Aetherhertz – Ein Anabelle Rosenherz Roman (Anja Bagus)

CreateSpace (Mai 2013)
Taschenbuch
400 Seiten, 12 EUR
ISBN: 9781484903537

Genre: Steampunk


Klappentext

Seit der Jahrhundertwende steigt grüner Nebel über den Flüssen auf. Æther ist für die Industrie ein Segen, für die Menschen ein Fluch. Luftschiffe erobern den Himmel, Monster bevölkern die Auen. Wir schreiben das Jahr 1910: Im mondänen Baden-Baden scheint die Welt noch in Ordnung. Doch während die Kurgäste aus aller Welt durch die Alleen und den Kurpark flanieren, sterben junge Frauen an einer mysteriösen Vergiftung. Das Fräulein Annabelle Rosenherz versucht die Ursache herauszufinden und gerät dabei selbst in große Gefahr, denn sie hat schon lange ein Geheimnis. Als sie der Wahrheit zu nahe kommt, nimmt man sie gefangen. Auf den finsteren Höhen des Schwarzwalds verliert sie fast ihren Verstand und es entscheidet sich, ob Annabelle sich selbst akzeptieren kann, und ihre erste Liebe stark genug ist, den Widerständen der Gesellschaft zu trotzen.


Rezension

Anja Bagus hat sich von einigen Konventionen des Genres Steampunk verabschiedet. So spielt „Aetherhertz“ nicht im nebligen London, sondern in Baden-Baden, und eigentlich würde „Aetherpunk“ das Buch deutlich präziser beschreiben. Denn es ist die mysteriöse Substanz, die sich über fließenden Gewässern bildet, die für den alternativen Geschichtsverlauf in Bagus‘ Universum verantwortlich ist. Mit dem Gas werden Transportmittel wie Gleiter und Luftschiffe, blitzschleudernde Waffen und ausgefeilte technische Kunstwerke betrieben.

Doch zugleich versteht niemand den Aether und er wird für die Wirkung gefürchtet, die er auf Menschen haben kann: Wer mit ihm in Kontakt kommt, wird krank oder verändert sich. Flügel, Hörner und Kiemen gehören noch zu den harmloseren Effekten. Geschöpfe, die gefährlich sind oder abstoßend aussehen, sind Ausgestoßene. Sie werden stillschweigend weggesperrt und niemand fragt mehr nach ihnen. Allerdings gibt es auch nützliche Veränderungen wie die, von der Annabelle Rosenherz betroffen ist: Mit ihrer grün verfärbten Hand kann sie Sinneseindrücke wahrnehmen, die anderen verschlossen sind. Doch auch sie muss ihre Andersartigkeit um jeden Preis verbergen.

Als Tochter eines verschollenen Forschers, die bereits viel von der Welt gesehen hat, fühlt sie sich von der Welt der Kaffeekränzchen und respektablen Ehefrauen eingeengt. Als Assistentin im pathologischen Institut kann sie ihrer Faszination für Gifte nachgehen. Als kurz nacheinander die Leichen mehrerer Frauen auf ihrem Seziertisch landen, die alle dieselben seltsamen Symptome aufweisen, ist das Interesse der jungen Frau geweckt. Sie stellt eigene Nachforschungen an – und macht sich mächtige Feinde, denn sowohl ein einflussreicher Verbrecher als auch ein Konditor, dessen besondere Pralinen in den gehobenen Kreisen beinahe eine Währung geworden sind, werden auf sie aufmerksam.

Glücklicherweise stehen ihr alte Freunde ihres Vaters und der stille, aufmerksame Kunsthistoriker Paul Falkenhagen zur Seite, der ursprünglich nur die Sammlung ihres Vaters katalogisieren sollte, aber rasch ein Repertoire bemerkenswerter Fähigkeiten enthüllt. Zwischen ihm und der unkonventionellen jungen Frau entspinnt sich eine reichlich vorhersehbare Liebesgeschichte, die man den beiden sympathischen Protagonisten aber aus ganzem Herzen gönnt.

„Aetherhertz“ beginnt eher gemächlich, aber wird stetig spannender, bis die Ereignisse schließlich Schlag auf Schlag folgen und immer spektakulärer werden. Originelle Ideen, Liebe zum Detail und Nebenfiguren, die nicht statisch sind, sondern auch ihre eigenen Entwicklungen und Geschichten erleben, sind große Pluspunkte. „Aetherhertz“ liest sich, auch dank des flüssigen Stils, leicht und angenehm, regt aber auch zum Nachdenken darüber an, wie Gesellschaften mit Andersartigkeit und Veränderungen umgehen.


Fazit

Anja Bagus hat mit „Aetherhertz“ einen gelungenen, innovativen „Aetherpunk“-Roman geschrieben, der sich ein wenig Zeit lässt, um in Fahrt zu kommen, aber schließlich mit sympathischen Protagonisten, originellen Ideen und einem spektakulären Showdown überzeugt.


Pro und Contra

+ origineller Weltentwurf
+ Baden-Baden als gelungen geschilderter Schauplatz
+ sympathische Protagonisten
+ dynamische Nebenfiguren

- Liebesgeschichte zwischen Annabelle und Paul sehr vorhersehbar
- Geschichte rollt eher langsam an

Wertung:

Handlung:4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Steampunk, Anja Bagus