Vergessene Welt Bd.2 (Christophe Bec, Fabrizio Faina, Mauro Salvatori)

Verlag: Splitter-Verlag; (August 2015)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3958390256

Genre: Abenteuer


Klappentext

In den ersten Stunden nach der Entdeckung dieses unberührten Landes kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dennoch spüren wir alle irgendwo im Hintergrund etwas Geheimnisvolles, auch so etwas wie eine Gefahr.

Jeder Baum wirkt wie eine stumme Bedrohung. Sobald wir den Blick auf das Blattwerk richten, schleicht sich eine namenlose Furcht in unsere Herzen.

In London überspannt jetzt ein violetter Horizont die Themse. Die Menschen gehen ihrem Tagwerk nach und unterhalten sich über die alltäglichen Dinge des Lebens.

Wir sitzen hier inmitten von prähistorischen Tieren und brechen auf ins Unbekannte, wir durchstreifen eine Steppe, in die noch kein Mensch je einen Fuß gesetzt hat.


Rezension

Die paar Neuronen, die bei ihnen noch funktionieren, springen in ihrem winzigen Gehirn orientierungslos herum.

Professor Challenger und seine Reisebegleiter haben die mysteriöse Hochebene erreicht. Hier leben prähistorische Tiere und viele Wunder warten auf sie. Aber zunächst müssen sie ein Basislager einrichten, von dem aus sie die neue Welt erkunden können. Ihr erstes Ziel: Trinkwasser. Das gestaltet sich aber als schwierig. Erst als Ned Malone auf einen Baum klettert, kann er einen großen See ausmachen. Jedoch gibt es hier das nächste Problem. Der See ist entweder durch einen Sumpf erreichbar oder die Männer müssen an einem tiefen Krater vorbei. Sie entscheiden sich für die zweite Möglichkeit, was sich als großer Fehler herausstellt. Aus dem Krater tauchen Pterodactylen auf und Professor Summerlee wird schwer verletzt. Nur durch Pablos Hilfe überlebt er. Und es passieren weitere seltsame Dinge. Ned Malone meint ein Schiff gesehen zu haben und Professor Challenger nimmt ebenso etwas wahr, was nicht sein kann.

Was für ein herrliches, geflügeltes Monster!

Die Umsetzung von Sir Arthur Conan Doyles Romanvorlage durch Christophe Bec und seine Mitstreiter geht weiter. Gemeinsam mit der Abenteurergruppe geht der Leser auf Entdeckungsreise. Riesenzecken, Iguanodons, Spinnen, Riesenskorpione und Flugsaurier, vor den Augen des Lesers entfaltet sich eine faszinierende Welt voller Wunder. Eine Welt die so fern erscheint, aber tatsächlich einmal die unsere war, wenn auch Menschen und Dinosaurier sich nie Auge in Auge begegnet sind. Christophe Bec verzichtet auf das Hinzufügen künstlicher Dramatik und erzählt in einem ruhigen Tonfall die Geschichte von Professor Challenger und seinen Mitreisenden. Sicher gibt es Momente, in denen sie zum Handeln gezwungen sind, jedoch werden diese nicht künstlich aufgebauscht, wie es ansonsten schnell geschieht. Nein, Bec konzentriert sich auf das, was Die vergessene Welt bereits bei Sir Arthur Conan Doyle war. Eine Geschichte, die den Leser zum Staunen bringen will. Es ist kein Thriller oder Horror, sondern eine Entdeckungsreise, die auf große Komplexität verzichten kann, da allein der Hintergrund und die Grundidee ausreicht, um den Leser neugierig zu machen. Die Dialoge sind pointiert und charakterisieren die Figuren in wenigen Sätzen. Jede hat ihren eigenen Blickwinkel auf das Geschehen, seine eigenen Gründe und Ansichten und vor allem seinen Rang innerhalb der Gruppe, der sich auch aus dem gesellschaftlichen Ansehen in England speist. Nach wie vor am gelungensten ist Professor Challenger. Er ist nicht unbedingt ein Feingeist und zurückhaltend mit Sicherheit auch nicht, aber in seiner Offenheit, seiner Tatkraft und mit seinem Sarkasmus, wird er einem mit der Zeit sympathisch. Im Gegensatz zu Professor Summerlee, der wie ein verknöcherter Gelehrter wirkt, der es nur allzu sehr bedauert, hinter seinem Schreibtisch hervorgekrochen zu sein. Ned Malone ist vielleicht die bemitleidenswerteste Person des ganzen Ensembles, schließlich ist er nur bei der Expedition dabei, um einer Frau zu imponieren. Allerdings trifft dies den Geist der damaligen Zeit und passt so gut in die Geschichte und trägt dazu bei, einen sehr atmosphärischen Comic zu gestalten. Die Gedankenwelt der damaligen Menschen wird also ebenso gut abgebildet, wie das Abenteuer selbst.

Diese alten Deppen aus dem Institut sind nicht nur klapprig, sondern auch humorlos.

Fabrizio Faina und Mauro Salvatori gestalten die Geschichte ebenso visuell spannend. Das erste Auftauchen eines Pterodaktylus ist beeindruckend und überraschend. Die anderen Dinosaurierarten und Riesenskorpione oder Riesenzecken stellen sie ebenso perfekt dar. Sie wirken nicht fehl am Platz, sondern vollkommen natürlich auf dem Plateau, auf dem sich die Expedition befindet. Die Farbgebung trifft zudem immer die Stimmung der Szene und lässt die Zeichnungen entsprechend wirken. So gut sie ist, wirken die sepiafarbig gehaltenen Bilder, die auf den ersten Seiten zu sehen sind, noch ein Stückchen besser, da sie den Leser noch besser in der Zeit zurückversetzen. Somit ist die gesamte Gestaltung des Bandes graphisch wunderbar und unterstützt die Geschichte. Selbst das Coverbild ist perfekt gewählt, um auf Vergessene Welt einzustimmen.


Fazit

Nach Band eins ist ebenfalls der zweite Band ein Lesegenuss. Christophe Bec und seine Mitstreiter verbeugen sich vor Sir Arthur Conan Doyle und erzählen seine Geschichte erfrischend und spannend, ohne daran herumzufuhrwerken. Sie belassen sie sowohl sprachlich als auch vom Hintergrund her in der Zeit seiner Entstehung, was eine unheimlich gute Entscheidung ist.


Pro & Contra

+ jede Menge Dinosaurier und andere Monster
+ keine künstliche Dramatik
+ Professor Challenger

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Christophe Bec:

Rezension zu Prometheus Bd.1 - Atlantis
Rezension zu Prometheus Bd.2 - Blue Beam Project
Rezension zu Finsternis Bd.1 – Ioen
Rezension zu Vergessene Welt Bd.1