Lucifer Bd.1 – Mein Wille geschehe ( Holly Black, Lee Garbett, Stephanie Hans)

Verlag: Panini; (Oktober 2016)
Softcover: 144 Seiten; 16,99 €
ISBN-13: 978-3957989444

Genre: Krimi/ Mystery


Klappentext

Gott ist tot!

Aber wer hat ihn umgebracht?
Gabriel, ein gefallener, alkoholsüchtiger Engel, wird mit der Aufklärung des Mordes an IHM beauftragt – dafür sollen ihm all seine Sünden vergeben werden. Und er hat auch gleich einen Verdacht: Wer, wenn nicht der Teufel selbst, hätte Interesse daran, Gott umzubringen? Lucifer hat zwar auch eine mysteriöse Verletzung, bestreitet die Tat aber. Und so machen sich die ungleichen Brüder auf, um den Fall zu untersuchen.

Der Antiheld aus SANDMAN, dem Mike Carey bereits eine eigene Serie gewidmet hat, ist wieder da!


Rezension

Gott wird ermordet. Metatron ist derjenige, der diese Tatsache entdeckt und ihm ist schnell klar, dass niemand außer den Erzengeln davon erfahren darf und der Täter schnell gefunden werden muss. Nur kann ein Erzengel diese Aufgabe nicht erledigen, da ansonsten zu viele Fragen gestellt werden würden. Also engagiert er hierfür Gabriel, der als gefallener Engel, sein Dasein als Säufer auf der Erde fristet. Findet er den Schuldigen, wird ihm alles vergeben und er darf zurück in den Himmel. Sein erster Verdacht führt ihn logischerweise zu Lucifer, der jedoch bestreitet alles und macht ihm das Angebot zu helfen, da niemand außer ihm Gott töten dürfe. Das ungleiche Paar macht sich auf die Suche und begegnet Dämonen, Mazikeen und einem Waisenmädchen, welches entscheidend zur Aufklärung und einem überraschenden Ende beitragen kann.

„Die Graphic Novel-Vorlage, die zur Tv-Serie inspiriert hat!“ prangt groß auf dem Cover von Lucifer – Mein Wille geschehe und das ist gut so, ansonsten könnte so mancher Serienfan schwer enttäuscht sein. Denn Lucifer ist eben keine genaue Umsetzung der Comicvorlage, sondern bedient sich nur verschiedener Elemente von ihr. Diese sind im Comic aber teilweise ganz anders umgesetzt. Mazikeen ist z.B. nicht seine Leibwächterin, sondern Lucifers Nachfolgerin auf dem Höllenthron. Gleich ist hingegen, dass Lucifer seinen Posten als Herrscher der Hölle freiwillig aufgegeben hat und nun eine Bar, das Ex Lux, führt. Die Geschichte an sich unterscheidet sich dann aber grundsätzlich von der der TV-Serie. Er arbeitet nicht mit einer Ermittlerin des LAPD zusammen, sondern muss mit einem seiner Brüder den vielleicht größten Mordfall überhaupt lösen: den an Gott.
Holly Black hat Mein Wille geschehe geschrieben und dabei mehr als gute Arbeit geleistet. Der Ausgangspunkt klingt simpel und die Auflösung scheint auf der Hand zu liegen. Aber so einfach macht sie es Lucifer und dem Leser nicht. Sie bedient sich reichlich bei der Mythologie und verknüpft viele Dinge miteinander, so dass ein spannender Krimi entstehen kann, der einen jenseits des Hintergrundes zu fesseln weiß. Es geht um Gier, aber auch um die Beziehung zwischen Brüdern und Vätern und Söhnen. Diese Themen baut sie in ihre Geschichte ein, lässt sie aber nicht zu dominant werden, sondern benutzt sie wohl dosiert, um die Aufklärung des Mordes an Gott zu erzählen. Zwei unterschiedliche Erzählstränge werden von ihr eingeführt, die zwar zunächst lose miteinander etwas zu tun haben, da das Waisenmädchen Medjine Umgang mit einem Dämon hat, aber erst am Ende werden beide zusammengeführt und sind entscheidend in der Aufklärung. Allerdings gibt es dann kein endgültiges Ende, sondern nur ein zeitweiliges, welches noch weiterer Aufklärung bedarf und zu einer weitreichenden Entscheidung Gabriels führt. Die Charaktere sind alle solide und so, wie man sie sich vorstellt oder aus anderen Darstellungen kennt, speziell Lucifer wurde in der TV-Serie recht gut umgesetzt.

Lee Garbetts Zeichnungen sind zweckmäßig. Sie sind weder besonders gut noch besonders schlecht, sondern einfach nur solide. Hin und wieder gibt es vereinzelt graphisch interessante Stellen, in denen er mit der Perspektive spielt, ansonsten sind seine Bilder aber relativ glanzlos. Sie helfen die Geschichte zu erzählen, setzen darüber hinaus aber keine Akzente.

Ganz anders Stephanie Hans. Diese durfte die enthaltene Bonusgeschichte über einen Jungen, der mit seiner Freundin in ihre Heimatstadt fährt, illustrieren. Das besondere an der Stadt ist, dass die Bewohner alle Satanisten sind und unweigerlich hat der Leser Angst um Takehiko. Ihre Bilder sind toll anzusehen und sie hat ein vorzügliches Gespür für Stimmungen und was sie verlangen. Ihre Farbgebung ist im Zusammenhang mit ihren Zeichnungen einfach ideal. Was Lee Garbett zu wenig an zeichnerischem Können zeigt, holt sie auf ihren wenigen Seiten nach und veranschaulicht, was in der Welt Lucifers graphisch möglich ist, wenn man zu Experimenten bereit ist.


Fazit

Lucifer – Mein Wille geschehe ist ein sehr gut geschriebener Krimi mit Mysteryelementen, die der Geschichte zusätzlich Würze verleihen. Der Band ist unterhaltsam und kurzweilig und für Fans der TV-Serie auf jeden Fall lesenswert, wenn sich auch vieles unterscheidet. Jetzt bei der Fortsetzung Stephanie Hans den regulären Teil zeichnen lassen und Lucifer wird zu einem Toptitel.


Pro & Contra

+ Stephanie Hans hat ein sehr gutes Gespür für die Geschichte
+ zwei Handlungsstränge, die zusammengeführt werden
+ Ende überraschend

- Lee Garbett liefert nur durchschnittliche Arbeit ab

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5