Lucky Luke Hommage Bd.1: Der Mann, der Lucky Luke erschoss (Matthieu Bonhomme)

Verlag: Egmont Comic Collection; (August 2016)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten;   15 €
ISBN-13: 978-3770439256

Genre: Western


Klappentext

„Ich habe die Legende getötet!
Ich habe Lucky Luke erschossen!“


Rezension

In einer regnerischen Nacht kommt Lucky Luke in der Stadt Froggy Town an. Völlig durchnässt nimmt er sich ein Zimmer und macht gleich die Bekanntschaft mit dem ortsansässigen Sheriff James Bone. Er ist geistig leicht zurückgeblieben und nicht unbedingt geeignet für den Job. Allerdings ist auch sein Bruder Anton der eigentliche Sheriff, und hat James lediglich seinen Stern überlassen. Ein erster Konflikt zwischen Luke und den Brüdern kann ausgeräumt werden. Als er aber am nächsten Tag vom Bürgerkomitee beauftragt wird, einen Mord und Postkutschenüberfall aufzuklären, der augenscheinlich von einem Indianer begangen wurde, verschärft sich wieder die Lage zwischen Lucky Luke und den Bone-Brüdern, die insgesamt zu dritt sind. Seine Ermittlungen führen ihn am Ende zum Täter und direkt zu einem Duell, an dessen Ende ein Mann tot im Dreck der Straße liegt.

Lucky Luke wird in diesem Jahr 70 Jahre alt. Maurice de Bevere alias Morris erfand den Lonesome Cowboy, aber erst mit der Hilfe von René Goscinny entwickelte er sich inhaltlich beträchtlich weiter und wurde so zu einer festen Größe in der Comicwelt. Nun ist 2016 also das Jubiläumsjahr und zu diesem Anlass gibt es mehrere besondere Bände, darunter sind zwei mit Hommagen an Morris´ Schöpfung. Die erste vorliegende Der Mann, der Lucky Luke erschoss ist von Matthieu Bonhomme sowohl geschrieben als auch gezeichnet worden.
Eine gute Hommage dieser Art greift ihr Thema auf und führt es weiter, auf neue Wege, ohne die alten zu vernachlässigen. Genau dies tut Bonhomme in nahezu Perfektion.
Seinen Lucky Luke legt er realistisch an, dreckig und düster. Aus der Westernparodie macht er einen waschechten Western, der einen ernsten Ton hat und eine fesselnde und spannende Geschichte erzählt. Mit diesem Ansatz kann er so manches im Lucky Luke-Universum neu beleuchten und den Leser es überdenken lassen. Lukes Bekanntheit wird hier ebenso zum Fluch als zum Segen und es darf sogar wieder gestorben werden, etwas, was es lange Zeit nicht mehr gegeben hat. Die Charaktere stellt er alle sehr gut dar. Lukes Gegenspieler haben ihre Eigenheiten und vor allem eine nachvollziehbare Motivation, so dass Bonhomme keine klare Trennung zwischen Gut und Böse ziehen muss, sondern alles im Zwielicht verbleiben lassen kann. Ebenso bekommt Luke starke Figuren an die Seite gestellt, die ihm helfen. Das Wichtigste ist dabei, dass alte Bekannte auftauchen und trotz des anderen Ansatzes ihre Persönlichkeit behalten, namentlich wäre hier Laura Legs zu erwähnen. Aber nicht nur Charaktere greift Bonhomme auf, sondern ebenso Situationen in denen sich Lucky Luke früher befunden hat. Mit seinen Zutaten erzählt Bonhomme vielleicht eines der besten Abenteuer über den einsamen Cowboy und selbst den Humor vergisst er nicht. Er ist grimmiger und viele Elemente können bei diesem realistischen Ansatz nicht auftauchen. Auf Kommentare von Jolly Jumper muss also verzichtet werden. Dafür gibt es eine wunderbare Begründung, warum Lucky Luke mit dem Rauchen aufgehört hat und die über den Band hinweg als ein kleiner Running Gag dient und somit alles etwas auflockert. Dennoch ist der Band ein knallharter Krimi im Westerngenre, wodurch die Geschichte eher etwas für Erwachsene ist und weniger für Kinder.

Bei den Zeichnungen ist Der Mann, der Lucky Luke erschoss ebenso großartig und realistisch. Bonhomme hat einen einzigartigen Strich, der Lucky Luke sehr gut auf die realistische Seite der Westerncomics holt. Seine Kolorierung sorgt zusätzlich dafür, diesen Lucky Luke härter aussehen zu lassen. Nicht das die Farben kalt und grell wären, sie sind fast als warm zu bezeichnen, aber sie unterstützen die Atmosphäre und lassen alles nach einem alten Italowestern aussehen. So wirkt alles düster, dreckig und hart. Personen auf einem Bild koloriert Bonhomme meist in einer durchgängigen Farbe, was sehr gut zu Lucky Luke passt. Und wer genau hinsieht, findet eine Verbeugung vor Morris in einem der Bilder.


Fazit

Der Mann, der Lucky Luke erschoss ist eine perfekte Hommage an Morris´ Schöpfung und gleichzeitig eines der besten Abenteuer von Lucky Luke. Idee und Konzept wurden hier von Bonhomme perfekt umgesetzt.


Pro & Contra

+ Lucky Lukes Probleme mit dem Tabak
+ tolle Zeichnungen von Bonhomme
+ spannend erzählt
+ beschränkt sich nicht auf das Muster einer Parodie, sondern führt Lucky Luke in neue Gefilde

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln mit Lucky Luke:

Rezension zu Lucky Luke gegen Pinkerton

Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Matthieu Bonhomme:

Rezension zu Kaiserin Charlotte Bd.1

Tags: Western