Verlag: Splitter-Verlag; (August 2016)
Gebundene Ausgabe: 96 Seiten;
ISBN-13: 978-3958393073
Genre: Abenteuer
Klappentext
Hans Stalhoffer, ein heruntergekommener Ex-Waffenmeister, bekommt überraschend Besuch: sein alter Freund bei Hofe, der ehemalige königliche Leibarzt, wird als protestantischer Ketzer verfolgt und bittet darum, ihn selbst und ein brisantes Manuskript außer Landes zu schmuggeln. Ihm auf den Fersen sind die Schergen des katholischen Klerus, angeführt von Stalhoffers damaligem Duellgegner, der mit dem alten Haudegen noch eine Rechnung offen hat. Eine mörderische Menschenjagd durch das verschneite Hochgebirge beginnt...
Rezension
Das Jahr 1531. Hans Stalhoffer, Waffenmeister König Franz I., muss in einem Duell mit Graf Maleztraza beweisen, dass er auch weiterhin würdig ist, den König am Schwert auszubilden. Der Kampf geht unentschieden aus und trotzdem zieht er sich zurück, nachdem Maleztraza auf Wunsch des Königs mit einem Rapier gegen sein Schwert antritt. Vier Jahre später ist Stalhoffer tief gefallen und treibt für einen Dorfpfarrer den Zehnten ein. Der Alkohol scheint ihn im Griff zu haben. Da besucht ihn sein alter Freund Gauvin zusammen mit seinem Lehrling Casper. Gauvin ist auf der Flucht, denn er hat die Bibel auf Französisch übersetzt und dementsprechend gilt er als Ketzer. Seine Hoffnung ist es, in Genf die Bibel drucken zu lassen und dass ihn Stalhoffer dorthin begleitet. Der ist zunächst nicht davon begeistert, entschließt sich dann aber doch noch, seinen Freund zu schützen. Der Weg ist lang und plötzlich ist nicht nur der neue Waffenmeister Maleztraza im Auftrag der Sorbonne hinter ihnen her, sondern auch Thimoleon.
Xavier Dorison geht mit Der Waffenmeister zurück in die Zeit der Reformation und nutzt den Konflikt zwischen Katholiken und Hugenotten, um eine spannende und konfliktreiche Geschichte zu erzählen, die ihre Charaktere ernst nimmt und in den Mittelpunkt stellt. Seine Hauptperson ist Hans Stalhoffer und wer sich auch nur ein bisschen für das Thema Waffenmeister und Historik interessiert, der wird bei diesem Namen, ebenso wie bei dem seines Lehrers Lichtenhauers hellhörig. Denn es dürfte kein Zufall sein, dass diese beiden Namen an reale Vorbilder erinnern. Hans Talhoffer und Johannes Liechtenauer sind zwei der bekanntesten Fechtmeister des Mittelalters, die Schriften zum Thema bewaffneter und waffenloser Kampf verfasst haben und für die das Kämpfen mit dem Schwert mehr war, als einfach nur zu töten. Ihre Schriften werden seit einiger Zeit wieder genutzt, um den Umgang mit so traditionellen Waffen wie dem Schwert zu erlernen.
Und auch ansonsten gibt es Parallelen zu diesen beiden wichtigen historischen Persönlichkeiten, denn Hans Stalhoffer glaubt ebenso daran, dass das Schwert mehr ist, als ein Mordinstrument. Es steht für ihn für eine Zeit und eine Ehre, die nun durch das Rapier bedroht ist. Das Schwert war eine Waffe, die Arbeit erforderte, um sie zu beherrschen. Nur wenige konnten an ihm ausgebildet werden, man musste es sich verdienen und nur Ritter trugen es und konnten wirklich mit ihm umgehen. Das Rapier hingegen ist die Waffe eines Kaufmannes. Ein Lehrmeister ist nicht nötig, ein Buch mit Zeichnungen reicht. Und so ist es möglich innerhalb kürzester Zeit eine billige Armee auszuheben, die leicht wieder aufzufüllen ist. Ein Gedanke, der Hans Stalhoffer missfallen muss. Sein Wertesystem scheint zu zerfallen und dies hat seine Entsprechung in der Welt durch die Reformation. Sein Freund Gauvin ist so gesehen eine Gefahr für die bestehende Ordnung, in dem er die Bibel übersetzt und drucken lassen will. Dies ist eigentlich ein Konflikt aus dem sich Stalhoffer heraushalten will, aber nicht kann. Er steht seinem Freund bei, weil er Hilfe braucht und weil er weiß, dass er sich Maleztraza stellen muss. Beide auftauchenden Konflikte, sowohl der um die Vorherrschaft des Schwertes als auch der katholischen Kirche, finden ihre Verkörperung in Maleztraza und so kämpft Stalhoffer gleichzeitig auf zwei Ebenen gegen ihn. Diese Fehde hat Xavier Dorison, wie von ihm gewohnt, gekonnt geschrieben. Die Hatz durch die verschneiten Berge ist spannend und bietet immer wieder neue Reize. Er führt vielschichtige Charaktere auf beiden Seiten ein und gestaltet sie gelungen aus. So entsteht ein komplexes Bild und die Geschichte gewinnt durch jeden einzelnen, der in die Handlung involviert wird, überflüssig ist kein Charakter. Damit schafft er eine fast klassische Abenteuergeschichte, die auf eine lange Tradition solcherart Geschichten verweisen kann, z.B. wäre der Film Yukon mit Charles Bronson hier zu nennen.
Für die Zeichnungen war Joel Parnotte zuständig und er fängt das Geschehen in rauen und detaillierten Bildern ein. Die Natur wird zu einem eigenen Charakter, der Stalhoffers Reise zu einer Tortur werden lässt. Regen, Schnee und Eis werfen sich ihm entgegen und erscheinen gefährlicher als seine Verfolger, die bereits von ihrem Aussehen her hart und verhärmt dargestellt sind. Gleichzeitig verleiht Parnotte ihnen eine gewisse innere Verletzlichkeit, die sie so zu Menschen werden lässt. Die Gefechte gestaltet er spannend und mit dem nötigen Blut.
Fazit
Ohne Pathos erzählen Xavier Dorison und Joel Parnotte eine Geschichte über Mut, Loyalität, Ehre und darüber, das zu tun, was richtig ist. Der Waffenmeister ist ein fesselndes Abenteuer in der unwirtlichen Bergwelt, in der alle Hoffnung vergebens zu sein scheint und doch gefunden werden kann.
Pro & Contra
+ historische Persönlichkeiten dienten wahrscheinlich als Vorbilder
+ spannend durch die Inszenierung der Bergwelt
+ Konflikte auf mehreren Ebenen
+ interessante Charaktere
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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