#fbm16 - Die Phantastik lebt wieder auf? (20.10.2016)

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Liebe LeserInnen,

ich bin seit knapp zwei Stunden wieder daheim und ausnahmsweise noch nicht total erkältet, obwohl das Wetter genauso wie letztes Jahr war. Donnerstag, morgens um 9, Ankunft in Frankfurt, der Himmel grau, es regnet, es ist kalt. Welches Jahr haben wir nochmal? Das war doch 2015 - nein, sorry, 2016. Doch es kam mir vor, als wäre ich in der Zeit zurückgereist. Wobei wir dieses Mal wettertechnisch noch Glück im Unglück hatten. Während ich zur Messe gelaufen bin, hat es nur minimal genieselt und als wir zur Mittagspause (mit der legendären Pizza!) draußen waren, hat es so gut wie gar nicht geregnet. Kurze Zeit später hat es geschüttet und wir saßen wieder drin bei unseren Terminen.

buchmesse20164Zuerst statten wir Beltz & Gelberg einen Besuch ab und durften einen Blick auf das kommende Programm werfen. Dabei fiel uns sofort "Feuer und Feder" von Kathy MacMillan mit seinem wunderschönen Cover auf: Eine Geschichte über ein Sklavenmädchen, das Lesen und Schreiben lernt und damit zur Bedrohung für die Herrschenden wird. Außerdem wurde uns "Dark Horse" von Cecily von Ziegesar ans Herz gelegt, ein Jugendbuch über die Beziehung zwischen einem Mädchen und seinem Pferd, das auch mal eifersüchtig wird. Interessanterweise ist die Geschichte aus Sicht des Pferdes geschrieben. "Sophie im Narrenreich" von Verena Retrasch richtet sich eigentlich an jüngere Leser, soll aber mit einer sehr eigenen und süßen Fantasywelt aufwarten, die auch für ältere Leser spannend sein könnte. Mit "Strom auf der Tapete" erscheint ein verrückter Roadtrip aus den Federn von Claudia Kühn und Andrea Badey, der nur oberflächlich an "tschick" erinnern. 

Bei Rowohlt wird mit "Hardware" ein near-future-Roman von Jenny-Mai Nuyen erscheinen, allerdings erst im Sommer nächsten Jahres. Mit Insomnia von Jilliane Hoffman darf sich Jessica auf einen heißbegehrten Titel freuen, mich lassen Thriller eher kalt. Auch wenn sie blutig sind. Interessant fand ich allerdings "Das alte Böse" von Nicholas Seare - ein Roman über zwei 80-Jährige, die sich verlieben und schnell zusammenziehen. Der Mann hat eine kriminelle Vergangenheit und spielt ein falsches Spiel. Doch die Dame hat ebenfalls dunkle Geheimnisse ...

Zwischendurch trafen wir uns mit Henning Mützlitz, der uns seinen neuen historischen Roman "Lübecker Rache" vorstellte, welcher schon fest zur Rezension eingeplant ist. Wem "Im Schatten der Hanse" gefallen hat, wird auch mit der Fortsetzung zufrieden sein, zumindest klingt sie sehr spannend, auch wenn es keine Abenteuer auf See mehr geben wird. Danach schlenderten wir zum Papierzierer-Verlag, wo wir mit Henning noch ein wenig über die "Wächter der letzten Pforte" sprachen und anschließend ein wenig mit Verlagschef Schemajah Schuppmann (siehe unten) plauderten, der seinem Verlagsnamen alle Ehre macht. Die Bücher von den Papierverzierern sind einfach schön (auch inhaltlich)!

buchmesse20162Am Nachmittag schauten wir bei Fischer vorbei, wobei für mich nichts wirklich Spannendes dabei war. Allerdings hatte ich nur wenig Zeit, da ich gleich weiter zu Piper musste, unserer phantastischen Rettungsinsel auf der Frankfurter Buchmesse (mehr über Fischer könnt ihr in Jessicas Messebericht lesen). Piper hat im kommenden Programm wieder einige spannende Fantasy- und SF-Titel aufgefahren, darunter die Fortsetzungen von "Naris", "Sieben Heere" und den "Chroniken der Seelenfänger". Überraschenderweise wird mit "Schatten" auch ein Roman von Brandon Sanderson bei Piper erscheinen und wir haben erfahren, dass der Autor wohl in Leipzig lesen wird! Mit "Tote Helden" startet eine neue Reihe von Michael Peinkofer und Robert Corvus widmet sich in "Feuer der Leere" weiterhin der Science Fiction, die bei Piper auch wieder mit einem Klassiker vertreten sein wird: "Xeelee" von Stephen Baxter. Ein historisches Buch aus der Zukunft, das ein wenig an "Die letzten und die ersten Menschen" erinnert, aber viel weiter gefasst ist und damit auch Alienrassen einschließt. Für diese sind die Menschen nur eine unwichtige Randerscheinung in der Entwicklung des Universums. Der Spitzentitel im IVI-Programm lautet "Caraval" und stammt von der Debütautorin Stephanie Garber. Der Roman wird zeitgleich in vielen Ländern erscheinen und handelt von einem magischen Spiel namens Caraval, bei dem man einen Wunsch gewährt bekommen kann.

Mit dem Drachenmond-Verlag war ein weiterer deutscher Kleinverlag mit phantastischem Programm auf der Buchmesse vertreten, allerdings fanden wir leider keine Zeit für ein längeres Gespräch. Dennoch bleibt das Gefühl, dass die Kleinverlags-Phantastik zumindest ein wenig zurückkehrt auf das große Parkett in Frankfurt. Ebenso haben viele der großen Verlage neue Fantasy- und SF-Programme (man denke beispielsweise an Fischer TOR oder das neue Fantasyprogramm von Droemer Knaur). Lebt die Phantastik in Deutschland also wieder auf? Oder handelt es sich nur um ein Strohfeuer?

Ich bin zu müde, um diese Frage ausreichend zu beantworten. Ich denke, dass es wohl eher ein Strohfeuer ist, vor allem in der SF, allerdings beschert uns dieses einige sehr schöne Titel, die wir genießen sollten.

Müde Grüße von Euer

- Judith

 

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P.S.: Ich habe herausgefunden, wie die grinsenden Katzen-Kuscheltiere heißen, die an den Merchandising-Ständen angeboten werden: NemuneKos.