Michael Peinkofer (18.07.2016)

Interview mit Michael Peinkofer

michael peinkofer16Literatopia: Hallo, Michael! Kürzlich ist der erste Band der Comicadaption Deiner „Orks“ erschienen – wie gefällt Dir die graphische Umsetzung Deiner Geschichte?

Michael Peinkofer: Hervorragend! Peter Snejbjerg war mir ja durchaus schon vor seiner Arbeit für die "Orks" ein Begriff, und mir war sofort klar, dass sein Zeichenstil und die Abenteuer von Balbok und Rammar ganz wunderbar zusammenpassen würden. Das endgültige Ergebnis hat meine Erwartungen dann aber nochmal übertroffen.

Literatopia: Inwiefern unterscheiden sich die Romanvorlage „Die Rückkehr der Orks“ und die Comicversion? Werden die Geschichten von Balbok und Rammar im Comic nacherzählt oder ist die Handlung neu?

Michael Peinkofer: Die Handlung folgt der des ersten Bandes der literarischen Ork-Saga, also von "Die Rückkehr der Orks", der als Roman bei Piper Fantasy erschienen ist . Natürlich mussten für das Medium Comic einige Kürzungen vorgenommen werden, aber wir haben das an anderer Stelle kompensiert, weil man hier ja die Möglichkeit hat, visuell zu erzählen und nicht nur auf Worte angewiesen ist...Einige Dinge haben wir auch geändert, weil sie im Comic besser darstellbar waren - unterm Strich würde ich sagen, es ist die bekannte Geschichte aus einer ganz neuen Perspektive.

Literatopia: Wie gefallen Dir die Zeichnungen von Peter Snejbjerg? Treffen sie Deine Orks gut?

Michael Peinkofer: Es ist tatsächlich meine Überzeugung, dass wir keinen besseren Zeichner hätten finden können. Schon nach dem ersten Treffen mit Peter war klar, dass wir auch sehr ähnliche Vorstellungen von der Visualität dieser Fantaswelt haben, und auch, was den Humor betrifft. Bei der Gestaltung der beiden Hauptfiguren spielten nicht nur Fantasy-Gesichtspunkte eine Rolle. Wir haben uns auch von den Comics von Carl Barks beeinflussen lassen, die wir beide sehr lieben. Und wer genau hinschaut, kann in der Mimik der beiden Helden auch Hinweise auf ein berühmtes amerikanisches Komikerduo erkennen...

Literatopia: Hast Du an der Comicadaption mitgearbeitet oder durftest Du lediglich das fertige Werk absegnen?

Michael Peinkofer: Um einen Roman mit rund 600 Seiten als Comic zu adaptieren, sind, wie vorhin schon erwähnt, Kürzungen unumgänglich. Als Autor bin ich da einfach zu sehr mit meinem Werk verbunden, deshalb habe ich den Verlag gebeten, jemanden zu holen, der da weniger voreingenommen ist als ich. Die Wahl fiel auf Jan Bratenstein, der mit großem Fingerspitzengefühl an die Sache rangegangen ist und einen wirklich großartigen Job gemacht hat. Die Essenz der Story und vor allem auch den Humor hat er trotz der notwendigen Kürzungen eins zu eins auf die Comic-Adaption übertragen - und das muss man erstmal hinkriegen, da hat er meinen ganzen Respekt. Ich kam dann wieder zum Einsatz, als es um die Designs und die Rücksprache mit Peter Snejbjerg ging und darum, ihn mit Hintergrundinfos über das mittlerweile ja doch schon ziemlich komplexe Erdwelt-Universum - insgesamt sind es inzwischen elf Romane - zu versorgen. Und ganz am Ende habe ich den Text noch ein wenig "orkisiert".

Literatopia: Steht in Deinem Bücherregal auch der eine oder andere Comic, den Du unseren Lesern empfehlen möchtest?

Michael Peinkofer: Dutzendweise :-) Anlässlich des 50jährigen "Star Trek"-Bestehens habe ich die uralten Comics aus den 60er Jahren neu entdeckt, die ich gerade auf dem Reader habe - da sind unglaublich abgefahrene Storys dabei, in einer landet die Enterprise sogar. "Hauteville House" verfolge ich nach wie vor mit großem Vergnügen, ebenso wie "Waisen". Von den neuen "Star Wars"-Sachen finde ich v.a. die Hauptstory um die bekannten Figuren ziemlich stark - vor allem auch grafisch. Und ich habe festgestellt, dass mir "Buddy Longway" auch nach all den Jahren immer noch großen Spaß macht.

Literatopia: Deinen Namen assoziieren viele sofort mit den Orks – hast Du manchmal das Gefühl, als Autor darauf reduziert zu werden?

Michael Peinkofer: Reduziert ist zuviel gesagt, das klingt so negativ, und ich habe den Orks ja viel zu verdanken. Aber tatsächlich sind die Leute oft überrascht, wenn sie erfahren, dass ich auch Krimis oder historische Romane - wie jüngst "Der Wind und die Wahrheit" - schreibe. Bei den Kinderbüchern ist es ohnehin anders, das bin ich eher "der mit den Sternenrittern" (wegen der gleichnamigen Serie bei Carlsen) oder "der mit dem Greif" (wegen "Gryphony" bei Ravensburger). Und letztlich macht das für mich auch den Reiz des Berufs aus, dass ich mich in unterschiedlichen Genres austoben darf.

