Rezensionen im Juni (2016)

Liebe LeserInnen,

das erste Halbjahr 2016 ist vorüber – und was ist in den vergangenen sechs Monaten nicht alles passiert? Habt ihr auch das Gefühl, die Zeit würde rennen und ihr kämt zu gar nichts mehr? Zum Glück habt ihr uns, denn unsere Redaktion hat auch im Juni wieder zahlreiche Titel für euch genauer unter die Lupe genommen. Die wichtigsten haben wir wie immer im Monatsrückblick für euch zusammengefasst. Viel Spaß!
 

 
Belletristik
 
Maren Elbrechtz‘ neuer Roman trägt den Titel "Alles, was ich muss, ist weg – Reiseroman mit Burnout", und in der Tat beschreibt dieser Titel die Geschichte tadellos. Die überarbeitete Suza Schimmer packt kurzerhand ihre Tasche und fährt in den Süden Deutschlands, allein und ohne Plan. Sie will endlich mal wieder nichts müssen, und lernt auf der Reise endlich wieder sich selbst und die eigenen Gedanken kennen. Chaotisch, mitunter diffus und herrlich absurd fasst die Geschichte ein Burnout in ein anschauliches Bild. Nicht nur als Reiselektüre empfehlenswert.
 
"Violet – So hot" ist der vielversprechende Auftaktband der Sisters in Love-Trilogie. Monica Murphy wagt sich nach der Together Forever-Reihe in etwas tiefere erotische Gefilde und nimmt bei den Fowler-Schwestern kaum noch ein Blatt vor den Mund. Ansprechende Erotikszenen, authentische Charaktere, eine spannende Rahmenstory und ein flüssiger Erzählstil lassen den Leser die mehr als 500 Seiten schnell vergessen und verschlingen. Als Auftakt bringt Violets und Ryders Geschichte alle relevanten Charaktere der Trilogie bereits ins Bild und macht Lust auf die Fortsetzungen. Zum Glück muss der Leser nicht allzu lange auf diese warten.
 
Historik
 
Mit "Schicksalsjahre" geht der Reihe ausgerechnet an der Stelle die Puste aus, wo sie richtig durchstarten sollte. Anstatt einer packenden Handlung bietet Jan Guillou diesmal behäbiges Familiendrama, sodass es diesmal "nur" zu einem soliden historischen Roman reicht.
 
Dark Fantasy
 
"Call of Crows" ist ein leichter, kurzweiliger Urban-Fantasy-Roman, der Gestalten der nordischen Mythologie ins Zentrum stellt und neu interpretiert. G.A. Aiken scheint es gar nicht darauf anzulegen, überzeugende Charaktere und dramatische Auseinandersetzungen darzustellen. Vielmehr geht es um Spaß und Action und die liefert das Buch trotz einiger offensichtlicher Schwächen - allen voran die Tatsache, dass dem Buch ein zugrundeliegender Konflikt fehlt - durchaus. Call of Crows ist unterhaltsam, wenn auch in so einiger Hinsicht nicht zufriedenstellend.
 
Fantasy
 
Es geschieht selten, dass der zweite Band einer Trilogie den ersten übertrifft, aber das ist bei "Thron in Flammen" der Fall. Man erfährt mehr über die Welt, die Figuren entwickeln sich weiter und die Handlungsstränge laufen nicht nur zusammen, sondern auch auf ein spektakuläres Finale zu. Brian Staveleys düsterer, actionreicher Roman hat kleine Makel, aber lässt den Leser zufrieden und neugierig auf den dritten Teil zurück.
 
Mit "Königskrone" liefert Joe Abercrombie einen würdigen Abschluss für die Trilogie. Es stehen drei neue, sehr verschiedene und interessante Protagonisten im Mittelpunkt, aber auch liebgewonnene Figuren aus den Vorgängerbänden haben ausführliche Auftritte und entwickeln sich weiter. Königskrone ist überraschend und unter anderem deshalb spannend, weil eben nicht alle Charaktere mit einem Happy End rechnen können. Insgesamt fühlt sich die Trilogie trotz der wechselnden Hauptpersonen sehr rund und geschlossen an.
 
Thriller
 
Frank Lauenroth hat es nach eigenen Angaben nie persönlich zum Boston Marathon geschafft. Dieses Buch ist seine literarische Annäherung – ein Thriller im Marathon. So ungewöhnlich die Idee, so zwiegespalten präsentiert sich "Boston Run". Stil, Charakterentwicklung und Handlung weisen zahlreiche Schwächen auf. Ein durchgängiger Spannungsbogen und einige interessante Wendungen sowie das überrasche Ende sorgen dafür, dass Boston Run es dennoch im Mittelfeld über die Ziellinie schafft.
 
Comic
 
Ein sehr poetischer, charmanter, humorvoller Comic von T. Chaffoin, D. Monféry und J. Weber über Abenteuer, Kindheitserinnerungen und das Leben an sich. "Tin Lizzie - Die Schöne von Ponchatoula" zeigt den Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts auf eine ganz besondere Weise und ist am ehesten mit Mark Twains Tom Sawyer und Huckleberry Finn vergleichbar, an die er atmosphärisch sehr stark erinnert.
 
"Curse of the Spawn" von Alan McElroy und Dwayne Turner enthält vier Geschichten, die jede für sich richtig gut sind. Mit der Geschichte Sutures ist damit gleichzeitig eine der besten Geschichten mit Sam und Twitch und des Spawn-Universums enthalten. Allein hierfür ist dieser Band ein Pflichtkauf – und zwar nicht nur für Spawn-Fans, sondern für alle, die sich gerne gruseln und etwas für Serienkillergeschichten übrig haben.
 
Manga
 
Tomu Ohmis "Midnight Wolf" kehrt mit dem neunten Band nach all den Abenteuern wieder zur alltäglichen Liebe der beiden Protagonisten zurück, mit all ihren Höhen und Tiefen.
 
"Best Ending?" von Junta Mio zeigt den Aufbau von Gefühlen und die Herausforderungen, die nach dem Geständnis auf einen warten. Dabei finden die Paare ihre ganz eigenen Wege. Als Leser kann man mit den Charakteren mitfiebern, lachen, weinen und sich für sie freuen.
 
Anime
 
"Hakuoki – The Movie 1: Demon of the Fleeting Blossom – Wild Dance of Kyoto" ist ein temporeiches Anime-Spektakel, dass das Kunststück versucht, den Inhalt einer Serie in zwei Filmen unterzubringen. Das gelingt größtenteils gut, denn auch wenn es viele Zeitsprünge gibt, kann man der Story gut folgen und die Charakterentwicklung als glaubhaft erleben. Chizuru ist eine sehr sympathische Protagonistin mit dunklen Geheimnissen, die sie selbst erst ergründen muss, und das historische Fantasy-Setting begeistert mit politischen Intrigen und finsteren Dämonen.
 

 
Und das soll es für Juni auch schon wieder gewesen sein. Natürlich warten noch viele weitere Besprechungen auf euch – in unserem Rezensions-Archiv könnt ihr wie gewohnt ausgiebig stöbern. Auf eigene Gefahr, versteht sich, denn die Wunschlisten können sich schneller füllen, als man möchte.
 
Wir wünschen euch einen lese- und hoffentlich endlich sonnenreichen Juli,
euer Literatopia-Team