Mezolith Bd.2 (Ben Haggarty, Adam Brockbank)

Verlag: Cross Cult (Dezember 2016)
Gebundene Ausgabe: 96 Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3864259890

Genre: Historik/ Mystery/ Legenden


Klappentext

Es stimmt, wir sind alle Kinder von Mutter Rothand, aber ihr, ihr seid die Kansa – und die Ehre der Kansa steht auf dem Spiel. Lasst euch niemals sagen, euch fehle es an Mut!

Vor 10000 Jahren lebte der Stamm des Kansa an den östlichen Küsten des Großbritanniens des Steinzeitalters. Dort ist die Gefahr nie weit. Schritt für Schritt geht Poikas Reise in Richtung Mannesalter weiter. Er steckt inmitten eines Netz seines Stammes aus Jagd, Zusammenkünften und Festessen. Dort wird alles bestimmt von der zunehmenden und abnehmenden Sichel der dreizehn Monde.

Doch er ist nicht alleine. Neid, Hunger und Lust tanzen unter wachsamen Augen in den Schatten.

Die Grenze zwischen Realität und Fantasie verwischen, denn aus Träumen und Albträumen aus dem Kosmos der Kansa enthüllt sich die Schönheit des Mesolithikums.


Rezension

Mezolith wusste mit seinem ersten Band zu überraschen. Ben Haggarty erzählte auf unglaublich tolle Art Geschichten aus der Steinzeit und Adam Brockbank lieferte fantastische Zeichnungen dafür ab. Nun machen die Beiden im Nachfolger genau da weiter, wo sie Poika und seinen Stamm zuletzt verlassen haben. Erneut gibt es mehrere Kurzgeschichten zu lesen, die am Ende ein großes Ganzes ergeben und die das Leben in der Steinzeit illustrieren, mit allem was dazu gehört.

Skelettmenschen

Talja, der Lagerhüter, stirbt und Poika stellt sich angesichts des Todes eines guten Mannes die Frage, was Menschen böse werden lässt. Die Antwort darauf erhält er am Abend durch deine Geschichte von Konkari über die Eiskannibalen und ihre Gier nach Menschenfleisch.
Ein wirklich gruseliger Auftakt für diesen Band, der erzähltechnisch an Mike Mignolas Hellboy heranreicht, dem diese Geschichte sicher gut zu Gesicht gestanden hätte.
Das Adams Brockbanks Darstellung der Eiskannibalen an Gollum aus dem Herr der Ringe erinnert ist mit Sicherheit kein Zufall.

Totenwache

Talja wird auf seine letzte Reise den Fluss hinab geschickt. Kurz darauf verlassen die Menschen das Winterlager und bald sind nur noch Poika, sein Vater und Konkari als letzte im abgebrochenen Lager und räumen auf. Da erscheint eine Bärenmutter und die drei müssen genau auf jenen Baum flüchten, von dem Talja in den Tod gestürzt ist.
Im Prinzip ein Alltagsereignis, welches aber zeigt, welchen Respekt die Menschen vor der Natur haben sollten.

Rotfischfest

Das Rotfischfest steht an, zudem sich die verschiedenen Stämme treffen, bis auf natürlich die Eulen, die von den anderen Stämmen, aufgrund ihrer Taten, ausgestoßen wurden. Beim stattfindenden Tanz suchen sich die Mädchen ihre Ehepartner aus und auch Poika wird erwählt, auch wenn er die Wahl zunächst ablehnt. Bevor der Tanz stattfindet, wird den Mädchen aber eine Geschichte über zwei Schwestern auf den Weg mitgegeben, die eine wichtige Moral für sie bereithält.
Die Mythen des Stammes der Kansa werden erweitert und geben einen weiteren Einblick in die Welt Mezoliths. Erneut erzählt Ben Haggarty eine recht einfache Geschichte auf äußerst unterhaltsame Art und Weise. Das Ende bereitet dann gleich die nächste Erzählung vor und lässt den Leser mit einem flauen Gefühl im Magen zurück, da sich Poikas Brüder auf den Weg machen, sich an den Eulen zu rächen.

Nest

Poikas Brüder erreichen das Dorf der Eulen und machen eine erschreckende Entdeckung. Sämtliche Bewohner sind tot, mit Ausnahme von zwei Frauen, Tukka und Sisu, die ihnen eine schreckliche Geschichte erzählen. Der glänzende Stein, den Turha in seinen Besitz brachte, scheint den Eulen den Verstand geraubt zu haben.
Nest ist eine kurze und knappe Geschichte, die die Grundlage für kommende spannende Erzählungen legt.

Geheimnisse

Die Männer und Frauen brechen zur Jagd auf und Poika bleibt mit den Alten und den Kindern im Lager zurück. Er freundet sich mit Sisu an und sie erzählt ihm, was wirklich mit Turha geschah. Gleichzeitig wird eine Intrige angedeutet.

Herzmahl

Pferde tauchen plötzlich auf und da die Stämme nicht wissen, wie sie sie eigentlich nutzen können, bilden sie eine Jagdgemeinschaft, um die Tiere zu töten und ein großes Fest zu feiern. Alle sind in heller Aufregung. Nur Poika hat eine dunkle Vorahnung, die sich nur verstärkt als ein Händler im Lager auftaucht, dem sich Kiva sofort an den Hals wirft, und Sisu wegläuft. Am Morgen nach dem Fest hat Poika eine seltsame Vision und macht eine außergewöhnliche Erfahrung.
Etwas mystisch und mit vielen Andeutungen versehen ist Herzmahl eine beeindruckende Geschichte, die die Stämme in ihrer Unwissenheit und bei einem großen Fehler zeigt. Das Ende ist offen und verlangt nach einer Fortsetzung. Sie setzt den Schlusspunkt unter einen ungemein starken Geschichtenband, der Poikas Entwicklung weiter vorantreibt und ihn zu einer interessanten Persönlichkeit werden lässt.

Adam Brockbank erschafft erneut eine ferne Welt mit all ihren Details. Seine Zeichnungen sind ungemein realistisch und atmosphärisch. Die Visionen und Monster arbeitet er perfekt ein und ihm gelingen ein weiteres Mal mehrfach beeindruckende Bilder, die einen verharren und nicht mehr loslassen. Allein die abschließende Doppelseite ist bereits ein Meisterwerk, welches zu dem ein wunderschönes Bild zeigt.


Fazit

Der zweite Band von Mezolith steht dem Ersten in nichts nach. Ben Haggarty ist ein großartiger Erzähler und er weiß genau, wie er die bestmögliche Wirkung erzielen kann. So entführt er den Leser in eine weit entfernte Zeit, die reichhaltig an Mythen und Legenden ist und ihn den Alltag vergessen lässt. So kehrt man immer wieder gerne in die Steinzeit zurück.


Pro & Contra

+ beeindruckende Zeichnungen
+ Skelettmenschen ist eine hervorragend geschriebene Gruselgeschichte
+ sich andeutende Konflikte

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Ben Haggarty und Adam Brockbank:

Rezension zu Mezolith Bd.1