Literatopia: Mit „Der Wind und die Wahrheit“ kehrst Du ins Mittelalter zurück und zwar mit zwei sehr unterschiedlichen Protagonisten – welche sind das und was erleben sie in Deinem neuen Historik-Roman?

der wind und die wahrheitMichael Peinkofer: Die Helden des Romans sind eine Kaufmannstochter aus Venedig und ein junger Janitschar in den Diensten des osmanischen Herrschers. Die beiden stammen aus sehr unterschiedlichen Welten, und das zu einer Zeit, in der sich diese beiden Welten blutige Konflikte liefern. Es gibt die Liebesgeschichte zwischen den beiden, aber auch Intrigen, Kämpfe und Geheimbünde an den beiden Schauplätzen Venedig und Alexandria.

Literatopia: Was inspiriert Dich bei der Wahl Deiner historischen Schauplätze und Zeitalter?

Michael Peinkofer: Zum einen will man natürlich eine Geschichte erzählen, die auch eine gewisse Relevanz hat und die Leser heutiger Tage anspricht. Und natürlich ist man als Autor auch als Locationscout unterwegs und wählt seine Schauplätze so, dass sie spannend sind, dass sie Exotik und Fremdartigkeit vermitteln und dem Leser die Möglichkeit bieten, in diese Zeit und Welt einzutauchen, ob es nun das viktorianische London ist wie in den "Sarah Kincaid"-Romanen oder eben das Venedig des Mittelalters mit all seinen dunklen Gassen und Kanälen.

Literatopia: Verwendest Du Deine historischen Recherchen auch für die Welten Deiner Fantasyromane?

Michael Peinkofer: Klar - so gesehen sind Fantasy und historischer Roman ja durchaus miteinander verwandt. In beiden Fällen geht es darum, Geschehnisse aus einer Welt zu schildern, die so nicht - mehr - existiert. Und da Fantasywelten in der Regel ja auch recht archaisch sind und vom Mittelalter oder der Antike inspiriert, schadet es nicht, sich da ein wenig auszukennen. Je realistischer ich eine Fantasiewelt schildere, desto mehr wird der Leser bereit sein, mir zu glauben - und darum geht es.

Literatopia: Deine „Sternenritter“ gibt es inzwischen auch als Hörspiel. Wie wurden die Bücher akustisch umgesetzt?

Michael Peinkofer: Darauf bin ich ein bisschen stolz - wir habe es geschafft, die "Sternenritter" nicht einfach als Hörbuch zu adaptieren - was ja auch schon toll gewesen wäre -, sondern ein vollbesetztes Hörspiel daraus zu machen, mit Musik und Geräuschen und allem, was dazugehört, also richtiges Kino für die Ohren. Die Entstehung reicht ein wenig länger zurück - nach dem Ende der damals von Lübbe Audio produzierten Hörspielserie "Team X-treme" wollten Oliver Rohrbeck und ich gerne wieder an einem gemeinsamen Projekt arbeiten - und daraus wurden schließlich die "Sternenritter", die Universal Music produziert.

sternenritter eisLiteratopia: „Sternenritter“ richtet sich an ein junges Publikum – empfindest Du es als schwieriger für Kinder und Jugendliche zu schreiben? Worauf muss man als Autor achten, um der jungen Zielgruppe gerecht zu werden?

Michael Peinkofer: In der Sprache gibt es Unterschiede, klar, und auch in der Komplexität und Thematik der Handlung. Wichtig finde ich aber, dass man als Kinderbuchautor sein Publikum ernst nimmt und nicht so onkelhaft von oben herab erzählt... das gelingt am besten, indem man die Kinderbücher schreibt, die man früher selbst gern gelesen hätte. Und das ist bei den "Sternenrittern" definitiv der Fall. Darum auch das ganze Drumherum mit der Sternenkarte, dem Kodex und den Risszeichnungen der Fahrzeuge und Sternenschiffe: Die "Sternenritter" sollen den Lesern nicht nur ein lustiges Geschichtchen bieten, sondern ein ganzes Universum, in dem sie sich zu Hause fühlen und in das sie sich hineindenken können - wie erwachsene Leser in der Fantasy.

Literatopia: Bald soll es mit Deinen „Splitterwelten“ weitergehen – kannst Du uns schon einen kleinen Ausblick geben?

Michael Peinkofer: Auf der Frankfurter Buchmesse 2015 hatte ich ja schon bekanntgegeben, dass ich mir tatkräftige Hilfe geholt habe - nämlich durch Perry Rhodan-Autor Christian Montillon -, und es nun definitiv weitergehen wird. Christian ist auch schon fleißig dabei, so dass es im nächsten Jahr endlich weitergehen kann - mit neuen Weltensplittern und neuen Animalen, aber natürlich auch den altbekannten Helden. Wenn es bei den bisherigen Planungen bleibt, werden Band zwei und drei der Trilogie dann in kurzem Abstand erscheinen.

Literatopia: Herzlichen Dank für das schöne Interview!

Michael Peinkofer: Immer gerne!


Autorenfoto: © Helmut Henkensiefken

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Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.