Cross Cult (Oktober 2016)
Originaltitel: Lagoon
Übersetzerin: Claudia Kern
Klappenbroschur
410 Seiten, 18,00 EUR
ISBN: 978-3-86425-873-2
Genre: Science Fiction
Klappentext
Drei Fremde, jeder durch seine eigenen Probleme isoliert: Adaora, die Meeresbiologin. Anthony, der in ganz Afrika berühmte Rapper. Agu, der sorgengeplagte Soldat. Während sie über den Strand von Lagos, Nigerias legendärer Mega-City wandern, sind sie einsamer, als sie es jemals zuvor waren. Doch nachdem ein Meteorit in den Ozean stürzt und eine Flutwelle über sie hinwegströmt, finden sich diese drei Leute auf eine Weise miteinander verbunden wieder, die sie nie erwartet hätten. Sie treffen auf Ayodele, einen Besucher von jenseits der Sterne. Und plötzlich verändert sich die Welt – und sie sind die Schlüssel, die Verbindung zur Rettung allen Lebens.
Rezension
Als eine sonderbare Explosion Lagos erschüttert und der Meeresspiegel scheinbar unaufhaltsam zu steigen beginnt, sind die Bewohner der Stadt verwirrt und verängstigt. Bereits der Prolog – der, wie sich herausstellt, aus der Perspektive eines Schwertfischs geschrieben ist – offenbart, dass etwas Großes geschehen ist: Außerirdische sind in der Lagune von Lagos gelandet und ihre Macht, nicht nur selbst jede Gestalt anzunehmen, sondern auch alle Materie in ihrer Umgebung nach Belieben umzuformen, wird die Welt unwiderruflich verändern. Bald ist das Wasser der Lagune wieder rein von Umweltgiften – und wimmelt von den Seeungeheuern, in die sich gewöhnliche Fische verwandelt haben.
Die unglücklich verheiratete Adaora, der Soldat Agu, der vor den eigenen Leuten auf der Flucht ist, weil er eine Frau verteidigt hat, und der Rapper Anthony treffen sich durch Zufall am Strand und werden Zeugen, wie eine Frau aus dem Meer steigt: Ayodele, die Botschafterin der Aliens. Sie verkündet, sie seien in Frieden gekommen und wollten in Lagos ihre Heimat finden. Tatsächlich erscheinen sie und ihre Artgenossen nicht feindselig, aber dennoch löst ihr Erscheinen ein gewaltiges Chaos aus. Menschen greifen einander an, weil sie sich gegenseitig für Außerirdische halten, und wieder andere wollten die übernatürlichen Fähigkeiten Ayodeles für ihre eigenen Zwecke nutzen.
Zugleich bringt der von den Außerirdischen angestoßene Wandel auch noch andere Dinge ans Licht: Sie sind keineswegs die ersten phantastischen Wesen in Lagos. Allmählich offenbaren sich Meerjungfrauen und Yorubagötter, menschenfressende Straßen und geschichtenerzählende Spinnen. Und Agu, Anthony und Adaora, die gemeinsam für ein friedliches Miteinander von Menschen und Außerirdischen eintreten, erkennen, dass es keineswegs Zufall war, der sie an den Strand geführt hat: Sie alle drei sind mehr als gewöhnliche Menschen und werden all ihre besonderen Fähigkeiten brauchen, um in einem Lagos zu überleben, in dem plötzlich jeder gegen jeden kämpft. Und immer steht die Bedrohung im Raum, dass die Aliens zu dem Schluss kommen könnten, dass eine friedliche Koexistenz mit den Menschen unmöglich ist.
Nnedi Okorafor bringt viele originelle Ideen in ihre Geschichte ein und mischt Science Fiction mit Urban Fantasy, die sich unter anderem bei afrikanischer Mythologie bedient. Die Erzählperspektive wechselt häufig und so erlebt man das Geschehen aus der Sicht der verschiedensten Figuren. Lagosianer mit Hintergründen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten, kommen ebenso zu Wort wie Tiere und Gottheiten. Allein die Außerirdischen bleiben geheimnisvoll. „Lagune“ endet sehr offen und liest sich so wie der spannende Prolog zu einer viel größeren Geschichte. Ein großer Pluspunkt ist Okarafors Portrait Lagos‘: Sie zeichnet das farbenfrohe, mitunter beängstigende Bild einer lebendigen, chaotischen Stadt voller Gegensätze.
Fazit
„Lagune“ versetzt das traditionelle Motiv der Landung von Außerirdischen auf der Erde in die nigerianische Megacity Lagos und vermengt Science Fiction mit Urban-Fantasy-Elementen, die sich teilweise auf afrikanische Mythologie stützen. Das Resultat ist ein spannender, eigenwilliger und immer wieder überraschender Roman – und eines der wenigen Bücher, bei denen sich ein offenes Ende nicht unbefriedigend anfühlt.
Pro und Contra
+ Faszinierender Einblick in das Leben in Lagos
+ Originelle Geschöpfe
+ spannend und überraschend
+ sympathische Hauptfiguren
+ beeindruckendes Cover
o offenes Ende
- Außerirdische vielleicht zu mächtig
- Figuren sind zwar angenehm verschieden und teilweise sehr sympathisch, aber schreiben sich einem nicht wirklich durch ihre Persönlichkeit ins Gedächtnis
Wertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5
Rezension zu "Wer fürchtet den Tod"