf die Aspekte, die für die Handlung relevant sind. Dafür sind die Figuren und ihre Entwicklungen ein echter Pluspunkt und es gibt wieder einige sehr schöne Dialoge zu lesen. Das Buch profitiert davon, dass es eloquentere Figuren in den Vordergrund stellt als „Königsjäger“. Ansonsten ist der Stil wieder eher einfach gehalten, aber trotzdem angenehm zu lesen. Lediglich die Wechsel ins Präsens, wenn es um allgemeine Erkenntnisse und Gedanken einer Figur geht, irritieren.


Fazit

Mit „Königskrone“ liefert Abercrombie einen würdigen Abschluss für die Trilogie. Es stehen drei neue, sehr verschiedene und interessante Protagonisten im Mittelpunkt, aber auch liebgewonnene Figuren aus den Vorgängerbänden haben ausführliche Auftritte und entwickeln sich weiter. „Königskrone“ ist überraschend und unter anderem deshalb spannend, weil eben nicht alle Charaktere mit einem Happy End rechnen können. Insgesamt fühlt sich die Trilogie trotz der wechselnden Hauptpersonen sehr rund und geschlossen an.


Pro und Contra

+ Figurenentwicklung
+ differenzierte Charaktere
+ Skara
+ überraschende Wendungen
+ Wiederaufgreifen der großen Themen der Vorgängerbände

o einfach gehaltene Sprache

- Beschreibungen der Welt auf ein Minimum reduziert

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5

Interview mit Joe Abercrombie (2009)

Rezension zu "Königsschwur" (Bd. 1)

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Tags: Grimdark, Joe Abercrombie