December Park (Ronald Malfi)

Luzifer Verlag (Mai 2014))
Originaltitel:„December Park“
Hardcover
616 Seiten, 16,99 EUR
ISBN: 978-3-95835-032-8

Genre: Krimi/ Thriller


Klappentext

Im Herbst 1993 wird das beschauliche Städtchen Harting Farms in Maryland vom Verschwinden mehrerer Kinder erschüttert. Zunächst denken die Bewohner noch an Ausreißer – bis in dem großen, gespenstischen, umwaldeten December Park die erste Leiche eines Mädchens gefunden wird. Die Zeitungen sprechen vom Entführer als Piper – als Rattenfänger, wie in der Sage der Brüder Grimm –, weil er gekommen ist, um die Kinder wegzulocken. Doch in den Schulgängen flüstern die Kinder noch viel düsterere Namen.

Angelo Mazzone und seine Freunde entdecken eine Verbindung zu dem toten Mädchen und nehmen die Verfolgung des Mörders auf. Die fünf Jugendlichen schwören sich, der Schreckensherrschaft des Pipers ein Ende zu setzen. Doch was als mutiges Versprechen beginnt, entpuppt sich nicht nur als Odyssee in die Düsternis ihrer Heimatstadt und ihrer Bewohner, sondern auch als Selbsterfahrungstrip. In der Dämmerung ist auf den Straßen von Harting Farms jeder verdächtig, und jeder der Jungs könnte das nächste Opfer des Pipers sein.


Rezension

Der sensible, schriftstellerisch begabte Angelo, der aufgedrehte Michael und ihre Freunde Peter und Scott könnten kaum verschiedener sein. Trotzdem verbindet sie eine enge Freundschaft. Schließlich wird auch der verschlossene, kindliche Adrian der mit seiner von einer traumatischen Vergangenheit gezeichneten Mutter nach Harting Farms gezogen ist, Teil der verschworenen Gemeinschaft. Als Angelo und seine Freunde Zeugen werden, wie die Leiche eines Mädchens geborgen wird und Adrian das verlorene Medaillon der Toten findet, lassen die Jungen sich auf ein riskantes Abenteuer ein: Sie beschließen, den Erwachsenen nichts von ihrer Entdeckung zu erzählen, und auf eigene Faust Jagd nach dem Piper zu machen. Was zunächst immer wieder in ein Spiel abzugleiten droht, erweist sich schließlich als ein Unterfangen, das sie leicht das Leben kosten könnte.

Die Jagd nach dem Piper gestaltet sich schleppend und sowohl die Ermittler als auch die Jugendlichen laufen immer wieder ins Leere. Malfi nimmt sich viel Zeit, die Stadt, ihre Bewohner und deren Beziehungen zueinander einzuführen. Diese gewisse Langsamkeit tut dem Buch gut und wird nie langweilig, da der Autor nicht nur ein präzises Bild der Stadt und ihrer Bewohner zeichnet, sondern auch gekonnt die beklemmende Atmosphäre schildert, die sich schwerer und schwerer über sie legt.

Große Teile von „December Park“ sind der Beziehung des Ich-Erzählers Angelo zu seinen Freunden, aber auch zu seiner Familie gewidmet. Vor allem der zu seinem Vater, der einer der leitenden Ermittler bei der Suche nach den verschwundenen Kindern ist, und dessen Leben genau wie Angelos von der Erinnerung an den Tod seines ältesten Sohns Charles überschattet wird. Aber man erlebt Angelo oft auch in Interaktion mit seinen Freunden und kann sich gut in ihre euphorische Albernheit hineinversetzen oder Anteil an ihrer Loyalität und Vertrautheit untereinander nehmen. Es ist Malfi gut gelungen, überzeugende jugendliche Protagonisten zu schreiben. Und Angelo ist nicht nur ein guter Beobachter, sondern auch eine sehr sympathische Hauptfigur. Das Buch ist auch deshalb interessant, weil die detaillierte Schilderung des Aufwachsens in einer amerikanischen Kleinstadt vor zwanzig Jahren teilweise faszinierend fremd daherkommt.

Der vielleicht schwächste Teil von „December Park“ ist die Art, auf die sich das Rätsel um den Piper schließlich aufklärt, aber alles vorher ist absolut lesenswert.


Fazit

Die Auflösung von „December Park“ ist in mancher Hinsicht unbefriedigend. Trotzdem kann das Buch überzeugen, da es Ronald Malfi gelungen ist, nicht nur einen hochatmosphärischen Thriller, sondern zugleich auch einen einfühlsamen Coming-of-Age-Roman mit vielschichtigen, überzeugenden Figuren zu schreiben.


Pro und Contra

+ Angelo als sympathischer, nachdenklicher Ich-Erzähler
+ überzeugende jugendliche Protagonisten
+ bedrohliche Atmosphäre
+ gelungene Figuren-Schilderungen
+ interessantes Setting

- Auflösung kommt beinahe aus dem Nichts und ist wenig glaubwürdig

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3,5/5

Tags: Coming-of-Age