Die Krone der Sterne (Kai Meyer)

Fischer TOR (Januar 2017)
Paperback, 464 Seiten, 14,99 EUR
ISBN: 978-3-596-03585-4

Genre: Space Opera / Space Fantasy


Klappentext

Das galaktische Reich von Tiamande wird von der allmächtigen Gottkaiserin und ihrem Hexenorden beherrscht. Regelmäßig werden ihr Mädchen von fernen Planeten als Bräute zugeführt. Niemand weiß, was mit ihnen geschieht.

Als die Wahl auf die junge Adelige Iniza fällt, soll sie an Bord einer Weltraumkathedrale auf die Thronwelt gebracht werden. Ihr heimlicher Geliebter Glanis, der desillusionierte Kopfgeldjäger Kranit und die Alleshändlerin Shara Bitterstern tun alles, um den Plan der Hexen zu vereiteln. Im Laserfeuer gewaltiger Raumschiffe kämpfen sie um ihre Zukunft – und gegen eine kosmische Bedrohung, die selbst die Sternenmagie der Gottkaiserin in den Schatten stellt.


Rezension

Obwohl es eine große Ehre ist, als Braut der Gottkaiserin erwählt zu werden, versucht die junge Baroness Iniza vor ihrem Schicksal zu fliehen. Ihr Herz gehört dem Soldaten Glanis, dessen Kind sie erwartet. Dieser soll ihr bei der Flucht helfen, doch es geht einiges schief. Iniza gerät in die Hände des Kopfgeldjägers Kranit, der sie einem alten Adligen als Braut ausliefern soll. Kranit gelingt es, Iniza aus einer der gefürchteten Weltraumkathedralen herauszuholen und rettet sogar Glanis, da er den jungen Mann für nützlich hält. Die Paladine der Hexen jagen das Trio unerbittlich, sodass Kranit seine Pläne muss. Bald sind sie auf die Hilfe der abgebrühten Alleshändlerin Shara angewiesen – und auf die eines alten Feindes, den die Hexen mit ihrer Gottkaiserin einst verbannten …

Die Jagd auf Iniza beginnt bereits auf den ersten Seiten und bis zum Finale hat man als Leser kaum Gelegenheit, zu Atem zu kommen. Während ein Plan nach dem anderen scheitert und Iniza oftmals nur mit Glück dem Orden entkommt, wächst die Anzahl ihrer Unterstützer an. Der bedrohlich wirkende Hüne Kranit betrachtet sein Geschäft bald als geplatzt und schlägt sich vorerst auf Inizas Seite, ebenso wie Shara Bitterstern, die gerade erst ihre Freiheit zurückerhalten hat. Ihr gehört das mondsichelförmige Schiff Nachtwärts, dessen Besonderheiten den Protagonisten so manches Mal das Leben retten. Kranit und Shara sind derbe Charaktere, die viel erlebt haben und denen man besser nicht vorschnell vertraut. Beide scheinen stets nach dem besten Deal Ausschau zu halten, doch sie entwickeln auch Sympathien für Iniza und Glanis.

“Die Krone der Sterne“ lebt von der schweißtreibenden Jagd, die nicht nur die Nerven der Protagonisten auf eine harte Probe stellt. Es ist fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen, immer wieder müssen Iniza und ihre Freunde überstürzt die Flucht antreten. Dennoch bleibt auch Zeit für leise Momente der Nähe zwischen Iniza und Glanis, deren Liebesgeschichte sich nicht erst entwickeln muss, sondern bereits gefestigt erscheint. Auch wenn die beiden noch keinen Plan für die Zeit nach ihrer Flucht haben, da sie selbst kaum an den Erfolg glauben. Zu mächtig erscheint der Hexenorden, der seit dem Sieg über den Maschinenherrscher das galaktische Reich Tiamande beherrscht.

Die Hexen verabscheuen den Fortschritt, entsprechend stammt nahezu jede Technologie aus früheren Zeiten. Vor allem in den Baronien, in denen die Geschichte beginnt, erscheint das Reich heruntergekommen. Alte Adelsstrukturen haben sich etabliert, Ausbeutung und Piraterie stehen an der Tagesordnung. Das galaktische Reich, das Kai Meyer in „Die Krone der Sterne“ zeichnet, ist unheimlich komplex und mit seiner Mischung aus Science-Fiction- und Fantasyelementen wahnsinnig reizvoll. Insbesondere der dunkle Kult des Ordens. Die Hexen verehren das schwarze Loch Kamastraka, das einst die Galaxis streifte und einen Schweif auf Sternen hinter sich herzieht. Die angeblich unsterbliche Gottkaiserin soll in direktem Kontakt zu dem schwarzen Loch stehen. Dem Orden gegenüber stehen die Anhänger der ominösen STILLE sowie der mysteriöse Ikonoklast, über den man in diesem Auftaktband noch nicht viel erfährt. .

In sein Actionspektakel streut Kai Meyer wahnsinnig viele Informationshäppchen über die religiösen Kulte in Tiamande und die Geschehnisse vor tausenden Jahren ein, sodass die Neugier mit jeder Seite größer wird und die Spannung zusätzlich hochtreibt. Leider werden nur wenige Fragen beantwortet, da sich die Handlung ganz auf die Gruppe um Iniza und ihre Verfolger konzentriert. „Die Krone der Sterne“ ist eben ein Auftaktband, der die Leserschaft anfüttert und hungrig - wenn nicht fast verhungert - zurücklässt. Glücklicherweise hat der Verlag inzwischen angekündigt, dass es definitiv zwei weitere Romane geben wird. Würde es diese nicht geben, müsste man hier unter das Ende ein fettes „unbefriedigend“ schreiben, da man nicht eine so enorm faszinierende Welt öffnen kann und dann nichts mehr aus ihr erzählen. Es ist zweifelhaft, ob für Tiamande überhaupt drei Romane ausreichen, denn hier gibt es noch so unglaublich viel zu entdecken.

Ein wenig enttäuschend ist es, dass „Die Krone der Sterne“ nur als Paperback erschienen ist, wobei es sich um ein ausgesprochen schönes Buch handelt. Der dunkelblaue Hintergrund mit den gold/kupferfarben glänzenden Illustrationen sieht phänomenal aus und das Buch fühlt sich toll an. Im Innenteil bekommt man zudem einige sehr schicke Schwarzweiß-Illustrationen von Jens Maria Weber geboten, die dem Roman zusätzliche Lebendigkeit verleihen.


Fazit

”Die Krone der Sterne” ist ein spaciges Actionfeuerwerk voll dunkler Magie, ominöser Kulte und uralten Geheimnissen. Die nervenaufreibende Flucht der Baroness Iniza und ihren Mitstreitern lässt die Leser kaum zu Atem kommen, während die Einblicke in das galaktische Reich Tiamande immer neugieriger machen. Am Ende bleibt nur das Gefühl, ganz schnell viel, viel mehr davon zu wollen!


Pro und Contra

+ moderne Space Opera gepaart mit düsterer Fantasy
+ nervenaufreibende Flucht
+ sehr unterschiedliche, interessante Protagonisten
+ knackige Dialoge
+ die Geheimnisse von Tiamande
+ Hommage an andere große Space Operas
+ Kai Meyer ist ein Garant für großartiges Kopfkino
+ wundervolle Gestaltung des Paperbacks
+ die Illustrationen von Jens Maria Weber

o diverse Gerneklischees

- viel zu kurz

Wertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Kai Meyer, Space Fantasy, Science Fantasy, deutschsprachige SF