Voices of Freedom (Emma Trevayne)

voices of freedom

Lübbe one (Mai 2016)
Übersetzt von Ulrike Raimer-Nolte
Hardcover, 384 Seiten, 16,99 EUR
ISBN: 978-3-8466-0024-5

Genre: Dystopie / Cyberpunk / Jugendbuch


Klappentext

Acht Jahre sind vergangen, seit Anthem, Haven und ihre Freunde den Kon besiegt haben. Nach der erfolgreichen Revolution hat seine kleine Schwester Alpha das Web verlassen und sich In Los Angeles dem Musikmachen verschrieben. Als sie erfährt, dass es Anthem schlecht geht, kehrt sie zurück. Überrascht stellt sie fest, dass viele Menschen kränklich und schwach wirken – genau wie vor der Revolution. Es scheint, dass jemand aus dem Hintergrund alles daran setzt, die Macht für sich zu gewinnen. Alpha muss erkennen, dass der Kampf ihres Bruders noch längst nicht zu Ende ist. Nun ist es ihre Aufgabe, sich für die Freiheit einzusetzen. Doch wem kann sie trauen?.


Rezension

Vor acht Jahren hat Anthem eine Revolution gegen den Kon angezettelt, um seinen Geschwistern ein Leben unter Musikdrogen zu ersparen. Acht Jahre Freiheit hat er ihnen damit geschenkt, nicht ahnend, dass Alpha und Omega von Flashbacks gequält werden. Ein einziger codierter Stream hat gereicht, um die beiden nachhaltig zu schädigen. Alpha ist deswegen nach Los Angeles gezogen, um den Erinnerungen im Web zu entkommen und um ein Heilmittel für sich zu suchen. Wie Anthem macht sie echte Musik und tritt im Club von Mage und Phönix, den Freunden ihres Bruders, auf. Eigentlich ist Alpha glücklich in Los Angeles – bis zu dem Tag, an dem Haven ihr schreibt, dass es mit Anthem zu Ende geht …

“Voices of Freedom“ zeigt in der ersten Hälfte auf verstörende und glaubwürdige Weise, wie es Anthem, dem Protagonisten aus „Songs of Revolution“, nach seinen zahllosen Opfern ergeht. Er hat zwar den Sieg davongetragen, doch die lange Drogensucht und auch seine Arbeit als Akku haben ihre Spuren hinterlassen. Als eigentlich noch junger Mann ist er dem Tode nah und auch seine Freundin Haven ist von ihrem Kampf gezeichnet. Umso erschreckender ist es, als Alpha bemerkt, dass im Web wieder mehr Leute streamen. Die Anzeichen sind früh da, doch Alpha versteht zu spät, dass der Kon zurückkehrt. Er hat nur darauf gewartet, dass es mit dem Nationalhelden Anthem zu Ende geht, um erneut nach der Macht zu greifen. Dazu benutzt er unter anderem Alphas Zwillingsbruder Omega sowie ihren geliebten Freund Jonas.

Eigentlich hatte die Geschichte in „Songs of Revolution“ ein zwar tragisches, aber auch hoffnungsvolles Ende genommen, das man hätte stehen lassen können. Es ist zwar interessant zu lesen, wie es Anthem ergeht, doch es ist ebenso bitter, dass sein Kampf scheinbar umsonst war. Dass sich alles wiederholt. Nur muss nun seine kleine Schwester Alpha gegen den Kon antreten, der dieses Mal von einer einzigen Person repräsentiert wird. Einem alten Bekannten aus dem ersten Band. Bereits hier wirkt „Voices of Freedom“ konstruiert und bis zum Ende hat man das Gefühl, die Autorin hätte die Handlung mit großer Mühe in ihre unheilvollen Bahnen gezwungen.

Es mangelt dem zweiten Band an neuen Ideen, denn im Prinzip wiederholen sich die Ereignisse, teilweise bis in das Detail, dass am Ende unnötig ein Freund sterben muss. Während „Songs of Revolution“ schier überquoll vor schillernden Gegensätzen, wirkt in „Voices of Freedom“ vieles gewollt. Der Autorin gelingt es zwar, das rauschartige Grundgefühl erneut heraufzubeschwören, doch im direkten Vergleich mit dem Vorgängerband fällt der zweite in nahezu allen Bereichen ab. Alpha ist durchaus sympathisch, aber nicht so charismatisch wie Anthem, der es vermochte, die Leserschaft zu faszinieren und zu fesseln.

Während im ersten Band die Revolution wie ein Sturm heraufzog und wie ein reinigendes Gewitter über das Web hereinbrach, erweist sich Alphas Kampf als quälendes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Spannung immer nur kurz hochkocht und wieder abflaut. Zum Ende hin wird die Handlung zunehmend wirrer und wichtige Ereignisse werden nur kurz angerissen. Auch wenn man gerne noch einmal in die bunte und gefährliche Welt der Musikdrogen eingetaucht ist, bleibt das Gefühl, dass ein zweiter Band letztlich unnötig war.


Fazit

Nach einer starken ersten Hälfte, in der man einen vom Leben gezeichneten Anthem sowie unheilvolle Entwicklungen erlebt, verliert sich „Voices of Freedom“ zunehmend in einer konstruierten, wirren Handlung. Zwar flackert das berauschende Grundgefühl des ersten Bandes ab und an auf und das Wiedersehen liebgewonnener Nebencharaktere bereitet Freude, doch letztlich bleibt die Spannung im mühsamen Kampf auf der Strecke.


Pro und Contra

+ neuer Schauplatz in Los Angeles zu Beginn
+ Alpha ähnelt ihrem Bruder, ist aber trotzdem eine eigenständige Persönlichkeit
+ Nebencharaktere aus dem ersten Band mischen wieder mit
+ glaubwürdige Darstellung von Anthems geschwächten Zustand
+ knackig und mit Liebe zur Musik geschrieben
+ wieder ein wunderschönes, stimmungsvolles Cover

- Handlung gegen Ende zunehmend wirrer
- Erfolge aus dem ersten Band sind hinfällig
- unnötige Tode
- kaum neue Ideen

Wertung: sterne3.5

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Songs of Revolution"

Tags: Cyberpunk, Dystopie, Emma Trevayne, SF-Autorinnen, queere Figuren