Oink (John Mueller)

Verlag: Splitter-Verlag; (August 2015)
Gebundene Ausgabe: 120 Seiten; 19,80 €
ISBN-13: 978-3958391567

Genre: Dystopie


Willkommen im Schlachthaus!

In einer düsteren Zukunft arbeitet eine Sklavenrasse aus Schweinemenschen für ihre grausamen Herren. In furchterregenden Schlachthäusern züchten sie unter der Aufsicht gesichtsloser Wärter Nahrung für die Menschen, die an einem Ort namens Himmel leben – außerhalb der Schlachthäuser. Doch dann geschieht etwas Ungeheuerliches: Einige der Schweinemenschen lernen das Denken. Und wer denkt, stellt Fragen. Und wer Fragen stellt, sucht nach Antworten. Schließlich rebelliert Oink gegen seine Sklavenmeister und macht sich auf, Himmel zu zerstören...

John Mueller hat seine wuchtige Dystopie aus dem Jahre 1995 für diese Neuausgabe vollständig überarbeitet und ergänzt. Ein Meisterwerk der Comic-Literatur, eine Geschichte über Monster, Menschen und die Suche nach der Wahrheit


Rezension

Irgendwann in der Zukunft: In einem totalitären System werden Mensch-Schweine-Hybriden in Schlachthäusern gezwungen Schweine zu züchten und zu schlachten. Die Fabriken dürfen sie nicht verlassen und sie werden strengstens von Menschen bewacht. Den Himmel genannten Ort dürfen sie erst recht nicht betreten. In einem dieser Schlachthäuser wächst Oink auf. Und entgegen der Gesetze fängt er an Fragen zu stellen und selbstständig zu denken. Als dann einer der Schweinemenschen es wagt, gegen die Menschen aufzubegehren und dafür aufs fürchterlichste bestraft wird, ist das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Oink bricht aus und setzt alles daran der Herrschaft der Menschen ein Ende zu setzen und den Himmel zu stürzen.

Die Wut, die in John Mueller geherrscht haben muss, ist auf jeder Seite von Oink zu spüren. Anfang der 90er Jahre schuf er diese Miniserie, die eine rabenschwarze Dystopie präsentiert. In ihrer Art und ihren Grundzügen erinnert sie an George Orwells 1984 oder Die Farm der Tiere, ist aber selbstständig genug, um sich nicht mit ihnen messen zu müssen. Der Staat und die Gesellschaft in Oink sind verkommen und pervertiert. Auf dem Rücken der Schwachen leben die Reichen und so wird ein System aufrechterhalten, welches kein Anzeichen von Menschlichkeit mehr zeigt. Die Zukunft sieht also düster und dreckig bei Mueller aus und die Lösung, um etwas ins Lot zu bringen, ist mit Oink jemand, der sich nach Freiheit sehnt, sie aber wohl nur für andere erstreiten kann. John Mueller erzählt eine Allegorie, in der man sich als Leser leicht wiederfinden kann. Gesellschafts- und Sozialkritik sind also ein wichtiger Teil Oinks. Und diese Kritik haut John Mueller auf effektvollste Art und Weise dem Leser um die Ohren. Sein Oink ist nicht subtil, er hat keinen ausgefeilten Plan. Sein Zorn treibt ihn an und die Geschichte wird dadurch in hohem Tempo erzählt und bietet seltsame Gestalten auf die Oink fast schlaglichtartig trifft, nur um gleich weiter zu eilen. Trotzdem gelingt es John Mueller die Charaktere ausreichend zu zeichnen, um Emotionen zu wecken. Oink ist dabei am sympathischsten, obwohl er eine Naturgewalt ist, die scheinbar durch nichts zu stoppen ist. Oink ist ein wütendes Werk, welches heute durchaus Relevanz hat.

Seine Wucht bezieht diese Dystopie vor allem aus John Muellers Zeichnungen, die kraftvoll und martialisch daher kommen. In ihrer Deutlichkeit springen sie den Leser direkt an und ziehen ihn hinein in all den Dreck und Schmutz der Welt, in der Oink leben muss. Wie ein Beserker wütet Oink und so manche heroische Pose wird für ihn von John Mueller gefunden, mit denen er ihn jedoch nicht verklärt. Denn trotz der Posen wird durch die kompromisslos, blutig dargestellte Gewalt klar, dass Oink kein sauberer Held ist. Er will Rache und Freiheit und dafür findet Mueller mächtige Bilder, die detailreich und einfach brillant sind. In ihnen ist eine ungeheure Wut zu spüren und die teilweise sehr gefühlvolle Kolorierung steht im harten Kontrast zum Inhalt.

Abgerundet wird Oink durch ein Skizzenbuch von John Mueller und eine Pin-Up-Galerie in der weitere Künstler ihre Sicht auf Oink in einem Bild zusammenfassen.


Fazit

Oink ist ein wütendes Werk, dass auf den ein oder anderen wie ein Schlag in die Magengrube wirken wird. Brutal, deutlich und kompromisslos erzählt John Mueller seine Geschichte und bebildert sie mit brillanten Zeichnungen.


Pro & Contra

+ dreckige Dystopie
+ passende, hochwertige Zeichnungen
+ schnell und hart

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5