Verlag: Splitter-Verlag; (Mai 2016)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3958391284
Genre: Western
Rezension
Jonas Crow ist in Begleitung von Miss Prairie, der Chinesin Lin und seinem Geier unterwegs um den letzten Willen Cuscos zu erfüllen und die Leiche des Mannes in dessen Mine zu bringen, um ihn dort zu beerdigen – mit dem Gold welches er zuvor buchstäblich gefressen hat. Die Aufgabe könnte schwerer nicht sein. Verfolgt von den wütenden Minenarbeitern, die Cusco ausgebeutet hat und die nun das Gold wollen, müssen der Undertaker und seine Mitreisenden die Wüste durchqueren. An sich ein schweres Unterfangen, jedoch wird es noch schwerer durch die Tatsache, dass Lin angeschossen ist und ebenfalls so manche Überraschung auf das Trio wartet. Ein explosiver Showdown klärt die Sache ein für alle mal.
Xavier Dorisons und Ralph Meyers Undertaker legte mit Der Goldfresser einen furiosen Start hin. Hart, dreckig, zynisch und brutal präsentierte sich die Handlung und ihr Protagonist Jonas Crow. Daran hat sich nichts geändert. Jonas Crow ist nach wie vor kein Mensch der Sympathien weckt und sich leicht Freunde macht. Ganz im Gegenteil. Vermutlich übersteigt die Zahl seiner Feinde bei weitem die seiner Verbündeten. Er wirkt nicht wie ein Mensch, der viel Wert auf Freundschaften legt, jedoch weiß er, wie wichtig Verbündete sind. Deswegen hat er den Geier bei sich, dem in Der Tanz der Geier eine größere Bedeutung zu kommt, insbesondere seine Artgenossen spielen an einem Punkt eine wichtige Rolle. Sie sorgen für die mitunter brutalste Szene im Comic, den Jonas Crow bindet einen seiner Gegner mitten in der Wüste am Boden fest und überlässt ihn den Geiern. Gleichzeitig sagt diese Szene viel über Crow aus und seine Beweggründe für das Töten von Menschen, weswegen er auch steckbrieflich gesucht wird. Er ist kein Sauberrmann, aber er würde nie Unschuldige töten, sein Ziel sind die verderbten Verbrecher, die ihm über den Weg laufen. Und dabei ist es ihm wichtig, dass sie leiden und keinen leichten Tod finden. Auf eine gewisse Art und Weise kann man seine Haltung in dieser harten Welt des Westens nachvollziehen. Seine Figur erscheint komplexer als noch im ersten Band und erhält mehr Kontur, trotzdem bleibt eine geheimnisvolle Aura, die nicht so leicht zu durchschauen ist, weder für den Leser noch für seine Begleiter.
Miss Prairie und Lin erhalten ebenfalls weitere Eigenschaften und ebenso wie bei Crow begründet Xavier Dorison ihr Verhalten, wodurch sie ebenfalls zu echten Menschen werden und nicht einfach Charaktere als Mittel zum Zweck sind, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Selbst bei den Verfolgern legt Dorison wert auf eine persönliche Entwicklung und bemüht sich ihr Verhalten zu begründen. George als das Gewissen der Minenarbeiter wäre hier zu nennen. Seine Figuren setzt Xavier Dorison dann noch in eine äußerst spannende Handlung, bei der nie ganz sicher ist, wer am Ende leben und wer tot sein wird. Beschönigen tut er nichts. Der Westen war keine nette Welt und so bildet er ihn auch ab, in bester Tradition der Italo-Western oder eines Sam Peckinpahs. Das Ende ist dann perfekt inszeniert und es hätte für diesen harten Western kein besseres gefunden werden können.
Ralph Meyer taucht das Geschehen in düstere Bilder. Der Staub der Wüste ist praktisch auf der Zunge zu schmecken und auf der Haut zu spüren; die Hitze fast körperlich spürbar. Der ganze Irrsinn der Handlung spiegelt sich in seinen Bildern. Er zeichnet kantig mit groben Strich, was unheimlich gut zu Undertaker passt und diesen zynischen Western perfekt abbildet. Emotionen sind in den rauhen Gesichtern abzulesen und er zeichnet sehr detailliert. Dennoch verzichtet er auf optische Experimente und Schnick-Schnack, denn Undertaker ist ein blutiger, zynischer Western der geradeheraus ist und genauso abgebildet werden muss und genau das tut Ralph Meyer. Erneut trägt er mit seinen Bildern die Geschichte und treibt sie vorran.
Bonusmaterial gibt es dieses Mal leider nicht, aber das sehr gute Cover entschädigt dafür.
Fazit
Undertaker – Der Tanz der Geier ist wie der erste Band Der Goldfresser hart, zynisch und voll gnadenloser Brutalität. Dazu wird die Geschichte des Undertaker von Xavier Dorison richtig gut erzählt und die Charaktere werden nicht vernachlässigt. Ein Top-Western, der das Potential hat, ein echter Klassiker zu werden!
Pro & Contra
+ Cover
+ spannend und hart
+ gutes, passendes Ende
+ Jonas Crow
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5
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