Auf die Barrikaden Bd.2 – Die roten Elefanten (Wilfrid Lupano, Lucy Mazel)

Verlag: Splitter-Verlag; (August 2016)
Gebundene Ausgabe 56 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3958392793

Genre: Historik


Klappentext

„Man wird mich die Elefantendame nennen!“

Winter 1870. Auftakt der Kommune. Während das von der Preußischen Armee belagerte Paris unter der Kälte und Hunger leidet, kümmert sich die elfjährige Victorine in ihrer Freizeit um die zwei Elefanten Castor und Pollux im Jardin des Plantes. Ihre Liebe zu den Dickhäutern ist Victorines Mutter ein Dorn im Auge. Diese engagiert sich in der Frauenbewegung, die dafür kämpft, an der Verteidigung der Stadt teilnehmen zu dürfen. Inspiriert von den Ambitionen der Mutter, heckt das fantasievolle Mädchen einen Plan aus, in dem es – gleich Hannibal – auf dem Rücken der Elefanten Paris befreit und Bismarcks Armee in die Flucht schlägt.


Rezension

Paris 1870. Die Stadt ist eingekesselt von den Deutschen und die Bevölkerung leidet immer stärker unter dem Mangel an Nahrung und Arbeit. Victorine schlägt sich gemeinsam mit ihrer Mutter durch diese schwere Zeit. Es ist kaum Arbeit vorhanden und so kann ihre Mutter kaum etwas tun, um für Essen und Unterkunft zu sorgen. Deswegen nehmen sie eine Tages eine leerstehende Wohnung in Besitz und Victorine schmiedet hier ihren großen Plan, um die Elefanten des Zoos zu retten. Dafür muss sie zunächst Anführerin ihrer Bande werden, was ihr tatsächlich gelingt. Aber die Zeit drängt. Denn es wurde bereits begonnen, die Tiere im Zoo zu schlachten, damit die Reichen in Paris weiterhin kulinarische Genüsse zu sich nehmen können. Aber alle ihre Tagträume scheinen vergeblich.

In Der Aufstand der Frauen, dem ersten Band von Auf die Barrikaden wurde das Leben im Paris von 1871 aus der Sicht einer der führenden Persönlichkeiten der Pariser Kommune geschildert, in Die roten Elefanten wendet sich Wilfrid Lupano nun dem anderen Ende der Pariser Gesellschaft zu. Den normalen Bürgern und Bürgerinnen, die im Winter 1870 ums Überleben kämpfen müssen. Es geht also dieses Mal nicht um die Kommune, sondern um Ereignisse die unter Umständen zu ihr geführt haben.
Er zeichnet ein sehr realistisches Bild der damaligen Verhältnisse und arbeitet die Unterschiede zwischen arm und reich und Männern und Frauen sehr gut heraus. Dies macht er nicht plakativ, sondern der Leser erlebt dies aus den Augen von Victorine, einem jungen Mädchen, das idealistisch und verträumt ist, aber gleichzeitig durchaus einen Sinn für Realität hat. Ihre Sorge gilt vor allem den Elefanten Castor und Pollux, die sie neben ihrer Mitgliedschaft in einer Bande pflegt. Durch ihre Sorge um die Tiere, bekommt Die roten Elefanten Tiefe und im Laufe der Handlung wird die Not in Paris zu der Zeit sehr deutlich. Ebenso die Klassenunterschiede von denen Victorine träumt, sie beseitigen zu können. Die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen steht gleich mit auf ihrer Agenda. Dass sie ihre Ziele nicht erreichen kann, ist von Beginn an klar, trotzdem fiebert der Leser mit ihr mit und hofft, dass das Unvermeidliche nicht geschehen möge. Sie wird von Wilfrid Lupano äußerst charismatisch dargestellt, so dass der Leser eine Verbindung zu ihr aufbauen und mit ihr empfinden kann, was das Ende umso tragischer wirken lässt. Die Nebenfiguren sind allesamt ebenso gut ausgearbeitet, dienen allerdings dazu, Victorine besser zu beleuchten. Die Geschichte, die Lupano erzählt ist nicht nur spannend und düster, sondern ebenso tragisch. Zusammen ergibt sich so ein interessanter Blick auf eine Zeit des Umbruchs in Frankreich. Wilfrid Lupano beweist damit, dass Geschichte interessant und ebenso geeignet für junge Leser aufgearbeitet werden kann.

Für Die roten Elefanten ist dieses Mal Lucy Mazel an Bord. Sie gestaltet Die roten Elefanten dem Hauptcharakter entsprechend. Ihr Zeichenstil ist etwas sanfter, ein bisschen so, als würde sie sich an Zeichentrickfilmen orientieren. Dadurch erhält der Comic etwas traumhaftes und illustriert damit recht gut Victorines Innenleben. Trotzdem stellt Lucy Mazel die Welt, in der Victorine lebt ungeschönt dar. Während sie zielstrebig durch die Stadt läuft und große Pläne verfolgt, werden am Straßenrand Ratten zum Essen verkauft und Pockentote fortgeschafft. Lucy Mazel erschafft eine melancholische Atmosphäre, die gleichzeitig Mut macht und sehr gut zu Victorines Geschichte passt, die trotz allem recht realistischerweise desillusioniert endet.


Fazit

Eine Kindheit im Schatten des Krieges und der Belagerung, wie gehen Kinder mit so etwas um? Wilfrid Lupano gibt hierauf eine Antwort in seinem zweiten Band von Auf die Barrikaden! Unterstützt wird er dabei von Lucy Mazel mit kindlichen Bildern, die im Kontrast zur Geschichte stehen und sie dadurch hervorragend unterstützen.


Pro & Contra

+ sehr gute Zeichnungen
+ ungewöhnliche und spannende Geschichte
+ Blick auf einen interessanten Teil der französischen Geschichte

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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