Die Feenjägerin – Das verbotene Königreich (Elizabeth May)

Heyne (Dezember 2016)
Originaltitel: „The Vanishing Throne“
Übersetzerin: Sonja Rebernik-Heidegger
Taschenbuch
480 Seiten, 14,99 EUR
ISBN: 978-453-31736-9

Genre: Fantasy


Klappentext

Edinburgh ist zerstört und Feenjägerin Aileana Kameron ist durch das magische Portal, das sie eigentlich für immer verschließen wollte, verschwunden. Nun ist sie in der düsteren Feenwelt gefangen und ihrem schlimmsten Feind ausgeliefert. Als sie Hilfe von unerwarteter Seite bekommt, kann sie zurück in die Welt der Menschen fliehen. Doch dort herrschen inzwischen die Feen, und nur, wenn Aileana alles auf eine Karte setzt, kann sie die, die sie liebt, retten.


Rezension

„Die Feenjägerin“ hat damit aufgehört, wie Heerscharen von dunklen Feen in die Welt der Menschen eindrangen, während Aileana sich ihnen verzweifelt entgegenstellte und versuchte, das Siegel zu erneuern, das die Barriere zwischen den Welten schützt. Aber es ist ihr nicht gelungen. Und so beginnt „Das verbotene Königreich“ mit Aileana, die in einer zerfallenen, farblosen Welt aufwacht: Dem Reich der Feen, das stetig zerfällt. Aber sie ist nicht allein: Ihr und Kiarans alter Feind Lonnrach hält sie gefangen, fügt ihr physische und mentale Wunden zu und durchkämmt ihre Erinnerungen. Aber er tötet Aileana nicht, denn er hält die Feenjägerin für den Schlüssel zu einem magischen Artefakt, mit dessen Hilfe er die Welt der Feen heilen und sich zu ihrem Herrscher aufschwingen kann.

Endlich kann ihm Aileana entkommen: Aithinne, die quirlige, exzentrische Schwester Kiarans, die selbst zweitausend Jahre lang den rachsüchtigen Dunkelfeen ausgeliefert war, kehrt an den Ort ihrer Gefangenschaft zurück um Aileana zu retten und in die Menschenwelt zu bringen. Doch dort sind in der Zwischenzeit Jahre vergangen. Die Städte der Menschen liegen in Trümmern, bösartige Feen herrschen und die wenigen Überlebenden haben sich in das Reich der kleinen Feen zurückgezogen. In dieser Welt aus Tunneln und Illusionen trifft Aileana ihre alten Freunde wieder: Catherine und Gavin, Derrick und Kiaran haben überlebt, aber die drei Jahre, in denen sie zu Zeugen der Zerstörung ihrer Welt wurden, haben sie verändert.

Aileana fühlt sich schuldig, dass sie das Unheil nicht aufhalten konnte, und trägt zusätzlich zu dem Trauma des Todes ihrer Mutter schwer an den Erinnerungen an ihre Zeit bei Lonnrach. Doch zugleich hat sie erkannt, dass die erbarmungslose Feenjägerin, zu der sie geworden ist, ihr selbst Angst macht. Sie will sich ihre Menschlichkeit zurückholen und lässt auch andere Gefühle als Hass und Wut zu. So erlaubt sie sich Mitgefühl für Aithinne und sucht vor allem die Nähe Kiarans. Die Liebesgeschichte, die am Ende von „Die Feenjägerin“ angedeutet wurde, entwickelt sich nun voll.

Doch Lonnrach gibt seine Suche nach dem Artefakt und Aileana nicht auf und sie muss lernen, ihre Fähigkeiten zur Gänze zu entfalten. Hierbei findet sie auch einiges über die Vergangenheit Kiarans und Aithinnes heraus, die tragischer und schuldbeladener ist, als sie sich hätte träumen lassen, und lange Schatten auf die Gegenwart wirft.

Kiarans und Aithinnes Vorgeschichte ist vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen. May häuft so viele tragische Konflikte aufeinander, dass sie einander ein wenig die Show stehlen. Auch ist Kiaran – eine wichtige Persönlichkeit in seiner Welt, wunderschön, absolut tödlich, mit einer dunklen Vergangenheit ausgestattet und abweisend und gleichgültig gegenüber allen außer der Frau, die er bedingungslos liebt – ist vielleicht objektiv betrachtet keine langweilige Figur, aber solche Charaktere sind mittlerweile so typisch für die Urban Fantasy, dass es einem beinahe so vorkommt.

Trotzdem macht die Lektüre von „Das verbotene Königreich“ Spaß. Das actionreiche Buch liest sich so flüssig und unterhaltsam wie der Vorgängerband. Elizabeth May versteht es wieder, das Leid der Figuren an ihren schmerzhaften Erinnerungen, aber auch ihre glücklichen Momente eindringlich zu schildern. Bemängeln lässt sich allerdings wieder, dass sich hier und da moderne Umgangssprache eingeschlichen hat, die nicht so ganz zum historischen Setting passen will. Dies ist aber weitaus seltener als noch in „Die Feenjägerin“. Eines hat „Das verbotene Königreich“ allerdings mit seinem Vorgänger gemeinsam: Der Roman endet mit einem Cliffhanger.


Fazit

Die Zerstörung der Welt durch die Feen sorgt dafür, dass „Das verbotene Königreich“ in einem völlig anderen Setting als „Die Feenjägerin“ spielt. Allerdings geht es genauso unterhaltsam und dramatisch weiter. Elizabeth Mays zweiter Band hat seine Schwächen, aber bietet dennoch spannende, mühelose Lektüre.


Pro und Contra

+ Aileanas Charakterentwicklung
+ spannend und flüssig geschrieben
+ klar definierte, einprägsame Nebenfiguren
+ interessante, wirkungsvoll geschilderte Welt

- beinahe zu viel Dramatik und Tragik in den Vorgeschichten einiger Figuren
- Liebesgeschichte zwischen Aileana und Kiaran hebt sich zu wenig von vergleichbaren Geschichten ab
- etwas unnötiger Cliffhanger am Ende

Wertung

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu „Die Feenjägerin“ (Bd. 1)

Tags: Elizabeth May, Feen