Die eiserne Krone (Christoph Hardebusch)

Rowohlt (Juli 2015)
Klappenbroschur
495 Seiten, 16,95 EUR
ISBN: 978-3-8052-5065-8

Genre: Historischer Roman


Klappentext

Konstantinopel im Jahr 1453. Die Osmanen greifen die „Stadt der Städte“ an. Lukas, den jungen Bastard des Ritters von Eschwege, hat ein bitteres Schicksal in ihre Mauern verschlagen, wo er mehr schlecht als recht als Söldling überlebt. Durch Zufall erfährt er von einer gefährlichen Verschwörung – und plötzlich liegen die Geschicke der Welt in seiner Hand…


Rezension

Nach dem Tod seines Vaters ist der junge Ritter Lukas bei seinem Halbbruder nicht mehr willkommen. Er macht sich auf die gefährliche Reise ins Heilige Land, um einen Beweis für seine Familienzugehörigkeit zu finden. Doch er kommt nicht weit, bevor er in die Hände von Sklavenhändlern fällt. Nach elenden Monaten als Galeerensklave erweist sich ein zerstörerischer Sturm als seine Rettung: Lukas rettet dem osmanischen Händler Selim das Leben. Aus Dankbarkeit erwirkt dieser seine Freilassung und verschafft ihm eine Anstellung bei Symeon Hyakos, einem Handelspartner in Konstantinopel.

Rasch lernt Lukas Griechisch und meistert seine Aufgaben als Bote, Leibwächter und Übersetzer mit Bravour. Er ist von Konstantinopel, der Stadt, in der das Erbe des oströmischen Reiches auf Einflüsse des lateinischen Christentums und der arabischen Welt trifft, fasziniert. Doch bald mehren sich die Gerüchte, dass Mehmed, der ehrgeizige junge Sultan des osmanischen Reiches, eine Invasion plant. Kurze Kapitel aus der Sicht verschiedener Figuren am Hof des Osmanenherrschers bestätigen dies und machen die Gefahr, in der die Stadt schwebt, nur zu deutlich.

Schließlich kommt es zur Belagerung. Lukas kämpft an vorderster Front für die Verteidigung der Stadt, wird aber auch durch eine Serie von (teilweise etwas unwahrscheinlichen) Zufällen mit Figuren zusammengeführt, die Überraschendes über seine Herkunft enthüllen und ihre ganz eigenen Pläne haben.

Lukas tut sich als Kämpfer und Unterhändler hervor. Insgesamt ist der mutige, loyale und bescheidene Ritter eine fast schon zu positive Figur. Die verbotene Liebe zu der schönen, gebildeten Alexia, der Tochter Symeon Hyakos‘, ist der einzige „Fehltritt“, den er sich erlaubt. Vielleicht hätte es dem Buch gutgetan, wenn es auch auf osmanischer Seite statt vieler, wechselnder Perspektiven die einer einzigen Figur mit ähnlich hohen Sympathiewerten wie Lukas gegeben hätte. So erfährt man zwar genug, um die Bedrohung durch Mehmed und sein Heer ernst zu nehmen, aber der Einblick in die Lebenswelt der Osmanen bleibt ein wenig oberflächlich.

Trotzdem ist das Buch spannend, gut recherchiert und liest sich rasch und unterhaltsam. Mit der Wahl seines Schauplatzes hat Christoph Hardebusch eine gute Entscheidung getroffen und schafft es, den Leser mit seinen farbenprächtigen Beschreibungen der geschichtsträchtigen Metropole in seinen Bann zu ziehen.


Fazit

Christoph Hardebusch siedelt „Die Eiserne Krone“ im Konstantinopel des ausgehenden Mittelalters während einer dramatischen Konfrontation zweier Welten an. Gut recherchierte Details, ein sympathischer Protagonist und eine spannende Handlung lassen über kleine Schwächen hinwegsehen.


Pro und Contra

+ Konstantinopel als gut gewählter und atmosphärisch beschriebener Schauplatz
+ Lukas als absoluter Sympathieträger
+ bedrohliche Atmosphäre lange vor der eigentlichen Invasion

- Lukas vielleicht ein bisschen zu undifferenziert gut
- Figuren werden durch unwahrscheinliche Zufälle zusammengeführt
- tieferer Einblick in die osmanische Welt wäre schön gewesen

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3/5

 

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