Drachenkaiser (Markus Heitz)

Piper (September 2009)
Hardcover, Seiten: 544
Preis 17,95€
ISBN: 9783492701532

Genre: Fantasy


Klappentext

Die Welt steht vor der grössten Schlacht. Sie sind übermächtig. Und sie wollen uns endgültig unterjochen …
Die Mächte des Feuers entfachen Konflikte, unterdrücken Völker, treiben Staaten in den Krieg. Doch die Menschen geben sich noch nicht geschlagen. Der Widerstand wächst, neue Mittel und Waffen werden ersonnen – und der entscheidende Kampf gegen die Drachen beginnt …

Nach „Die Mächte des Feuers“ der neue Besteller von Markus Heitz


Rezension

Viel ärgerlicher als der Rechtschreibfehler auf dem Buchrücken, ist wieder einmal der völlig frei erfundene Klappentext. Im Gegensatz zum ersten Teil, steht hier der direkte Kampf mit Waffen und Flugzeugen nicht im Vordergrund und genau genommen geht es auch nicht um die Unterjochung der Menschen, sondern um die Intrigen der Drachen. Immerhin beschreibt die Inhaltsbeschreibung, im Inneren des Buches, ein wenig worum es geht.

Die Große Schlacht ist geschlagen. Ein großer Teil der Altvorderen wurde vernichtet. Nur Vouivre und Y Draig Goch haben sich retten können und lassen sich erst einmal nicht mehr blicken.
Silena, Heiligenabkömmling und Fliegerass, und ihren Gatten Grigorij, Hellseher und gezähmter Weiberheld, hat der Alltag eingeholt. Besonders der Fürst leidet unter dem Versprechen keine Drogen mehr zu sich zu nehmen und auch auf den Alkohol gänzlich zu verzichten, was ihn allerdings seiner hellseherischen Kräfte beraubt. Ihr Leben in Schottland ist kaum erwähnenswert, doch dann bittet Grigorijs Mutter ihren Sohn zu sich nach Russland zu kommen.

Während der Fürst in die Kälte reist, ohne die Zustimmung seiner Frau, begibt sich Silena aus Trotz nach Deutschland zum Officium Draconis. Die Institution, die ihren inszenierten Tod durchschaut hat, hat sie gebeten, wieder zurückzukommen, um das Officium vor dem Untergang zu bewahren.
Noch ahnt niemand, dass ein neuer Drache aus China seine Klauen nach der Macht ausstreckt. Die alten Drachen sind geschwächt und zerstritten und die Zeit scheint günstig.
Doch dieses Mal erfolgt der Angriff nicht mit Feuer und zerstörerischen Angriffen, was Silena definitiv lieber gewesen wäre.

Nachdem Markus Heitz 2004 mit „Die Zwege“ einen beeindruckenden Erfolg hingelegt hat, war es ihm schnell möglich, weg von Tolkins Erbe zu kommen und sich so richtig auszutoben.
Nach seinem Ausflug in die Dark Fantasy mit "Ritus" und "Sanctum" folgte "Die Mächte des Feuers", dessen Verkaufszahlen auch keine Wünsche offen ließen. Somit stand einem zweiten Teil nichts im Wege.

Nun ist es also soweit. Drachenkaiser ist da und kurzum noch besser als der erste Teil. Alle bekannten Charaktere, wenn sie im Kampf gegen die Drachen nicht gefallen sind, sind wieder da und bekommen ihren verdienten Anteil der Geschichte. Den Mammutteil nehmen hierbei Silena und ihr Gefolge und das Medium Ealwhina Snickelway ein. Letztere ist scheinbar ein Lückenbüßer für die Vorgängerin Arsènie. Infolge ihres Todes musste offenbar ein neues Medium her. Ihre Gaben sind abgewandelt, ebenso wie ihre Gesinnung, aber besonders kreativ wirkt das nicht. Außerdem sind Parallelen zu der Figur der Zvatochna aus der Ulldart-Reihe auch nicht von der Hand zu weisen.
Snickelways Erzählstrang ist so strikt von dem Silenas abgekapselt, dass es wirkt, als lese man abwechselnd zwei verschiedene Geschichten. Ihr Handeln wirkt sich bis zur Mitte des Romans indirekt auf die restlichen Charaktere aus, driftet aber letztendlich in eine unerhebliche Richtung ab und versickert klanglos.
Trotzdem macht es viel Spaß den Weg des Mediums zu verfolgen und die Kritikpunkte verlieren sich dann recht schnell in den spannenden und unvorhersehbaren Kapiteln.

Silenas Part erfüllt das nach Spannung und Action lechzende Leserherz umso mehr. Auf ihrer Suche nach Antworten verschlägt es die junge Heldin um die ganze Welt. Und egal wohin sie einen Fuß auf die Erde setzt, kracht es gewaltig. Zwischendurch fast zu gewaltig. Besonders im ersten Teil des Buches sind es überwiegend Actionszenen, die die Geschichte vorantreiben.
Neben Drachen muss sich Silena besonders den Plänen der Drachenfreunde stellen und bekommt Unterstützung aus unvermuteten Reihen.
Ihr größtes Problem bleibt jedoch, dass der Angriff auf Europa nicht so brachial vonstatten geht, wie es die heimischen Drachen handhaben. Mit Flugzeugen und Lanzen kommt man da nicht weit.

Das besondere an Heitz’ Werken ist, dass er sich nicht auf simplen Geschichten ausruht. Während bei anderen Büchern häufig das Gefühl aufkommt, dass der Autor kaum um die nächste Ecke gedacht hat, als er sich die Handlung zusammengeklaut hat, scheint der wiederholte Phantastik-Preis-Gewinner nur so zu strotzen vor eigensinnigen Ideen. Und das merkt man besonders bei den Romanen um die Drachen.
Die Vorliebe für verstrickte Intrigen, die Heitz so oft zelebriert, wie er kann, kommt auch hier zum tragen. Zuweilen ist das Ganze etwas schwer zu durchschauen und ein wenig konstruiert, was durch die gelegentlichen Zeitsprünge zusätzlich verstärkt wird, aber spätestens am Ende rundet es sich wieder ab. Und die zufällige Parallele zu aktuellen Geschehnissen auf der Welt, verstärkt die Glaubwürdigkeit.

Verfolgt man Markus Heitz’ Arbeiten bis zum heutigen Tag und vergleicht die Letzten mit den Ersten, erkennt man schnell, welchen Quantensprung er sprachlich hingelegt hat. Der Text von Drachenkaiser ist flüssig, spannend, wortgewandt und abwechslungsreich.
Eine klare Schwäche ist aber der Humor. Die Witze und sarkastischen Bemerkungen der Protagonisten fallen dann doch recht klischeehaft oder gestellt aus. Glücklicherweise halten sich die Versuche im Rahmen.


Fazit

Silena ist zurück und stellt sich erneut den feuerspeienden Bestien. Mit einem Mix aus Action und Verwirrspiel übertrifft Markus Heitz mit Drachenkaiser den Vorgänger Die Mächte des Feuers und liefert einen eigensinnigen Fantasy-Knaller ab.


Pro und Kontra

+ unverbrauchte Ideen
+ weit weg vom Mainstream
+ besser als Teil 1(auch das Cover)
+ wortgewandte Sprache

o Vorband sollte man gelesen haben

- Ende von Snickelways Geschichtsstrang
- konstruierte Ereignisse zur Erhaltung der Spannungsbögen

Beurteilung:

Handlung 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Drachen, Markus Heitz