Die Saat (Guillermo Del Toro & Chuck Hogan)


Heyne Verlag (September 2009)
gebunden, mit Schutzumschlag und Leseband
528 Seiten, EUR 19,95
ISBN: 978-3453266391
Band 1

Genre: Mystery-Thriller


Klappentext

Das Ende der Welt beginnt

New York, John-F.-Kennedy-Flughafen.

eine Maschine aus Europa landet - und kommt unvermittelt zum Stehen, alle Lichter gehen aus, der Funkkontakt bricht ab.

Was ist geschehen? Ein Terroranschlag? Ein Seuchenausbruch?

Oder etwas ganz und gar Unvorstellbares...


Rezension

"Die Saat" ist der erste Roman von Guilermo del Toro, jenem gefeierten Regisseur, der beispielsweise für "Pans Labyrinth" verantwortlich zeichnet und darüber hinaus mit der anspruchsvollen Aufgabe betraut wurde, J.R.R. Tolkiens "Der kleine Hobbit" 2011 und 2012 auf die Leinwand zu bringen.

Als Ephraim Goodweather, Chef des New Yorker Seuchenschutzprogramms, zum John-F.-Kennedy-Flughafen gerufen wird, weiß er noch nicht, dass mit der Maschine, die er untersuchen soll, eine uralte und teuflisch böse Macht aus der "alten Welt" ihren Weg nach New York gefunden hat. Erst als sich die merkwürdigen Zwischenfälle in Verbindung mit diesem Flug häufen, bemerkt er, dass er längst verwickelt ist in den uralten Kampf zwischen Mensch und Vampir, einen Kampf, der nun ganz offen in New York ausgetragen wird und die Stadt in den Ausnahmezustand stürzt.

Wie von Del Toro nicht anders zu erwarten, hat er sich bei der Ausarbeitung dieser Vampire mächtig ins Zeug gelegt. Denn zum einen sind diese richtig schön fies und sorgen für Gänsehaut.
Zum anderen entwickelt er ein interessantes Vampir-Konzept, das den Leser nicht mit dem "Standardvampirschema" abspeist und trotzdem genügend klassische Merkmale übernimmt, um diese Wesen noch "Vampire" nennen zu können.
Natürlich lässt es sich Del Toro auch nicht nehmen, Kampfszenen oder den Übergang vom Menschen zum Vampir in jener schaurigen Detailverliebtheit zu schildern, die auch die brutaleren Szenen in seinen Filmen kennzeichnen und dort bereits auf ein geteiltes Echo stießen.

Leider geht Del Toro bei der Ausgestaltung seiner Charaktere nicht mit dem gleichen Enthusiasmus vor, den er seinen Vampiren angedeihen lässt. Denn diese sind zweidimensional und absolut austauschbar. Dass der Leser beim Kampf der Charaktere gegen das Böse mitfiebert, liegt bei "Die Saat" nicht etwa daran, dass man sich mit diesen identifizieren könnte, sondern vielmehr daran, dass die "Bösen" ziemlich gemein sind und der Kampf gegen sie daher recht spannend ist.
Lediglich einem Charakter hat Del Toro eine gelungene Hintergrundgeschichte spendiert. Diese ist zugleich so mit den Vampiren verknüpft, dass er jedes mal, wenn er zu dieser Hintergrundgeschichte springt oder jenen Charakter von seiner Vergangenheit erzählen lässt, auf geschickte Weise sowohl dessen Hintergründe als auch Hintergründe über die Vampire einbringt.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass dieser besser ausgearbeitete Charakter dem eigentlichen Protagonisten - Ephraim Goodweather - in der zweiten Hälfte des Buches etwas die Show stiehlt. Denn mit seinem umfassenden Wissen, wie man gegen die Vampire vorzugehen hat, ist er der einzige, der die Handlung in dieser Hinsicht vorantreibt.
In der ersten Hälfte ist die Unwissenheit Goodweathers hingegen ein sehr gutes Mittel, um ihn zusammen mit dem Leser den ganzen Schrecken, der über New York hereinbricht, langsam begreifen zu lassen.

Ein Prozess, bei dem der Leser den Charakteren stets voraus ist. Denn ein wirklich nicht unerheblicher Teil des Buches besteht darin, dem Leser in aller Ausführlichkeit zu schildern, wie die Vampire arglose New Yorker "anstecken", sodass man schon einige Zeit vor Goodweather dahinter kommt, was wirklich mit dem Flugzeug nach Amerika gelangt ist.
Diese Szenen wirken, trotz - oder gerade wegen - ihres zahlreichen Vorhandenseins wie eine Art "Lückenfüller". Denn in der ohnehin dünnen Handlung gibt es eben einige Punkte, die erreicht werden müssen - die Zwischenräume werden dann mit Vampirszenen ausgefüllt, die nichts zu der Handlung beitragen außer dem Leser das Ausmaß, den Fortschritt und die Geschwindigkeit ihrer "Invasion" vor Augen zu führen.

Glücklicherweise sind diese aber schaurig-spannend zu lesen. Überhaupt liest sich das Buch flüssig herunter und es wird bei all den actionreichen Szenen wenigstens nicht langweilig.


Fazit

Trotzdem hätte man von Guillermo Del Toro schon eine intelligentere Handlung erwarten können. So bleibt "Die Saat" ein solider Mysterie-Thriller, der von seinen Bösewichten, die durch sie hervorgerufene Spannung und deren Gruselfaktor lebt.


Pro & Kontra

+ gelungenes Vampirkonzept
+ spannend
+ flüssig zu lesen und ohne Längen
+ gute Verknüpfung der Hintergründe mit der Geschichte eines Charakters

- ansonsten austauschbare Charaktere
- dünne Handlung

Wertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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