Winter 1709 – Buch 1 (Nathalie Sergeef, Philippe Xavier)

Verlag: Splitter-Verlag; (Juli 2016)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3958393301

Genre: Historik/ Thriller


Klappentext

Während sich der letzte Krieg unter der Herrschaft von Ludwig XIV. in die Länge zieht, sieht sich Frankreich dem härtesten Winter seit langem ausgesetzt. Der Frost tötet, Hunger droht. Das Getreide, das Volk und Armee ernährt, wird kostbarer und begehrter als Gold. Doch der mörderischen Kälte und Wegelagerern zum Trotz stürzt sich der Abenteurer Loys Rohan in einem Wettlauf gegen die Zeit, denn es gilt zu verhindern, dass der Feind eine Ladung Weizen erobert, die für das Königreich ein Segen wäre. Ein erbitterter Kampf kündigt sich an....


Rezension

Der spanische Erbfolgekrieg hat ganz Europa erfasst. Ludwig XIV. hat dem letzten Willen Karl II. nachgegeben und unterstützt in diesem Krieg Philipp von Anjou in seinem Anspruch auf den spanischen Thron. Dies führt dazu, dass er sich nun unter anderem den Engländern, Niederländern und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gegenübersieht und die Kämpfe sind hart und verlaufen keineswegs gut für Ludwig XIV. Mehrere Niederlagen muss er einstecken und es kommt noch schlimmer.
Der Winter 1709 wird zu einem der härtesten überhaupt. Die Kälte setzt der Bevölkerung und den Soldaten schwer zu und dazu kommt Geldknappheit und vor allem gehen die Nahrungsmittel zur Neige. Die Situation nimmt für die Franzosen also verzweifelte Ausmaße an. Da scheint sich ein Ausweg zu zeigen, um die Lage kurzfristig zu verbessern. Loys Rohan tritt an den König und seine Minister heran. Als Händler mit Kontakten in die Unterwelt ist es ihm möglich zwei Schiffsladungen Weizen für die Soldaten des Königs zu besorgen. Der Handel muss aber schnell und geheim abgeschlossen werden. Und einen Haken gibt es ebenfalls, es besteht eine Frist, die eingehalten werden muss, ansonsten verkauft Rohans Kontakt seinen Weizen an jemand anderen. Da sie keine Wahl haben, stimmen die Franzosen zu und Rohan macht sich auf den Weg seinen Assistenten Guillaume zu treffen, der als einziger weiß, wo die Schiffe warten. Der wurde aber ermordet und plötzlich befindet sich Loys Rohan auf der Jagd nach einem Mörder, der seine Opfer zum Teil isst, um an die wichtigen Unterlagen zu kommen. Und so kommt es zu einer Hatz durch das verschneite, bitterkalte Frankreich, während der Rohan auf skrupellose Verbrecher, hilflose Menschen und auf ein paar wenige, die ihnen helfen, trifft.

Nathalie Sergeef und Philippe Xavier haben sich mit dem Erbfolgekrieg beschäftigt und liefern eine reinrassige Abenteuergeschichte ab, die zwar genauso gut vor einem anderen Hintergrund hätte spielen können, allerdings einen Teil ihrer Spannung und ihres Charmes gerade aus dem Hintergrund dieses Krieges zieht. Gerade der kalte, harte Winter wird in ihrer Geschichte zu einem Charakter, der die Protagonisten zu ihren Taten treibt oder sie in ihnen einschränkt. Ohne diesen Umstand wäre Winter 1709 nur halb so gut, denn die Entbehrungen, die die Charaktere aushalten müssen, sind wesentlich für die Geschichte und ebenso für die Protagonisten selbst.
Auf einen komplexen Aufbau verzichten die Autoren, sie erzählen eine stringente Geschichte ohne viele Schnörkel. Sie erzählen ein Abenteuer, welches den Leser mitreißen soll und ihm wenig Zeit zum Verschnaufen gibt. Loys Rohan befindet sich in einer Extremsituation und gespannt verfolgt man als Leser, wie sich alles um ihn herum entwickelt. In mehr als eine brenzlige Situation gerät er und die Gefechte, die daraus folgen, sind durchaus blutig und realistisch dargestellt. Neben Loys Rohan haben Sergeef und Xavier jede Menge schillernde Nebenfiguren installiert. Straßenräuber, Aufständische, Freibeuter, sie alle kommen vor und greifen ins Geschehen ein. Dies wird geschickt miteinander verbunden, so dass der Eindruck entsteht, Winter 1709 könnte tatsächliches Geschehen abbilden. So ist Winter 1709 ein spannender Abenteuercomic mit kleinen Einflüssen aus dem Spionagebereich. Vor allem der Hintergrund, mit einem sehr harten Winter, hilft Sergeefs und Xaviers Geschichte aus der Masse solcher Geschichten herauszuheben.
 
Glanzstück des Comics sind die Zeichnungen. Philippe Xavier versteht es perfekt, die klirrende Kälte des eisigen Winters 1709 darzustellen und die Kälte spürbar zu machen. Das Rot des Blutes steht dabei im Kontrast zum Weiß des Schnees und führt dazu, die Brutalität der Zeit nachvollziehbar zu machen. Seine Zeichnungen der Landschaft sind wunderbar und atmosphärisch. 


Fazit

Winter 1709 – Buch 1 erzählt eine spannende Geschichte, mit Anteilen aus verschiedenen Genres. Der Winter wird hierbei zu einem eigenen Charakter und Philippe Xavier macht seine Härte und die des Lebens zu jener Zeit in seinen Bilder sichtbar.


Pro & Contra

hervorragende Zeichnungen
gut ausgearbeitete Nebencharaktere
spannend

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Sergeef und Xavier:

Rezension zu Winter 1709 Bd.2