Wahllos (Jeffery Deaver)

Verlag: Blanvalet Verlag (Oktober 2016)
Gebundene Ausgabe: 576 Seiten; 19,99 €
ISBN-13: 978-3764505738

Genre: Thriller


Klappentext

Seine größte Waffe ist deine Angst!

Ein Konzert in einem beliebten Nachtclub endet für die Besucher in einem Albtraum, als ein Feueralarm ausgelöst wird. Der Notausgang ist blockiert – es kommt zu einer Massenpanik, bei der zahlreiche Menschen sterben. Kathryn Dance ermittelt und stößt auf Beweise, die infrage stellen, dass es sich bei den Geschehnissen um ein tragisches Unglück handelt. Ein psychopathischer Killer scheint den Vorfall gezielt inszeniert zu haben, und Dance ist sicher, dass er wieder zuschlagen wird...


Rezension

Ein Konzert im Solitude Creek Roadhouse wird zu einer hinterhältigen und tödlichen Falle, als ein Killer dort eine Massenpanik auslöst. Das perfide dabei ist, dass für die Besucher des Konzerts zu keiner Zeit Gefahr Bescheid. Das Feuer, welches die Panik auslöste, war nur fingiert. Dass die Türen von einem LKW blockiert waren, war hingegen kein Zufall, wie Kinesikexpertin und CBI-Ermittlerin Kathryn Dance fast augenblicklich auffällt. Und so stürzt sie sich gleich in ihren nächsten Fall. Es gibt allerdings ein Problem, sie wurde zur Civil Division versetzt, nachdem sie bei einem Verhör einen Fehler gemacht hat und nun ein gefährlicher Verbrecher auf freiem Fuß ist. Insgeheim arbeitet sie aber ebenso in diesem Fall weiter. Aber das Solitude Creek steht im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit und der Täter lässt nicht lange auf den nächsten Anschlag warten. Denn Antioch March ist buchstäblich auf einer Mission und die muss und will er auf jeden Fall zu einem Ende bringen. Neben diesen beiden Fällen muss sich Kathryn Dance noch mit ihren Kindern und Jon Boling und Michael O´Neil auseinandersetzen und dies raubt ebenfalls viel von ihrer Zeit.

Der neue Deaver ist da und Kathryn Dance darf ihren vierten Fall lösen. Der Killer den Deaver hier präsentiert ist wahrhaft diabolisch, denn er tötet nie selbst, sondern lässt die Natur des Menschen in Form von Massenpaniken ihr Werk verrichten. Er selbst löst immer nur die Panik aus. Die Persönlichkeit des Killers ist dabei nicht gerade die interessanteste oder innovativste, er ist mehr aus dem Serienkillerbaukasten für Autoren zusammengesetzt. Jeffery Deaver scheut sogar nicht davor zurück, ihn zu einem Liebhaber von Ego-Shootern zu machen, wenngleich er diese nicht verteufelt, sondern nur als einen Aspekt nutzt, der Antioch March auf seinen Weg gebracht hat. Allerdings ist dies auch nicht so wichtig, denn Marchs Vorgehen ist die Facette, die  die Handlung spannend und faszinierend für den Leser macht. Es ist zu merken, dass Deavers Fokus genau darauf lag und nicht auf den Killer selbst. So darf der Leser gleich zu Beginn aus der Sicht eines der Opfer miterleben, wie sich die Situation im Klub entwickelt. Diese Dinge sind unheimlich gut geschrieben und fesseln einen an die Seiten. Leider verlässt sich Jeffery Deaver dieses Mal nicht allein auf seinen Fall, sondern er bringt gleich mehrere Nebenhandlungsstränge ins Spiel. Um genau zu sein vier. Da wären die drei, die mit Kathryn Dances Familie und Jon Boling zu tun haben und ein weiterer Fall, der mit Gangs in Mexiko zu tun hat. Und das ist eindeutig zu viel. Durch den Wechsel auf die anderen Schauplätze, wird Wahllos teilweise extrem ausgebremst und die Spannung wird zu einem Teil herausgenommen.Man hat das Gefühl Deaver sind die Ideen für seine Hauptgeschichte ausgegangen und er wollte das Buch einfach strecken und Fanservice betreiben, indem er Klarheit in Kathryn Dances Privatleben bringt. Dies funktioniert zwar, aber eben auf Kosten der Spannung. Glücklicherweise bekommt er immer wieder gerade so die Kurve, bevor sämtliche Spannung verloren geht. Ganz am Ende ist es dann so, dass die Auflösung viel zu schnell geschieht. Anstatt den Leser, die letzten Entdeckungen und Schlussfolgerungen miterleben zu lassen, werden diese nur in Nebensätzen erwähnt. Noch kritischer zu bewerten ist, dass der Nebenfall plötzlich mehr Platz und genau das bekommt, das Antioch March verwehrt blieb. Und auch das wirklich kitschige Ende, das eher in eine Seifenoper gehört, hätte sich Deaver sparen können, auch wenn er damit endlich einen Schlussstrich unter offene Fragen zieht.
Auch wenn sich das alles negativ anhören mag und eine Beinahekatastrophe vermuten lässt, ist der Fall des Solitude Creek glücklicherweise so stark, um diese Schwächen überdecken zu können und Wahllos trotzdem zu spannender Unterhaltung zu machen, bei der die Seiten im Flug vergehen. Das ist ebenso Jeffery Deavers routinierten Schreibstil geschuldet, mit dem er den Leser in die Geschichte hineinzieht. Nur etwas weniger Modebeschreibungen wären beim nächsten Roman gut. Ansonsten gibt es solide Charakterbeschreibungen, Atmosphäre und Spannung.
Alles in allem ist Wahllos ein guter Thriller, der glücklicherweise nicht in Seifenopergefilde abrutscht. Hoffentlich schafft es Jeffery Deaver die Anteile, die Wahllos diesen gefährliche nahe bringen, beim nächsten Roman über Kathryn Dance zurückzufahren und wieder zur Hochform aufzulaufen, indem er sich ganz auf seinen Fall verlässt und nicht zu viele Nebenschauplätze eröffnet.


Fazit

Wahllos ist immer dann ein hervorragender Thriller wenn sich Jeffery Deaver auf den eigentlichen Fall des Solitude Creek Killers konzentriert, leider schweift er ein bisschen zu häufig in Kathryn Dances Privatleben ab und das bremst die Spannung immer wieder etwas aus. Trotzdem ist Wahllos ein spannender, gut geschriebener Thriller den Fans des Genres zu schätzen wissen dürften.


Pro & Contra

+ interessante Methoden des Killers
+ Hintergrund ist erschreckend

- zuviel Privatleben und Nebensächlichkeiten

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Jeffery Deaver:

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