Das Schloss in den Sternen – 1869: Die Eroberung des Weltraums Buch I (Alex Alice)

Verlag: Splitter-Verlag; ( Mai 2015)
Gebundene Ausgabe: 72 Seiten; 15,80 €
ISBN-13: 978-3958390706

Genre: Alternativwelt/ Science Fiction


Klappentext

Im 19.Jhd. verschieben unerschrockene Forscher ohne Unterlass die Grenzen des Unbekannten. Süchtig nach neuen Entdeckungen richten sie ihren Blick auf die Sterne...

1869: Die Eroberung des Weltraums beginnt!


Rezension

Frankreich 1868. Der Junge Seraphin beobachtet gemeinsam mit seinem Vater Archibald Dulac, wie seine Mutter zu dem vielleicht größten Experiment ihres Lebens aufbricht. Mit Hilfe eines Ballons will sie auf über 11000 Meter steigen und dort den Nachweis führen, dass der Äther existiert und diese physikalische Theorie richtig ist. Und ihr gelingt das Unfassbare, sie stößt auf die Ätherwand, verschwindet jedoch spurlos. Ein Jahr später erhalten Seraphin und sein Vater einen ominösen Brief aus Bayern, in dem ihnen mitgeteilt wird, dass der Absender das Logbuch von Claire Dulac gefunden und in diesem Zusammenhang einen Auftrag für den Professor habe. Zugfahrkarten liegen dem Brief bei und das Treffen soll bereits am nächsten Tag in Bayern auf Schwanstein stattfinden. Jedoch stellt sich bald heraus, dass die Preußen, vor allem Bismarck etwas gegen König Ludwigs Pläne zum Bau eines Ätherschiffes haben und es wird für Seraphin, den Professor, König Ludwig und ihre Freunde bald gefährlich, bis sich die Lage am 11. März 1870 zum Start des Ätherschiffes zuspitzt.


Jules Vernes Technik- und Abenteuervisionen treffen auf Wissenschaftsoptimismus und auf den legendären Märchenkönig Ludwig II. von Bayern, sowie die Atmosphäre aus einem Anime Myazakis, wie Das Schloss im Himmel oder Prinzessin Mononoke. Wenn man Das Schloss in den Sternen mit nur einem Satz beschreiben wollte, so wäre dies wohl dir kürzestmögliche Version. Alex Alice, Autor von Siegfried, geht für seine neueste Geschichte gar nicht mal so weit zurück und präsentiert trotzdem eine phantastische, fremdartige Welt, die gerade einmal 150 Jahre entfernt ist. Für Das Schloss in den Sternen reaktiviert er die Idee des Äthers, der tatsächlich einmal eine physikalische Theorie war, bevor sie widerlegt werden konnte. Diese Theorie greift er auf, um eine wahrhaft traumhafte Geschichte zu erzählen, an der teilzunehmen der Märchenkönig gewiss nicht abgeneigt gewesen wäre. Denn auch wenn er als verrückt galt, war Ludwig II. im Bereich der Technik durchaus ein Visionär und so fügt er sich hervorragend in die Geschichte ein. Als Initiator des phantastischen Projektes den Weltraum mit Hilfe einer Äthermaschine zu erobern, ist er einfach die passende Besetzung. In seiner Getriebenheit und seiner Abgewandheit zur Welt ist er genau die Person, die eine solche Entwicklung wohl forciert hätte. Alex Alice erzählt also eine Alternativweltgeschichte in seiner eigenen Version der Wissenschaften. Und dies tut er mit einer ungeheuren Vorstellungskraft und Wärme. Seine Figuren sind liebenswert und haben Charakter. Die Geschichte ist spannend, aber nicht brutal. Es ist mehr ein Ausflug in eine längst vergangene Epoche mit einem wehmütigen Blick in den Augen. Alex Alices Vorbilder wie Jules Verne und Miyazaki schimmern immer durch. Das Schloss in den Sternen wird dadurch zu einem Comic für alle Altersklassen und wird mit Sicherheit auch Nicht-Comicleser begeistern können, da die Geschichte einfach zu stark und zu traumhaft ist, um sie ignorieren zu können.

Seine Zeichnungen hat Alex Alice seinem Thema und seinen Vorbildern angepasst. Vor allem Hans fällt hier auf, der eindeutig einem Manga entsprungen sein könnte, mit seinem Mund, der von Ohr zu Ohr reicht. Er ist aber auch gleichzeitig die einzige Figur, die derartig wirkt. Der Rest orientiert sich eher an der westlichen Zeichentraditionen, allerdings mit Einflüssen des Manga. Aber keine Sorge, wer Mangas nicht mag, wird hier nicht vor den Kopf gestoßen. Alex Alice hat wunderschöne Bilder in seinem Repertoire. Er präsentiert außergewöhnliche Maschinen und prachtvolle Bauten. Wobei Neuschwanstein natürlich eine perfekte Vorlage liefert. Die Bleistiftzeichnungen wurden direkt koloriert und besitzen so ebenso etwas traumhaftes und warmes. Die Farben sind hell und leicht verliert sich der Leser im Prunk des Schlosses und der Leichtigkeit des Labors oder der Schwanstern. Besser kann eine solche Geschichte einfach nicht illustriert werden.

Mit wieviel Liebe zum Detail Alex Alice bei Das Schloss in den Sternen vorgegangen ist, zeigt das Bonusmaterial und das Interview mit ihm auf den letzten Seiten. Ebenso die Danksagung auf den ersten Seiten. Alex Alice hat hier insgesamt etwas ganz besonderes geschaffen.

Nicht unerwähnt soll auch das Cover bleiben, welches perfekt einstimmt, mit goldener Farbe aufgetragene Verzierungen besitzt und das Gefühl gibt ein in Leinen eingeschlagenes Buch in den Händen zu halten.


Fazit

Das Schloss in den Sternen ist wie ein Traum einer fernen Vergangenheit und entführt den Leser in eine phantasievolle Welt, von der man wünscht, dass sie nicht so fern wäre. Alex Alice hat erneut einen außergewöhnlichen Comic für alle geschaffen.


Pro & Contra

+ Ludwig II. und Sissi
+ traumhaft
+ sehr schöne Zeichnungen
+ für Leser jeden Alters

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Alex Alice:

Rezension zu Siegfried
Rezension zu Siegfried – Die Walküre
Rezension zu Siegfried – Götterdämmerung
Rezension zu Das Schloss in den Sternen Bd.2
Rezension zu Das Schloss in den Sternen Bd.3
Literatopia-Links zu Titeln zu Das Dritte Testament:

Rezension zu Das Dritte Testament: Julius - Band 1
Rezension zu Das Dritte Testament: Julius - Band 2
Rezension zu Das Dritte Testament Bd.1 - Markus
Rezension zu Das Dritte Testament Bd.2 - Matthäus
Rezension zu Das Dritte Testament Bd.3 - Lukas
Rezension zu Das Dritte Testament Bd.4 - Johannes

Literatopia-Links zu weiteren Titeln aus der Welt von Das Schloss in den Sternen:

Rezension zu Die Chimären der Venus Bd.1