Verlag: Panini; (Juli 2016)
Gebundene Ausgabe: 68 Seiten; 14,99 €
ISBN-13: 978-3957988195
Genre: Western/ Krimi
Klappentext
Die Suche nach den Mördern seiner Frau und seiner Tochter treibt Matthew Montgomery in die tiefsten Tiefen des Wilden Westens. Dort, in den Weiten der Prärie, wo mit dem Ende der Eisenbahnstrecke auch jegliche Zivilisation zu enden scheint, das Gesetz des Stärkeren gilt und mit Fäusten und Pistolen durchgesetzt wird, trifft er schließlich auf den Mann, der sein Leben zerstört hat. Doch sich an ihm rächen zu können, erweist sich als viel schwieriger als Matthew Montgomery dachte, und er muss feststellen, dass seine eigene Auffassung von Recht, Gerechtigkeit und Moral hier vielleicht keinen Bestand mehr hat.
Das Finale des zweiteiligen Krimis aus dem Wilden Westen des jungen Amerikas.
Rezension
Matt Montgomery hat Jason Cauldray gefunden und versucht nun so viel wie möglich über ihn herauszufinden. Das gestaltet sich erstaunlich leicht, pflegt dieser eine Art Personenkult um sich. So wird Montgomery schnell klar, dass Cauldray niemand ist, der sich menschlichen Gesetzen verpflichtet fühlt. Abgeschirmt und beschützt von seinen Männern, regiert er das kleine Nest, in dem die Eisenbahnarbeiter leben. Montgomery sucht einen Weg an ihn heranzukommen und bekommt dabei unerwartete Hilfe, in Gestalt der Indianerin Wakita. Die bringt Montgomerys Kampf gegen Cauldray erst richtig ins Rollen und zwingt ihn zum Handeln. Im Angesicht zu Angesicht mit Cauldray muss Montgomery feststellen, dass etwas ganz anderes hinter dem Mord an seiner Frau und seiner Tochter steckt, als er gedacht hat.
Die Eisenbahn und ihr Bau war bereits häufig Thema in Filmen und Serien. Am berühmtesten ist wohl die Thematik in Spiel mir das Lied vom Tod umgesetzt worden. Und Marini und Desberg scheinen im Italo-Western ihre Inspiration für Der Stern der Wüste gefunden zu haben. Ihre Charaktere sind genauso dreckig und innerlich und äußerlich verderbt. Der Begriff Hell on Wheels ist in ihrem Comic mehr als zutreffend. Und zwar gleich in mehreren Formen. Die Indianerinnen die in Cauldrays Bordellen zu Leiden haben, haben dort ihre Hölle gefunden, genauso wie Montgomery, der die Mörder seiner Familie trifft, als auch Cauldray. Dies hört sich auf den ersten Blick seltsam an, ist jedoch durchaus zutreffend. Jason Cauldray ist nicht nur kaltblütig und brutal, sondern trägt praktisch auch eine romantische Seite in sich, die die Natur verehrt und jegliche Art von Zivilisation ablehnt. Trotzdem hat er vor, von ihr zu profitieren, um sich anderswo ein Reich nach seinen Vorstellungen aufzubauen. Sein Charakter ist vielschichtig und zwiespältig angelegt. Die Rückblicke in seine Vergangenheit definieren ihn und erklären sein Verhalten. Matt Montgomery hingegen ist ziemlich geradlinig charakterisiert. Er ist ein Mann auf der Suche - nach den Mördern seiner Familie und einem Sinn in seinem Leben, welches er bisher als Beamter in Washington gelangweilt geführt hat. Am Ende kann ihn dafür dann die Erkenntnis nicht brechen, welche Rolle er selbst in der ganzen Geschichte gespielt hat. Desberg bettet seine Charaktere in eine eher realistische Beschreibung des Westens ein und erzeugt viel Spannung, in dem er die Verhältnisse in den Eisenbahnerorten zeigt, die damals überall dort sprossen, wo die Schienen hinkamen. Bei Der Stern der Wüste wird klar, wie hart die Verhältnisse waren und welche Konsequenzen der Fortschritt mit sich brachte. Charaktere und Handlung führt er zu einer atmosphärisch dichten Geschichte zusammen, in der Gut und Böse nicht so leicht auseinander zu halten sind. Damit bekommt der Leser den Eindruck eine wahre Legende des Westens zu lesen. Befeuert wird dieser Eindruck durch den Bonusteil.
Marini löst seine Aufgabe erneut mit Bravour. In düsteren und eindringlichen Bildern illustriert er die Geschichte und schafft es Gefühle und Gedanken zu visualisieren. Die ausbrechende Gewalt ist blutig und roh, jedoch nie plakativ. Marini arbeitet mit verschiedenen Perspektiven und Stimmungen, die durch die Farbgebung verstärkt werden. Erst am Ende werden seine Bilder heller und damit optimistischer. Bis dahin gilt, der Westen ist dreckig und brutal, genau das spiegelt sich in Marinis Bildern.
Das Bonusmaterial ist umfangreich und vor allem informativ. Desberg und Marini beschreiben, wie sie auf die Idee zu Der Stern der Wüste kamen, welche Inspirationsquellen sie dafür hatten und welche Absichten sie mit der Geschichte verfolgten. Besonders interessant ist dabei, dass ihr Protagonist Matt Montgomery auf einem realen Vorbild basiert.
Fazit
Der Stern der Wüste ist ein hervorragender Rachethriller, der die Härte und die Grausamkeit des Westens zeigt und mit Matt Montgomery einen Protagonisten besitzt, der zu allem bereit ist, um seinen inneren Frieden zu finden.
Pro & Contra
+ großartige Bilder von Marini
+ Cauldray ist ein vielschichtigerer Antagonist als erwartet
+ überraschender Grund für den Tod von Montgomerys Familie.
Bewertung:
Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
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